Was macht eine gesunde Ernährung gesund?
Das Alter an sich ist ein Risikofaktor für zahlreiche Beschwerden wie Krebs, Herzkrankheiten und neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer. Bewegung und eine gesunde Ernährung werden zurecht vielfach als Prävention empfohlen. Doch was genau eine gesunde Ernährung eigentlich gesund macht und warum dadurch die Lebenserwartung verlängert werden kann, gilt bis heute in vielen Bereichen als nicht ausreichend verstanden. Ein internationales Forschungsteam ist der Lösung dieses Rätsels einen gewaltigen Schritt näher gekommen.
Internationale Forschende mit Beteiligung der Universität Greifswald konnten dank modernster Technik eine Methode entwickeln, mit der Veränderungen innerhalb von Proteinen gemessen werden können. Modifizierte Proteine spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung schwerer Erkrankungen und für einen gesunden Alterungsprozess. Durch die Messung dieser Veränderungen will das Team das Rätsel der gesunden Alterung endgültig lüften. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Communications“ präsentiert.
90 Jahre Alterungsforschung
Bereits Anfang der 1930er Jahre haben Forschende an Versuchen mit Ratten erkannt, dass eine eingeschränkte Kalorienzufuhr die Lebenserwartung der Säugetiere erhöht. Heute wird nicht nur die Anzahl der Kalorien, sondern auch die Zusammensetzung der Nahrung für den positiven Aspekt auf die Lebensspanne und den Gesundheitszustand verantwortlich gemacht. Die zugrundeliegenden Mechanismen, warum diese Effekte auftreten, sind auf molekularer Ebene aber bis heute nicht verstanden. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich in zahlreichen Studien zum Alterungsprozess durch den enormen Fortschritt in der quantitativen Massenspektrometrie die Aminosäure Lysin als Schlüsselfaktor für ein gesundes Altern herauskristallisiert.
Was hat die Aminosäure Lysin mit der Alterung zu tun?
Lysin ist eine Aminosäure innerhalb von Proteinen. Sie fungiert als Baustein für viele verschiedene Proteine und kommt beispielsweise in Enzymen, im Blutplasma, in Antikörpern, Hormonen, Knochen, Haut, Sehnen und in der Muskulatur vor. Da der Körper Lysin nicht selbst produzieren kann, muss die Aminosäure über die Nahrung aufgenommen werden. Wie die Forschenden berichten, kommt es bei Krankheiten wie Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen zu Veränderungen der Proteine. Diese Veränderungen betreffen insbesondere das Lysin. Im Laufe der Erkrankungen werden chemische Modifikationen an diese Aminosäure angeheftet, die dann die grundlegende Funktion des gesamten Proteins verändern. Dem Forschungsteam zufolge wird so die Entwicklung schwerwiegender Krankheiten gefördert.
Neue Methode macht Proteinveränderungen messbar
„Bisher war es nicht möglich, die Mengen dieser Modifikation an den Lysinen in allen Proteinen einer Zelle exakt zu bestimmen“, erläutert Studienleiter Professor Dr. Michael Lammers in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Durch die neu entwickelte Methode sei dies nun machbar. Dadurch können die Stellen gefunden werden, die von hoher Relevanz sind und bei Erkrankungen verändert werden.
Kommt die Pille zum gesunden Altern?
„Wir werden jetzt in der Lage sein, gezielter Proteine zu finden, die für einen therapeutischen Ansatz vielversprechend sind“, resümiert der Professor. Die Forschenden halten es sogar für möglich, die positiven Effekte einer gesunden Ernährung mit einem Wirkstoff nachzuahmen, ohne dass eine strikte Kontrolle der Ernährung notwendig ist. (vb)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.