Internetnutzung kann helfen, Menschen zur Krebsvorsorge zu motivieren
Zwar zeigte sich in Umfragen, dass die meisten Deutschen ein Krebsleiden fürchten, doch mit Früherkennungsuntersuchungen nehmen es viele nicht so genau. Für ängstliche Vorsorgemuffel wäre es sinnvoll, wenn sie sich im Internet öfter medizinische Informationen holen. Denn laut einer neuen Studie steigt dadurch die Motivation zur Krebsvorsorge.
Teilnahme an der Krebsvorsorgeuntersuchung noch keine Selbstverständlichkeit
Auch wenn die moderne Medizin viele Fortschritte in der Krebsbekämpfung gemacht hat, ist die Angst vor der Diagnose Krebs weit verbreitet. Dennoch ist die Teilnahme an der Krebsvorsorgeuntersuchung noch keine Selbstverständlichkeit. Vor allem das starke Geschlecht ist schwach bei der Vorsorge. Sinnvoll könnte es sein, wenn man mehr Hilfe im Internet sucht. Denn Forscher des Leibniz-Instituts für Wissensmedien haben herausgefunden, dass die Angst vor Krebs beeinflusst, ob Menschen nach der Internet-Suche von medizinischer Information eher zur Vorsorgeuntersuchung gehen oder nicht.
Viele Menschen fürchten sich vor Krebs
Obwohl sich viele Menschen vor einer Krebserkrankung fürchten, gehen längst nicht alle zu den jeweiligen Früherkennungsuntersuchungen.
So hat beispielsweise nur knapp jede/r Fünfte über 55 Jahren bereits eine Darmspiegelung vornehmen lassen, obwohl sie für diese Altersgruppe zur Krebsvorsorge empfohlen wird.
Aber was beeinflusst, ob Menschen diese Vorsorge durchführen lassen? Bei der Entscheidung für oder gegen die Vorsorge wird häufig das Internet zu Rate gezogen.
Psychologen des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen um Prof. Dr. Kai Sassenberg haben herausgefunden, dass diese Internetnutzung die Entscheidung für oder gegen die Vorsorge beeinflusst.
Dabei ist überraschend: Je mehr jemand Angst vor Krebs hat, desto motivierter ist er/sie nach der Internetrecherche zum Thema Darmkrebs auch die Vorsorge (d.h. Darmspiegelung) durchführen zu lassen.
Die Ergebnisse der Studie wurden vor kurzem im „Journal of Medical Internet Research“ veröffentlicht.
Positive Informationen reduzieren Angst
„Unsere Forschung zeigt, dass Patienten bei der Informationssuche im Internet mehr positive Links auswählen und sich häufiger an positive Informationen aus den gelesenen Texten erinnern, um Gefühle wie Angst oder Bedrohung zu reduzieren“, erklärte der Psychologe Prof. Dr. Sassenberg in einer Mitteilung.
Den Grund vermuten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darin, dass Angst zu einer einseitigen Auswahl und Verarbeitung von Informationen führt.
Das bedeutet, viele Menschen konzentrieren sich bei der Internetrecherche zu einem angstbesetzen Thema unbewusst auf die positiven Informationen (z.B. Chancen) und blenden die negativen Informationen (z.B. Risiken) aus.
Internetnutzung kann dabei helfen, Menschen zur Vorsorge zu motivieren
Menschen mit höherer Angst kompensieren also womöglich: Sie suchen im Internet positivere Informationen und formen sich somit auch einen besseren Eindruck von Krebsvorsorgemaßnahmen. Entsprechend sind sie motivierter, die Vorsorge durchführen zu lassen.
Die Internetnutzung kann also helfen, die Angst vor Krebs und vor der Vorsorge zu reduzieren. Diese Effekte traten unabhängig von tatsächlichen medizinischen Risikofaktoren auf, sie sind also psychologischer Natur – das heißt sie betreffen die persönliche Wahrnehmung der Patienten.
Gleichzeitig zeigte sich aber auch: Menschen mit wenig Angst vor Krebs entscheiden sich nach intensiver Internetrecherche eher gegen eine Darmspiegelung.
Diese Personen geben vermutlich unangenehmen Aspekten der Darmspiegelung (z.B. Risiken, über die sie im Internet Informationen finden) größeres Gewicht.
Fazit: Die Internetnutzung kann also dabei helfen, Menschen zur Vorsorge zu motivieren und auch in anderen Fällen einen Arzt aufzusuchen.
Dies gilt aber vor allem für Menschen, die Angst vor einer Krankheit haben. Bei Menschen, die ohnehin wenig Angst vor Krebs (oder einer anderen Krankheit) haben, hält die Internetnutzung eher von der Vorsorge und dem Arztbesuch ab. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.