Geht es beim Zahnarzt auch ohne Bohrer?
Es gibt viele Menschen, welche Angst davor haben, zum Zahnarzt zu gehen, weil dieser bei ihnen den Bohrer verwenden muss. Ein Furcht vorm Zahnarzt aufgrund von Löchern in den Zähnen und dem erforderlichen Bohren verschlimmert die Lage allerdings noch weiter. Werden die Zähne nicht behandelt, weiten sich Löcher und Karies immer weiter aus. Australische Forschende fanden jetzt heraus, dass der Einsatz des Bohrers häufig nicht wirklich nötig ist, wenn eine andere Strategie zur Behandlung der Zähne verfolgt wird.
Bei einer siebenjährigen Studie der University of Sydney konnte festgestellt werden, dass bestimmte sogenannte „No Drill“ Pflegetechniken häufig den traditionellen „Fill and Drill“ Ansatz überflüssig machen. Mit anderen Worten: In vielen Fällen von Karies sind Füllungen nicht unbedingt notwendig. „Fill and Drill“ (Füllen und Bohren) ist der Ansatz, der seit Jahrzehnten in der Zahnmedizin verwendet wird. Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Community Dentistry and Oral Epidemiology“ publiziert.
Umdenken bei der Behandlung von Karies erforderlich
Es ist nicht unbedingt notwendig, dass Patienten Füllungen bekommen, weil diese in vielen Fällen von Karies nicht wirklich erforderlich sind, erklären die Autoren der Studie. Die Forschungsarbeit signalisiert die dringende Notwendigkeit einer großen Verschiebung der Art und Weise, wie Karies von Zahnärzten behandelt wird. Die Studie zeigt, dass ein präventiver Ansatz im Vergleich zur derzeitigen Praxis große Vorteile hat. Karies ist kein rasch fortschreitendes Phänomen, wie Zahnärzte es lange Zeit angenommen haben, berichten die Forschenden weiter. Da früher die Zahnärzte der Meinung waren, dass der Verfall schnell voranschreitet, bestand die übliche Praxis darin, Karies schnell zu erkennen und dann zu entfernen. So sollte verhindert werden, dass Löcher in der Zahnoberfläche entstehen, welche dann mit einer Füllung gefüllt werden mussten. Aber der Verfall ist nicht immer progressiv und selbst wenn es so sein sollte, dann entwickelt sich der Verfall doch langsamer, als der Zahnarzt es bisher annahm.
Wie lange dauert der Verfall eines Zahnes?
Es dauert durchschnittlich vier bis acht Jahre, bis der Zerfall von der äußeren Schicht (Zahnschmelz) des Zahns zur inneren Schicht (Dentin) fortgeschritten ist, berichtet das Forschungsteam. Das ist genug Zeit, um den Verfall der Zähne zu erkennen und zu behandeln, noch bevor ein Hohlraum entsteht und eine Füllung erforderlich wird. Die Forschenden entwickelten eine Reihe von Protokollen, die sie als Caries Management System (CMS) bezeichnen. Durch dieses System könne Karies gestoppt, rückgängig gemacht und verhindert werden, lange bevor Zahnschmerzen auftreten und der Bohrer nötig wird.
CMS-Behandlung nutzt Fluoridlack
Durch eine Beurteilungen des Zerfallsrisikos, der Interpretation zahnärztlicher Röntgenaufnahmen und des risikospezifischen Monitorings werden Anzeichen eines frühen Verfalls, bei dem noch keine Hohlräume (Löcher) entstanden sind, erkannt und mit einem hochkonzentrierten Fluoridlack behandelt, statt auf invasive Mittel wie den Bohrer zurückzugreifen. Das Verfallsrisiko bei Patienten, die CMS erhielten, war um 30 bis 50 Prozent reduziert.
So vermeiden sie bis zu 50 Prozent aller Löcher in den Zähnen
CMS kann den frühen Verfall der Zähne stoppen und sogar rückgängig machen, dadurch wird der Bedarf an Bohrungen und Füllungen drastisch reduziert. Bohrer und Füllungen sollten nur dann verwendet werden, wenn bereits ein tatsächliches Loch im Zahn sichtbar ist, sagen die Autoren. Es ist allerdings auch Engagement der Patienten erforderlich, damit CMS optimal funktioniert. Sie müssen besonders auf ihre Zahnhygiene achten und ihre Zähne ausreichend pflegen und putzen. Außerdem ist es wichtig, dass sie den Konsum von Snacks und Getränken einschränken, die viel Zucker enthalten. Wenn Menschen sich an diese Regeln halten, tragen sie dazu bei, dass das System funktioniert. So können bis zu 50 Prozent der Löcher und Bohrungen vermieden werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.