Zwei Sprachen zu sprechen, bringt im Alter nicht nur verschiedene kognitive Vorteile mit sich, sondern kann auch dazu beitragen, den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit um mehrere Jahre hinauszuzögern.
Eine neue Studie von Fachleuten der Concordia University hat mit Hilfe bildgebender Verfahren die Widerstandsfähigkeit von Hirnregionen untersucht, die mit Sprache und Altern in Verbindung stehen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Bilingualism Language and Cognition“ veröffentlicht.
Kognitive Vorteile
Dass es kognitive Vorteile bringt, wenn ältere Menschen zwei Sprachen sprechen können, ist seit langem bekannt, erläutern die Forschenden. Dies werfe die Frage auf, ob Zweisprachigkeit auch einen Einfluss auf die Alzheimer-Krankheit haben könnte.
Um dies zu klären, verglich das Team die Gehirnmerkmale von Teilnehmenden, die entweder eine oder zwei Sprachen beherrschten. Einige der Teilnehmenden waren kognitiv gesund, während andere sich in den Risikostadien des subjektiven kognitiven Verfalls oder der leichten kognitiven Beeinträchtigung befanden oder bereits an Alzheimer litten, erläutert das Team.
Größerer Hippocampus bei Zweisprachigen
Die Forschenden ermittelten die kortikale Dicke und das Volumen von sprachbezogenen und Alzheimer-bezogenen Hirnregionen. Es zeigte sich, dass der Hippocampus bei zweisprachigen Menschen mit Alzheimer deutlich größer ist als bei einsprachigen.
„Im Hippocampus, der wichtigsten Gehirnregion für Lernen und Gedächtnis, die stark von Alzheimer betroffen ist, war mehr Hirnsubstanz vorhanden“, berichtet die Studienautorin Kristina Coulter in einer aktuellen Pressemitteilung der Concordia University.
Darüber hinaus stellten die Fachleute fest, dass einsprachige Personen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen und Alzheimer Anzeichen einer Atrophie des Hippocampus aufwiesen, während sich das Volumen des Hippocampus bei zweisprachigen Teilnehmenden über das gesamte Kontinuum der Alzheimer-Entwicklung nicht veränderte.
Auswirkungen auf das Gehirnvolumen
„Das Hirnvolumen im Alzheimer-bezogenen Bereich war bei den zweisprachigen Teilnehmenden bei den gesunden älteren Erwachsenen, den beiden Risikogruppen und der Alzheimer-Gruppe gleich“, erläutert Coulter.
Laut der Expertin deutet dies darauf hin, dass Zweisprachigkeit zur Aufrechterhaltung der Gehirngesundheit beiträgt.
Geistige Anregung schützt Gehirn vor Abbau
Es ist anzunehmen, dass geistige Stimulation, wie das Sprechen von zwei Sprachen, das Gehirn vor dem Abbau schützt, wenn die Betroffenen gleichzeitig eine gute sensorische Gesundheit aufweisen und auf eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und qualitativ hochwertigen Schlaf achten, erklären die Forschenden.
Zweisprachigkeit fördert die Hirngesundheit
„Das Sprechen von mehr als einer Sprache ist eine von mehreren Möglichkeiten, sich kognitiv und sozial zu engagieren, was die Gesundheit des Gehirns fördert“, erklärt die Studienautorin Professorin Natalie Phillips.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Zweisprachigkeit zum Schutz vor Alzheimer beitragen kann, was offenbar darauf zurückgeht, dass das Sprechen von zwei Sprachen das Gehirn stimuliert, wodurch das Gehirnvolumen erhalten bleibt und der Ausbruch von Alzheimer verzögert wird. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kristina Coulter, Natalie A. Phillips : Bilinguals show evidence of brain maintenance in Alzheimer's disease; in : Bilingualism Language and Cognition (veröffentlicht 13.09.2024), Bilingualism Language and Cognition
- Concordia University: Bilingualism may maintain protection against Alzheimer’s, new Concordia study finds (veröffentlicht 22.10.2024), Concordia University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.