Schlafapnoe lässt schneller altern
Mehrere Millionen Menschen leiden allein in Deutschland unter Schlafapnoe. Neben lautem Schnarchen und Atemaussetzern in der Nacht ist eine geringere Sauerstoffversorgung während des Schlafens eine Folge. Damit gehen laut aktueller Studie nicht nur erhöhte Krankheitsrisiken einher, sondern auch ein beschleunigter Alterungsprozess.
Forschende der University of Missouri School of Medicine (USA) haben herausgefunden, dass eine unbehandelte Schlafapnoe den biologischen Alterungsprozess beschleunigt. Die gute Nachricht ist dabei, dass eine angemessene Behandlung diesen Trend verlangsamen oder sogar stoppen kann. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten „European Respiratory Journal“ vorgestellt.
Schlafapnoe erhöht Risiko für zahlreiche Krankheiten
Aus früheren Studien ging bereits hervor, dass das Vorliegen einer obstruktiven Schlafapnoe mit einem erhöhten Risiko für zahlreiche Volkskrankheiten verbunden ist, darunter Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes.
Die Arbeitsgruppe der University of Missouri School of Medicine hat nun durch Bluttests und DNA-Analysen von Schlafapnoe-Betroffenen belegt, dass das Krankheitsbild auch mit einem beschleunigten Alterungsprozess verknüpft ist. Die Ergebnisse deuten zudem darauf hin, dass der Prozess durch Behandlung reversibel ist.
Wenn das biologische Alter das chronologische überholt
Wie das Forschungsteam erklärt, handelt es sich hierbei um ein Phänomen, dass als „epigenetische Altersbeschleunigung“ bezeichnet wird. Hierbei übersteigt das biologische Alter eines Menschen das tatsächliche chronologische Alter.
Nach Angaben der Forschenden steht eine solche epigenetische Altersbeschleunigung in Zusammenhang mit der Sterblichkeit und dem Risiko für chronische Krankheiten. „Die Altersbeschleunigung ist keine Besonderheit der obstruktiven Schlafapnoe“, ergänzt Dr. Rene Cortese aus der Forschungsgruppe.
Epigenetische Altersbeschleunigung weit verbreitet
„Sie kann durch eine Vielzahl von Umweltfaktoren wie Rauchen, schlechte Ernährung oder Umweltverschmutzung verursacht werden“, erklärt der Experte weiter. In der westlichen Kultur ist es ihm zufolge nicht ungewöhnlich, dass Menschen eine epigenetische Altersbeschleunigung erfahren.
Ablauf der Studie
„Wir wollten wissen, wie sich die obstruktive Schlafapnoe auf die systemische Altersbeschleunigung auswirkt, verglichen mit Menschen, die nicht unter dieser Krankheit leiden“, schildert Dr. Cortese die Intention der Studie.
Hierzu analysierte die Arbeitsgruppe das Blut und die DNA von 16 erwachsenen Nichtrauchern, bei denen eine obstruktive Schlafapnoe diagnostiziert wurde. Verglichen wurden die Ergebnisse mit acht Kontrollpersonen ohne Schlafstörungen.
CPAP-Behandlung normalisierte den Alterungsprozess
Die Betroffenen mit Schlafapnoe erhielten eine einjährige Behandlung mit positivem Atemwegsdruck (CPAP). Im Anschluss wurden die Probandinnen und Probanden erneut getestet. Diejenigen, die sich an die CPAP-Behandlung hielten, zeigten eine Verlangsamung der epigenetischen Alterung, während sich in der Kontrollgruppe keine Veränderungen abzeichneten.
Ursache für den Zusammenhang unklar
Cortese hebt hervor, dass der Schlüssel zum Erfolg von CPAP eine konsequente Anwendung über mindestens vier Stunden pro Nacht ist. Unklar sei jedoch noch, warum sich die Anwendung auf die epigenetische Alterung auswirkt, beziehungsweise warum Schlafapnoe diese beschleunigt. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Rene Cortese, David Sanz-Rubio, Leila Kheirandish-Gozal, et al.: Epigenetic age acceleration in obstructive sleep apnea is reversible with adherent treatment; in: European Respiratory Journal (2022), erj.ersjournals.com
- University of Missouri School of Medicine: Sleep Apnea Accelerates Aging, but Treatment May Reverse It (veröffentlicht: 09.03.2022), medicine.missouri.edu
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.