Altern: Kurze Einnahme von Anti-Aging-Mittel statt lebenslanger Anwendung
Mit dem Altern lassen die Reparaturmechanismen des Körpers nach und in der Folge mehren sich Verschleißerscheinungen und es steigt das Risiko für zahlreiche Erkrankungen. Der Wirkstoff Rapamycin gilt als eines der vielversprechendsten Anti-Aging-Mittel. Forschende berichten nun, dass die kurze Einnahme des Präparats die gleiche Wirkung hat wie eine lebenslange Behandlung.
Laut Fachleuten ist Rapamycin das derzeit vielversprechendste Anti-Aging-Mittel. Forschende vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns haben an Fruchtfliegen und Mäusen gezeigt, dass eine kurze Behandlung mit dem Medikament die gleichen positiven Auswirkungen auf die Lebenszeit und die Gesundheit im Alter hat, wie eine lebenslange Behandlung. Ihre Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature Aging“ veröffentlicht.
Neue Möglichkeiten für eine mögliche Anwendung beim Menschen
Wie es in einer Mitteilung des Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns heißt, versuchen Forschende ein Medikament zu finden, welches den altersbedingten Verfall verhindert und im Alter gesund hält.
Das derzeit vielversprechendste Anti-Aging-Mittel ist Rapamycin. Es kann in Labortieren die Lebens- und Gesundheitsspanne verlängern. Um die maximale Wirksamkeit des Medikaments zu erzielen, wird es jedoch oft lebenslang verabreicht. Aber selbst bei niedrigen Dosierungen, die zur Vorbeugung von altersbedingtem Verfall verwendet werden, können Nebenwirkungen auftreten.
Ein Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns in Köln hat jetzt an Labortieren gezeigt, dass eine kurze Behandlung mit Rapamycin die gleichen positiven Auswirkungen hat wie eine lebenslange Behandlung. Das eröffnet neue Möglichkeiten für eine mögliche Anwendung beim Menschen.
Bekämpfung der negativen Auswirkungen des Alterns
Die Bekämpfung der negativen Auswirkungen des Alterns rückt mehr und mehr in den Fokus der Forschung. Änderungen des Lebensstils können die Gesundheit älterer Menschen zwar verbessern, reichen aber allein nicht aus, um die Leiden des Alters zu verhindern.
Die Umwidmung bestehender Arzneimittel bietet eine zusätzliche Möglichkeit zur Prävention des altersbedingten Verfalls. Das vielversprechende Anti-Aging-Medikament Rapamycin, ein Zellwachstumshemmer und Immunsuppressivum, wird normalerweise in der Krebstherapie und nach Organtransplantationen eingesetzt.
„In den klinisch verwendeten Dosen kann Rapamycin unerwünschte Nebenwirkungen haben, aber für den Einsatz des Medikaments zur Vorbeugung des altersbedingten Verfalls dürfen diese nicht oder nur minimal vorhanden sein“, so Paula Juricic, die leitende Wissenschaftlerin der Studie in der Abteilung von Linda Partridge, Direktorin am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns.
„Deshalb wollten wir herausfinden, wann und wie lange wir Rapamycin verabreichen müssen, um die gleiche Wirkung wie bei einer lebenslangen Behandlung zu erzielen“, erläutert die Forscherin.
Kurzfristige Verabreichung
Die Forschenden haben verschiedene Zeitfenster für die kurzfristige Verabreichung des Medikaments an Fruchtfliegen getestet und festgestellt, dass ein kurzes Zeitfenster von zwei Wochen Rapamycin-Behandlung bei jungen, erwachsenen Fliegen diese vor altersbedingter Veränderungen im Darm schützte und ihr Leben verlängerte.
Ein entsprechend kurzes Zeitfenster, nämlich eine dreimonatige Behandlung, die im Alter von drei Monaten bei jungen, erwachsenen Mäusen begann, hatte laut den Fachleuten ähnliche positive Auswirkungen auf die Gesundheit des Darms.
„Diese kurzen medikamentösen Behandlungen im frühen Erwachsenenalter bewirkten einen ebenso starken Schutz wie eine kontinuierliche Behandlung, die zur gleichen Zeit begann“, sagt Dr. Thomas Leech, Mitautor der Studie.
„Wir fanden auch heraus, dass die Rapamycin-Behandlung die stärkste und beste Wirkung hatte, wenn sie in jungen Jahren verabreicht wurde, im Vergleich zum mittleren Lebensalter. Wurden die Fliegen dagegen im späten Leben mit Rapamycin behandelt, hatte es keinerlei Wirkung. Das Rapamycin-Gedächtnis wird also vor allem im frühen Erwachsenenalter aktiviert.“
Womöglich ist eine intermittierende Dosierung möglich
„Wir haben einen Weg gefunden, die Notwendigkeit einer chronischen, langfristigen Einnahme von Rapamycin zu umgehen, so dass die Anwendung im Menschen wahrscheinlicher werden könnte”, erklärt Dr. Yu-Xuan Lu, ebenfalls Mitautor der Studie.
„Es ist wichtig herauszufinden, ob es möglich ist, die therapeutische Wirkung von Rapamycin bei Mäusen und Menschen zu erreichen, wenn die Behandlung später im Leben beginnt, da die Behandlungsdauer idealerweise minimiert werden sollte“, kommentiert Prof. Linda Partridge, die Leiterin der Untersuchung.
„Möglicherweise ist auch eine intermittierende Dosierung möglich. Diese Studie hat neue Türen geöffnet, aber auch viele neue Fragen aufgeworfen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns: Zeitfenster für Rapamycin: Kurze Einnahme hat gleiche Wirkung wie lebenslange Behandlung, (Abruf: 30.08.2022), Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns
- Paula Juricic, Yu-Xuan Lu, Thomas Leech, Lisa F. Drews, Jonathan Paulitz, Jiongming Lu, Tobias Nespital, Sina Azami, Jennifer C. Regan, Emilie Funk, Jenny Fröhlich, Sebastian Grönke, Linda Partridge: Long-lasting geroprotection from brief rapamycin treatment in early adulthood by persistently increased intestinal autophagy; in: Nature Aging, (veröffentlicht: 29.08.2022), Nature Aging
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.