Mit Pflegetagegeldversicherung Lücke im Pflegefall schließen
14.04.2015
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt. Schätzungen des Statistischen Bundesamtes zufolge werden in fünf Jahren rund drei Millionen Menschen hierzulande auf Hilfe angewiesen sein. Die gesetzliche Pflegeversicherung alleine reicht für viele nicht aus. Private Pflegetagegeldversicherungen sollen diese Lücken schließen. Nicht alle können das gleich gut.
Gesetzliche Pflegeversicherung reicht für viele nicht
Der Pflegebedarf in Deutschland ist hoch. 2,6 Millionen Menschen sind hierzulande pflegebedürftig, 64 Prozent davon sind Frauen. 70 Prozent aller pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause gepflegt. Diese Zahlen hat das Gesundheitsministerium im vergangenen Sommer bekannt gegeben. In fünf Jahren werden laut Schätzungen des Statistischen Bundesamtes rund drei Millionen Bundesbürger auf Hilfe angewiesen sein. Diese Pflege kostet Geld. Die gesetzliche Pflegeversicherung kommt zwar für einen Teil der Kosten auf. „Doch vor allem für die Menschen, die nicht auf private Pflege durch Angehörige zurückgreifen können, bleibt eine große Pflegelücke“, erklärte der Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“, Heinz Landwehr, laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa.
Bis zu 2.000 Euro müssen zugezahlt werden
Zwischen 540 und 2.000 Euro müssen – je nach Pflegestufe – aus eigener Tasche gezahlt werden. „Diese Rechnung kann im Einzelfall natürlich anders aussehen“, erläuterte Landwehr. „Sie gibt aber eine realistische Orientierung, auf was sich Menschen einstellen müssen, die für ihre Pflegekosten vorsorgen wollen.“ Verbraucher können diese Lücke mit einer Pflegetagegeldversicherung schließen. Für die aktuelle „Finanztest“-Ausgabe (Heft 5/2015) nahmend die Warentester 88 Tarife von 29 Anbietern unter die Lupe. Von diesen waren 31 ohne staatliche Förderung, bei 29 Tarifen handelte es sich um sogenannte geförderte Pflege-Bahr-Tarife, und 28 Tarife waren Kombiangebote.
Pflege-Bahr-Tarife können Lücke nicht schließen
Eine wichtige Erkenntnis aus dem Test ist sicher, dass die reinen Pflege-Bahr-Tarife in keinem Fall über alle Pflegestufen hinweg ausreichen, um die Lücke zu schließen. Wie es heißt, seien sie eher für Menschen mit Vorerkrankungen geeignet, die sonst vermutlich keine Pflegezusatzversicherung abschließen könnten. Sie wurden daher bei der Bewertung auch außen vor gelassen. Bereits 2013 war „Finanztest“ zu dem Ergebnis gekommen, dass der so genannte „Pflege-Bahr“ in den meisten Fällen nicht ausreichend ist, um den Bedarf im Pflegefall zu decken. Von den übrigen Tarifen wurden fünf Angebote mit „sehr gut“, 78 mit „gut“ und der Rest mit „befriedigend“ bewertet. Die Höhe der monatlichen Beiträge der bewerteten Tarife hängt unter anderem vom Eintrittsalter ab. Ein 45-jähriger Kunde zum Beispiel zahlt im Schnitt rund 56 Euro monatlich für einen „sehr guten“ Vertrag. Hier liegen die Leistungen je nach Tarif und Pflegestufe zwischen 540 Euro und rund 3.030 Euro. Für einen 55-Jährigen wird es teurer. Er muss für einen „sehr guten“ Vertrag bereits etwa 87 Euro pro Monat zahlen. Im Pflegefall bekommt er dafür zwischen 495 Euro und 1.650 Euro.
Pflegetagegeldversicherung ist nicht die wichtigste Police
Dazu, ob es sinnvoll ist, eine Pflegetagegeldversicherung möglichst früh abzuschließen, erklärte Projektleiterin Sabine Baierl-Johna: „Jüngere Interessenten könnten eine gute Absicherung zwar zu einem weitaus günstigeren Beitrag bekommen.“ Doch dann zieht sich die voraussichtliche Vertragslaufzeit vielleicht über viele Jahre hin. „Oft ist in jungen Jahren noch gar nicht absehbar, ob die Beiträge dauerhaft gezahlt werden können.“ Genau das ist jedoch nach Ansicht der Experten wichtig, denn wenn der Vertrag gekündigt wird, verlieren Kunden das eingezahlte Geld und sind im Pflegefall ohne Schutz. Zudem ist eine Pflegetagegeldversicherung zwar sinnvoll, doch die wichtigste Police ist sie nach Ansicht der Experten nicht. „Eine private Haftpflichtversicherung und je nach Lebenslage eine Risikolebensversicherung für den Schutz der Familie haben Vorrang“, meinte Landwehr. Außerdem ist im Zweifel erstmal wichtiger, für das Alter vorzusorgen. (ad)
>Bild: Lupo / pixelio.de
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