Unsere Mundgesundheit hat laut einer aktuellen Studie auch signifikante Auswirkungen auf das Alzheimer-Risiko. So ist bei unbehandelter Parodontitis das Erkrankungsrisiko deutlich erhöht. Jedoch kann eine zahnärztliche Versorgung hier vielversprechende präventive Effekte entfalten.
Ein indisches Forschungsteam hat in einer aktuellen Studie mit über 230 Millionen Teilnehmenden mögliche Zusammenhänge zwischen Alzheimer und der Gesundheit der Zähne beziehungsweise des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparats untersucht. Die Ergebnisse sind in dem „Journal of Chemical Health Risks“ veröffentlicht.
Parodontitis hat weitreichende Folgen
Frühere Forschungsarbeiten hatten bereits gezeigt, dass chronische Entzündungen des Zahnfleisch und des Zahnhalteapparats mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Erkrankungen in Zusammenhang stehen. So wurde Parodontitis auch als Risikofaktor für Vorhofflimmern und andere Herzkrankheiten identifiziert.
Darüber hinaus wird bereits seit längerem ein Zusammenhang mit neurodegenerative Erkrankungen vermutet. So konnten zum Beispiel Forschende der Universität Greifswald schon vor rund zwei Jahren eine Verbindung zwischen Parodontitis und einem erhöhten Demenz-Risiko nachweisen.
Großangelegte Studie
Die möglichen Zusammenhänge zwischen der Mundgesundheit und dem Alzheimer-Risiko hat das indische Forschungsteam nun anhand der Daten aus zahnärztlichen Untersuchungen von mehr als 230 Millionen Menschen überprüft, darunter knapp 8.000 Personen mit Alzheimer.
Die Forschenden erfassten vorliegende Zahnfleischentzündungen (Gingivitis), Zahnausfall und Parodontitis-Diagnosen sowie die erfolgten oder nicht erfolgten Parodontal- und Zahnprophylaxebehandlungen und ermittelten deren Einfluss auf das Alzheimer-Risiko über einen Nachbeobachtungszeitraum von zehn Jahren.
Basierend auf der erhaltenen Parodontaltherapie wurden die Teilnehmenden in vier Gruppen aufgeteilt:
- ausschließlich zahnärztliche Prophylaxe mit Zahnsteinentfernung,
- umfangreiche parodontale Behandlung wie zum Beispiel Lappenoperation,
- Personen, deren Zähne gezogen werden mussten,
- Personen, die keine der genannten Therapien erhielten.
So konnten die Fachleute auch die Auswirkungen der Behandlung auf das Alzheimer-Risiko bewerten. Darüber hinaus berücksichtigten sie ebenfalls weitere potenziell relevante Faktoren, wie das Alter, das Einkommen, den Wohnort und vorliegende Vorerkrankungen, um Verzerrungen des Ergebnisses durch deren Einfluss auszuschließen.
Zum Beispiel hatten Personen mit niedrigen monatlichen Einkommen ein moderat erhöhtes Erkrankungsrisiko und bei Personen mit Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Hyperlipidämie war das Alzheimer-Risiko erheblich erhöht, berichtet das Team.
Stark erhöhtes Risiko bei Zahnverlust
Nach Ausschluss dieser Risikofaktoren habe sich der Zusammenhang zwischen der Mundgesundheit und dem Alzheimer-Risiko in der aktuellen Studie erneut bestätigt, wobei Personen, denen Zähne gezogen werden mussten, und Teilnehmende, die keine Behandlung erhielten, die höchste Inzidenzraten aufwiesen, erläutern die Forschenden.
Teilnehmende, die eine intensive Behandlung und Zahnprophylaxe erhielten, hatten laut den Fachleuten indes durchgängig ein niedrigeres Risiko für Alzheimer.
Zahnärztliche Behandlung wirkt präventiv
Demnach zeigen die Ergebnisse nicht nur, dass eine schlechte Gesundheit von Zähnen, Zahnfleisch und Zahnhalteapparat das Alzheimer-Risiko erhöht, sondern verdeutlichen auch, dass zahnärztlichen Eingriffe das Erkrankungsrisiko signifikant senken könnten.
Zu einem ähnlichen Schluss kam das Forschungsteam der Universität Greifswald in seiner damaligen Studie und insgesamt spricht vieles dafür, der Mundgesundheit auch im Sinne der Demenz-Prävention eine höhere Priorität einzuräumen. Denn eine frühe und konsequente Parodontitis-Behandlung kann das Demenz-Risiko offenbar deutlich senken. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Neelam Das, Pavan Kumar Addanki: Periodontal Disease in Adults and Associated Risks for Alzheimer’s Disease: Population-Oriented Cross-Sectional Study in Uttar Pradesh; in: Journal of Chemical Health Risks, Vol. 14, No. 01, 2024, jchr.org
- Christian Schwahn, Stefan Frenzel, Birte Holtfreter, et al.: Effect of periodontal treatment on preclinical Alzheimer's disease-Results of a trial emulation approach; in: Alzheimer’s & Dementia, 2021, onlinelibrary.wiley.com
- Sho Okumara, Shunsuke Miyauchi, Hiromi Nishi, Kazuhisa Ouhara, Takehito Rokuyama, et al.: Relationship Between Periodontitis and Atrial Fibrosis in Atrial Fibrillation: Histological Evaluation of Left Atrial Appendages; in: JACC: Clinical Electrophysiology, Volume 9, Issue 1, Januar 2023, sciencedirect.com
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