Schon früh im Leben deuten Faktoren auf das Demenzrisiko hin
Risikofaktoren für Alzheimer scheinen bereits im jugendlichen Alter aufzutreten. Kann eine frühzeitige Identifizierung von bestimmten Faktoren helfen, betroffene Menschen mit einem erhöhten Risiko besser zu schützen?
Neue Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass verschiedene Faktoren bereits im jungen Alter auf ein erhöhtes Risiko für Alzheimer und andere Formen der Demenz hinweisen können. Die neuen Erkenntnisse wurden bei der Alzheimer’s Association International Conference® (AAIC®) 2020 vorgestellt.
Welche Faktoren deuten auf das Risiko für Alzheimer hin?
Zu frühzeitig erkennbaren Risikofaktoren, welche auf Alzheimer im späten Alter hinweisen können, gehören beispielsweise Faktoren der Herzgesundheit wie Bluthochdruck, ein hoher Cholesterinspiegel und Diabetes. Außerdem scheinen auch soziale Faktoren eine Rolle zu spielen, wie beispielsweise die Qualität der Bildung.
Die Forschenden stellten zudem fest, dass ältere afroamerikanische Personen eine etwa doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit wie ältere weiße Menschen für eine Erkrankung an Alzheimer oder anderen Demenzformen aufweisen.
Gedächtnis kann in jedem Alter geschützt werden
Durch die Identifizierung von veränderbaren Alzheimer-Risikofaktoren und Forschung darüber, wie diesen entgegengewirkt werden kann, wäre es möglich, neue Fälle und schließlich die Gesamtzahl der Menschen mit Alzheimer und anderen Demenzkrankheiten zu reduzieren.
Lebensstil zum Schutz der kognitiven Funktion?
Die Forschenden wollten bei ihrer Untersuchung auch herausfinden, ob Lebensstil-Interventionen, die gleichzeitig auf viele Risikofaktoren abzielen, die kognitive Funktion bei älteren Erwachsenen schützen, die einem erhöhten Risiko eines kognitiven Verfalls ausgesetzt sind.
Was steht mit einer schlechten Kognition in Verbindung?
Bei mehr als 714 afroamerikanischen Teilnehmenden stellten die Forschenden beispielsweise fest, dass Bluthochdruck und Diabetes mit einer schlechteren geistigen Leistungsfähigkeit im späteren Leben zusammenhängen. Gleiches gelte für eine Kombination mehrerer Faktoren, die mit der Herzgesundheit zusammenhängen und die schon im Jugendalter auftreten.
Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass Diabetes, Bluthochdruck sowie zwei oder mehr Risikofaktoren für die Herzgesundheit in der Adoleszenz, im jungen Erwachsenenalter oder in der Mitte des Lebens mit einer statistisch signifikant schlechteren Kognition im späten Leben verbunden sind.
Gesunder Lebensstil sollte gefördert werden
Bemühungen zur Förderung eines gesunden Lebensstils für Herz und Gehirn müssen nicht nur Erwachsene mittleren Alters, sondern auch jüngere Erwachsene und Jugendliche einbeziehen, die besonders anfällig für die negativen Auswirkungen einer schlechten Gefäßgesundheit auf das Gehirn sein können, fordern die Forschenden in einer Pressemitteilung.
Wie wirkt sich der BMI auf das Risiko für Demenz aus?
Es wurde auch eine Verbindung zwischen einem höheren Body-Mass-Index (BMI) im frühen Erwachsenenalter (20-49 Jahre) mit einem höheren Risiko für Demenz im späten Erwachsenenalter festgestellt. Über die Rolle des BMI im frühen Erwachsenenalter für das Risiko von Alzheimer und anderen Demenzen ist nur relativ wenig bekannt. Es wurden zur Feststellung des Einflusses des BMI auf das Demenzrisiko die Daten von 5.104 älteren Erwachsenen aus zwei Studien ausgewertet, darunter 2.909 Personen aus der Cardiovascular Health Study (CHS) und 2.195 aus der Health, Aging and Body Composition Study (Health ABC). Von dieser gesamten Stichprobe waren 18 Prozent Afroamerikaner und 56 Prozent Frauen.
Auswirkungen eines erhöhten BMI auf Frauen
Bei Frauen stieg das Demenz-Risiko bei einem höheren BMI im frühen Erwachsenenalter erheblich an. Im Vergleich zu Frauen mit normalem BMI im frühen Erwachsenenalter war das Demenzrisiko bei übergewichtigen Frauen 1,8-mal höher und bei adipösen Frauen sogar 2,5-mal höher. Die Forschenden stellten aber keinen Zusammenhang zwischen dem BMI in der Lebensmitte und dem Demenzrisiko bei Frauen fest.
Auswirkungen des BMI auf Männer
Bei Männern war das Risiko für Demenz bei vorhandener Adipositas im frühen Erwachsenenalter 2,5-mal höher, bei Übergewicht in der Mitte des Lebens 1,5-mal höher und bei Adipositas in der Mitte des Lebens 2-mal höher als normalerweise. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern nahm das Demenzrisiko mit einem höheren BMI im späten Lebensalter ab.
Prävention muss früher anfangen
Die Forschenden stellten fest, dass ein hoher BMI im Erwachsenenalter ein Risikofaktor für Demenz im späten Leben ist. Bemühungen zur Verringerung des Demenzrisikos müssen möglicherweise früher im Leben beginnen, wobei der Schwerpunkt auf der Prävention und Behandlung von Adipositas liegen sollte, berichtet das Team.
Schützt Bildung vor Demenz?
In einer breit gefächerten Gruppe von mehr als 2.400 Personen, die bis zum Alter von 21 Jahren medizinisch überwacht wurden, konnte eine höhere Qualität der frühkindlichen Bildung mit einer besseren Sprach- und Gedächtnisleistung und einem geringeren Risiko einer späten Demenz in Verbindung gebracht werden. Die Ergebnisse waren zwischen Männern und Frauen sowie zwischen Schwarzen und Weißen etwas unterschiedlich.
Bildungspolitik mit großem Einfluss auf das Demenz-Risiko
Die Studie umfasste 2.446 schwarze und weiße Männer und Frauen im Alter von 65 Jahren und älter, die am Washington Heights/Inwood Columbia Aging Project teilnahmen und die Grundschule in den Vereinigten Staaten besucht hatten. Personen, welche die Schule in Bundesstaaten mit geringerer Bildungsqualität besuchten, verzeichneten als ältere Erwachsene einen schnelleren Rückgang des Gedächtnisses und der Sprachen, berichten die Forschenden. Schwarze Frauen und Männer sowie weiße Frauen, die Schulen in Staaten mit höherem Bildungsniveau besuchten, entwickelten dagegen seltener Demenz. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Demenzrisiko und die kognitive Funktion im späteren Leben durch die staatliche Bildungspolitik im frühen Alter beeinflusst werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Alzheimer's Association International Conference: Alzheimer's Risk Factors May Be Measurable in Adolescents and Young Adults (veröffentlicht 30.07.2020), AAIC 2020
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.