Verbindung zwischen Alzheimer und Bakterien im Darm
Die Darmgesundheit hat einen erheblichen Einfluss auf das Risiko der Entstehung von Alzheimer. Dies macht deutlich, wie wichtig das menschliche Mikrobiom des Darms für die Leistung des Gedächtnisses und die allgemeine Gesundheit des Gehirn ist.
Auf der diesjährigen Alzheimer’s Research UK 2022 Conference wurde eine Reihe von Forschungsarbeiten vorgestellt, welche ergeben haben, dass die Gesundheit des Darms mit der Entstehung von Alzheimer verbunden ist.
In einer aktuellen Pressemitteilung von Alzheimer’s Research UK können die vorgestellten Studienergebnisse nachgelesen werden.
Alzheimer führt häufig zu Demenz
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Laut Markus Busch, einem Experten des Robert Koch-Instituts (RKI), gehören Demenzerkrankungen ihrerseits zu den häufigsten und auch den folgenreichsten neuropsychiatrischen Erkrankungen im höheren Lebensalter.
Neue Ansätze zum Kampf gegen Alzheimer
Die vorgestellten Forschungsarbeiten ermöglichen ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen der Darmflora (Darmmikrobiom) und der Gesundheit des Gehirns und könnten dazu beitragen, neue Ansätze für die Behandlung von Alzheimer zu identifizieren, berichtet Alzheimer’s Research UK 2022.
Anhand der Studien werde deutlich, dass sich das Darmmikrobiom auch auf die Gesundheit des Gehirns auswirkt und das Risiko für Erkrankungen wie beispielsweise Alzheimer erhöhen kann. Zudem wurden neue Zusammenhänge zwischen Darmbakterien, Entzündungen und Alzheimer-typischen Gehirnveränderungen identifiziert.
Andere Zusammensetzung von Darmbakterien bei Alzheimer
In einer der Studien wuden die Blutproben von 68 Menschen mit Alzheimer untersucht. Zusätzlich diente eine ähnliche Anzahl von Menschen ohne die Krankheit als Kontrollgruppe. So konnte festgestellt werden, dass Darmbakterien von Menschen mit Alzheimer anders zusammengesetzt sind und mehr Entzündungsmarker in ihren Stuhl- und Blutproben enthalten sind.
„Die meisten Menschen sind überrascht, dass ihre Darmbakterien einen Einfluss auf die Gesundheit ihres Gehirns haben könnten, aber die Beweise häufen sich, und wir sind dabei zu verstehen, wie dies zustande kommt“, berichtet die an der Studie beteiligte Medizinerin Dr. Edina Silajdžić vom King’s College London in der Pressemitteilung.
Darmbakterien beeinflussen Entzündungen
Die Expertin fügt hinzu, dass Darmbakterien den Grad der Entzündung im Körper beeinflussen können. Es sei bekannt, dass Entzündungen einen wesentlichen Faktor für Alzheimer darstellen.
Die Forschung habe auch gezeigt, dass die Behandlung von Hirnstammzellen mit dem Blut von Alzheimerkranken zur Bildung von weniger Nervenzellen führte, verglichen mit einer Behandlung mit dem Blut von gesunden Menschen, so Dr. Silajdžić.
In einer Studie unter der Beteiligung von Fachleuten der University College Cork wurden außerdem Stuhlproben von Menschen mit und ohne Alzheimer entnommen und dann in Ratten transplantiert.
„Wir haben festgestellt, dass Ratten mit Darmbakterien von Alzheimer-Patienten bei Gedächtnistests schlechter abschnitten, weniger neue Nervenzellen in den mit dem Gedächtnis verbundenen Hirnregionen bildeten und höhere Entzündungswerte im Gehirn aufwiesen“, berichtet Studienautorin Professorin Yvonne Nolan.
Verursachen Anomalien im Magen-Darm-Trakt Alzheimer?
Diese Ergebnisse weisen laut der Medizinerin darauf hin, dass Symptome von Alzheimer teilweise durch Anomalien im Magen-Darm-Trakt verursacht werden könnten.
Zusammengenommen lassen die festgestellten Unterschiede in der Zusammensetzung der Darmbakterien bei Menschen mit und ohne Demenz und vermuten, dass das Mikrobiom die mit der Alzheimer-Krankheit verbundenen Veränderungen beeinflusst, so Dr. Susan Kohlhaas von Alzheimer’s Research UK.
Dr. Kohlhaas fügt allerdings hinzu, dass zur Beurteilung der Auswirkungen dieser Forschung im vollen Umfang abgewartet werden muss, bis die Forschungsgruppen ihre vollständigen Ergebnisse veröffentlichen.
Demenzrisiko durch gesunde Lebensweise reduzieren
Die gute Nachricht sei, dass die Beschaffenheit des Darmmikrobioms ein potenzieller Demenzrisikofaktor ist, der beeinflusst werden kann. Zudem gibt es laut Dr. Kohlhaas verschiedene Möglichkeiten, um das alternde Gehirn durch einen gesunden Lebensstil zu schützen.
Um ein gesundes Gehirn auch im Alter aufrechtzuerhalten, sollte man sich körperlich fit halten, ausgewogen ernähren, auf ein gesundes Körpergewicht achten, nicht rauchen, den Alkoholkonsum möglichst gering halten und Blutdruck und Cholesterinspiegel im Normalbereich halten, betont die Expertin.
Ergänzend könnte laut den neuen Forschungsergebnissen eine gezielte Stimulierung der Darmflora eine weitere Option zur Stärkung der Hinrgesundheit bilden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Rober Koch-Institut: Demenzerkrankungen: Epidemiologie und Bedeutung vaskulärer Risikofaktoren (abgefragt 03.03.2022), RKI
- Alzheimer's Research: Gut health plays a role in Alzheimer’s development, new study says (veröffentlicht 02.03.2022), Alzheimer's Research
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.