Usutu-Virus tötet immer mehr Amseln in Deutschland
Das exotische Usutu-Virus, das hierzulande erstmals im Jahr 2011 festgestellt wurde, sorgt immer wieder für regionale Vogelsterben. Nun ist erstmals auch Hamburg betroffen. Dem Erreger fallen vor allem Amseln zum Opfer. Auch Menschen können sich infizieren – doch das passiert nur in sehr seltenen Fällen.
In diesem Jahr ist erstmals auch Hamburg betroffen
Im Jahr 2011 wurde das tropische Usutu-Virus, das besonders im Spätsommer durch Stechmücken auf Vögel übertragen wird, erstmalig in Deutschland festgestellt. In den folgenden Jahren sorgte der Erreger immer wieder für regionales Vogelsterben. In diesem Jahr ist nun auch erstmals Hamburg betroffen. Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) und der Naturschutzbund (NABU) bitten die Bevölkerung, kranke oder verendete Tiere unter „www.nabu.de/usutu-melden“ zu melden und möglichst zur Untersuchung einzusenden.
Warmer Sommer hat Ausbreitung des exotischen Virus begünstigt
„Wir haben seit Anfang August bereits 55 telefonische Meldungen von Usutu-Verdachtsfälle in Hamburg erhalten“, erläuterte Marco Sommerfeld, Referent für Vogelschutz beim NABU Hamburg in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
„Ich gehe davon aus, dass der warme Sommer die Ausbreitung des ursprünglich exotischen Virus begünstigt hat.“
Laut den Experten breitet sich das Usutu-Virus seit 2011 zunehmend über Deutschland aus.
Waren in den ersten Jahren lediglich wärmebegünstigte Regionen entlang des Rheintals und am Untermain betroffen, konnte seit dem Jahr 2016 eine Ausbreitung über Nordrhein-Westfalen nach Norden sowie ein separater Ausbruch im Raum Leipzig und Berlin festgestellt werden.
In diesem Jahr sind offenbar vor allem die Regionen um Nürnberg sowie zwischen Bremen und Hamburg erstmals betroffen.
Deutlich mehr gemeldete Fälle
„Die 2018 bisher gemeldeten Fälle übertreffen die Zahlen aus den Vorjahren deutlich, was für ein besonders starkes Auftreten und für einen Verbreitungssprung des Virus spricht“, sagte Lars Lachmann, Vogelexperte vom NABU Bundesverband.
Ornithologen und Tropenmediziner konnten seit 2011 feststellen, dass immer dann besonders viele Vögel verenden, wenn das Virus erstmals in einer Region auftritt, wie derzeit um Hamburg. In den Folgejahren sinken die Todeszahlen dann in der Regel auf ein niedrigeres Niveau.
Um die tatsächliche Ausbreitung des Virus dokumentieren zu können, sei es wichtig, möglichst viele Verdachtsfälle im Labor bestätigen zu können. Entsprechende Untersuchungen nehmen das BNITM sowie manche veterinärmedizinischen Untersuchungsämter vor.
Den Angaben zufolge sind beim BNITM in diesem Jahr bereits über 200 verendete Vögel aus ganz Deutschland eingesandt worden, davon konnten bisher 132 Tiere untersucht werden. Bei 33 Prozent der bereits untersuchten Tiere hat das BNITM das Usutu-Virus nachgewiesen.
„Die höchste Aktivität ist dieses Jahr in Hamburg zu beobachten“, bestätigte Dr. Renke Lühken vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. „Hier konnten wir bei 12 eingesandten Vögeln das Virus nachweisen.“
Erreger kann Massenvogelsterben auslösen
Wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) auf seiner Webseite erklärt, wurde das Usutu-Virus, das seinen Ursprung in Afrika hat, in Europa erstmals Anfang des Jahrtausends diagnostiziert.
Hauptwirte für den Erreger sind Wildvögel, die in der Regel nicht erkranken. Allerdings sind auch sehr empfängliche Vogelspezies bekannt, zum Beispiel Schwarzvögel, die sich sehr leicht infizieren.
Infizierte Vögel zeigen häufig Apathien und Störungen des zentralen Nervensystems wie Taumeln oder Kopf verdrehen. Es kann zum massenhaften Vogelsterben kommen.
Den Fachleuten zufolge treten Infektionen hauptsächlich während der Stechmückensaison von Mai bis September auf.
Laut BNITM flüchten infizierte Vögel nicht mehr und sterben meist innerhalb weniger Tage. Fast immer sind es Amseln, bei denen diese Krankheit festgestellt wird, weshalb die Usutu-Epidemie auch als „Amselsterben“ bekannt wurde.
Allerdings werden auch andere Vogelarten von dem Erreger befallen und können daran sterben.
Infektion kann nicht behandelt werden
„Leider kann man Usutu-Infektionen weder verhindern noch behandeln“, erklärte Lachmann.
„Es bleibt lediglich die einmalige Chance zu nutzen, die Auswirkungen einer für Deutschland neuen Vogelkrankheit auf wildlebende Vogelarten zu dokumentieren und deren Folgen abzuschätzen“, so der Vogelexperte.
„Ziel ist es, neuartige Gefährdungsursachen für Vogelarten mit anderen Bedrohungen wie Klimawandel und Lebensraumverlust vergleichen und beurteilen zu können.“
Tote Vögel sollen grundsätzlich nur mit Schutzhandschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte gegriffen werden.
Auch für Menschen besteht eine Ansteckungsgefahr.
„Der Mensch kann durch das Usutu-Virus infiziert werden, aber – wie bei den meisten durch Stechmücken übertragenen Viren – kommt es nur sehr selten zu schweren Erkrankungen“, erklärte Dr. Renke Lühken. (ad)
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