Die Nachbarschaftsbeziehungen haben erheblichen Einfluss auf das Herzinfarkt-Risiko
19.08.2014
In einer guten Nachbarschaft sinkt das Herzinfarkt-Risiko, so das Ergebnis einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern der University of Michigan. Um bis zu 22 Prozent geringer sei die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts bei angenehmer Nachbarschaft, berichten die Forscher in dem Fachmagazin „British Medical Journal“ (BMJ). Offenbar spielt hier auch die positive Einflussnahme der Nachbarn auf das Gesundheitsverhalten de Befragten eine wesentliche Rolle.
Eine der wichtigsten Strategien zur Linderung von Herzerkrankungen ist die Ermutigung zu positiven Änderungen des Lebensstils, schreiben die US-Forscher Eric Kim, Armani Hawes und Jacqui Smith von der University of Michigan. Bisherige Studien hätten sich hier jedoch meist auf das Verhalten des Einzelnen konzentriert und die Rolle der Nachbarschaft, die auch starken Einfluss auf das Verhalten der Menschen hat, ausgeklammert. Zwar wurden in den vergangenen Jahren mehrere Untersuchungen veröffentlicht, „die starke Assoziationen zwischen Nachbarschaftsbeziehungen und der Herz-Kreislauf Gesundheit aufzeigen, doch lag der Fokus in der Regel auf den negativen Merkmalen der Nachbarschaft“, berichten die Forscher weiter. Die aktuelle Studie habe daher explizit die „gesundheitsfördernden Effekte von positiven Merkmalen der Nachbarschaft, wie zum Beispiel den wahrgenommenen sozialen Zusammenhalt, untersucht.“
Mehr als 5.000 Probanden zu ihren Nachbarschaftsbeziehungen befragt
Um mögliche Zusammenhänge zwischen dem Herzinfarkt-Risiko und den Nachbarschaftsbeziehungen zu ermitteln, nutzten die US-Wissenschaftler die „prospektiven Daten aus der Health and Retirement Study – einer nationalen repräsentativen Panelstudie der amerikanischen Erwachsenen im Alter von über 50 Jahren.“ 5.276 Teilnehmer ohne Vorerkrankungen des Herzkreislaufsystems wurden über einen Zeitraum von vier Jahre beobachtet, unter Berücksichtigung aller „relevanten soziodemografischen, verhaltensbiologischen und psychosozialen Faktoren.“ In den durchgeführten Befragungen sollten die Probanden unter anderem angeben, ob sie sich als Teil ihrer Nachbarschaft beziehungsweise Wohngegend fühlen, ob sie ihren Nachbarn vertrauen oder ob sie das Gefühl haben, dass die Nachbarn bei Schwierigkeiten zur Hilfe bereitstehen. Anhand der Antworten erstellten die Forscher eine Skala zur Zufriedenheit mit der Nachbarschaft.
Zusammenhalt in der Nachbarschaft schützt vor Herzinfarkten
Anschließend überprüften die Wissenschaftler, ob ein höher wahrgenommener sozialer Zusammenhalt in der Nachbarschaft mit einer geringeren Häufigkeit von Herzinfarkten einherging. Insgesamt erlitten 148 der Teilnehmer im Studienzeitraum einen Herzinfarkt, wobei ein deutlicher Zusammenhang mit den Angaben zur Zufriedenheit in der Nachbarschaft deutlich wurde, berichten die US-Wissenschaftler. Jeder Punkt mehr auf der Zufriedenheitsskala sei mit einem um 22 Prozent geringeren Risiko eines Myokardinfarkts einhergegangen, berichten Eric Kim und Kollegen. Dieser Zusammenhang habe sich auch unter Berücksichtigungen bekannter Risikofaktoren wie beispielsweise dem Alter, Familienstand, Geschlecht oder sozialen Status bestätigt. Die Assoziation zwischen dem Herzinfarkt-Risiko und der positiven Nachbarschaft war selbst bei Berücksichtigung der biologischen und psychosozialen Einflussgrößen, wie beispielsweise dem Tabak- und Alkoholkonsum oder Erkrankungen an Diabetes oder Bluthochdruck deutlich erkennbar, schreiben die US-Forscher. Sie kommen zu dem Schluss, dass ein höherer sozialer Zusammenhalt eindeutig eine schützende Wirkung gegenüber Herzinfarkten entfaltet. (fp)
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