Kontakt mit Abgasen verändert die Pollen der Ambrosia-Pflanzen
Die Ausbreitung der Ambrosia-Pflanze in Deutschland ist für Allergiker mit äußerst unerfreulichen Nebenwirkungen verbunden. Die jährliche Pollenflugsaison verlängert sich deutlich und gleichzeitig haben die Pollen der Ambrosia ein besonders hohes allergenes Potenzial. Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München fanden nun heraus, dass Abgase die Aggressivität von Ambrosia-Pollen zusätzlich massiv verstärken.
Die „Pollen des Beifußblättrigen Traubenkrauts (Ambrosia artemisiifolia) weisen gesteigerte Allergenmengen auf, wenn die Pflanze Stickstoffdioxid-haltigen Abgasen ausgesetzt wird“, berichtet das Helmholtz Zentrum München. „Letztlich ist damit zu rechnen, dass die ohnehin schon aggressiven Ambrosia Pollen durch die Luftverschmutzung in Zukunft noch allergener werden“, erläutert die Studienleiterin Dr. Ulrike Frank vom Institut für Biochemische Pflanzenpathologie (BIOP) am Helmholtz Zentrum München.Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „Plant, Cell & Environment“.
Auswirkungen von Abgasen auf die Protein-Zusammensetzung
Gemeinsam mit Forschenden der TU München, des Forschungsverbundes UNIKA-T und des Christine Kühne-Center for Allergy Research and Education aus der Schweiz untersuchten Wissenschaftler des BIOP, welche Auswirkungen der Kontakt mit Stickoxiden auf die Pollen der Ambrosia-Pflanze hat. Hierfür wurden die Pflanzen mit verschiedenen Mengen von NO2 begast, das beispielsweise bei der Verbrennung von Treibstoff entsteht. Anschließend beobachteten die Forscher die molekulare Struktur der Pollen. „Unsere Daten zeigten, dass der durch NO2 verursachte Stress auf die Pflanze die Protein-Zusammensetzung der Pollen verändert“, berichtet Erstautor Dr. Feng Zhao in der Pressemitteilung des Helmholtz Zentrums München. So seien verschiedene Formen des bekannten Allergens Amb a 1 deutlich erhöht gewesen. Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass die Pollen der Ambrosia-Pflanzen unter Einfluss von NO2 stärker an spezifische sogenannte IgE-Antikörper von Allergikern banden. Dies sei oft der Beginn einer allergischen Reaktion.
Bildung eines bislang in Ambrosia-Pflanzen unbekannten Allergens
Die Wissenschaftler bemerkten zudem, dass die Pollen begaster Pflanzen ein bislang unbekanntes Allergen bilden. „Bei ihren Untersuchungen entdeckten die Pflanzenforscher ein Protein, was speziell bei erhöhten NO2–Werten auftrat“, berichtet das Helmholtz Zentrum München. Bis dato sei dies nicht als Ambrosia-Allergen bekannt gewesen und es habe starke Ähnlichkeit mit einem Protein aus Gummibäumen, das als Allergen auch in Schimmelpilzen und weiteren Pflanzen vorkomme. Weitere Experimente zur Erforschung des Proteins werden derzeit vorbereitet.
Pflanzen an Autobahnen mit erhöhtem Allergiepotenzial
„Nachdem bereits gezeigt wurde, dass an Autobahnen wachsende Ambrosia deutlich allergener ist als ihre Verwandten abseits der Straße, konnten wir nun einen Grund dafür liefern“, so das Fazit von Ulrike Frank. Bisher sei die Lage hier unklar gewesen, weil „in der Natur und an Straßen hunderte Parameter eine Rolle spielen könnten.“ Die Veränderungen in den aktuellen Untersuchungen waren jedoch eindeutig auf den Kontakt mit Abgasen zurückzuführen. Nach Europa eingeschleppt wurde die ursprünglich aus Amerika stammende Pflanze vermutlich über Vogelfutter und dort breitete sie sich seither auch bedingt durch den Klimawandel verstärkt aus. „Ihre Pollen sind sehr aggressiv und bilden in Amerika bereits jetzt die Hauptursache für Heuschnupfen und Allergien“, berichten die Helmholtz-Wissenschaftler weiter. Weil die Pflanze erst im Spätsommer blüht und dabei hohe Mengen von Pollen freisetzt, verlängert sich mit ihrer Ausbreitung die jährliche Leidenszeit vieler Allergiker. Der vermehrte Kontakt mit Abgasen scheint darüber hinaus das allergene Potenzial der Ambrosia-Pflanzen deutlich zu erhöhen. (fp)
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