Extrem resistente Darmbakterien breiten sich stark aus
Die unsachgemäße und leichtfertige Verabreichung von Antibiotika hat eine drastische Zunahme resistenter Erregerstämme zur Folge. Nur ein umsichtiger Umgang mit Antibiotika kann Patienten, Familienangehörige und die Bevölkerung vor solchen resistenten Krankheitserregern schützen, so die Mitteilung des Universitätsklinikums Freiburg.
Eine europaweiten Studie, die in dem Fachmagazin „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht wurde, hat laut Angaben des Freiburger Universitätsklinikums gezeigt, dass sich extrem-resistente Darmbakterien drastisch ausbreiten. Entsprechende Infektionen seien selbst mit den sogenannten Reserveantibiotika nicht mehr behandelbar und „Ärzte haben dann keine weiteren Mittel, um ihren Patienten helfen zu können“, so Professor Dr. Hajo Grundmann, Koordinator der Studie und Leiter der Abteilung Infektionsprävention und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg.
Die Studie wurde laut Mitteilung der Freiburger Uniklinik in Zusammenarbeit mit 455 Zentren in 35 Ländern der Europäischen Gemeinschaft sowie Island, Norwegen, Israel und der Türkei durchgeführt. Dabei habe sich gezeigt, dass insbesondere „in der Türkei, Griechenland und den Balkanstaaten aber auch in Italien, Portugal und Spanien“ extrem-resistenten Darmbakterien verstärkt auf dem Vormarsch sind.
Infektionen auch mit Reserveantibiotika nicht behandelbar
Zwar belegt Deutschland in der Studie nur das Mittelfeld und liegt auf dem 16. Tabellenplatz bei dem Vergleich der Infektionszahlen, berichtet Professor Dr. Grundmann. Doch sei die Tatsache, dass in Deutschland mehr als ein Drittel dieser Infektionen auch mit ausgeklügelten Kombinationen von sogenannten Reserveantibiotika nicht mehr behandelt werden können, durchaus besorgniserregend. Der negative Trend sorge für Beunruhigung in Krankenhäusern und vor allem in Universitätskliniken, in denen viele schwerstkranke Menschen behandelt werden.
Gegenmaßnahmen erforderlich
Die Ausbreitung der extrem resistenten Erreger bedarf nach Auffassung der Experten dringend umfänglicher Gegenmaßnahmen. So werde beispielsweise in Freiburg das Aufnahmescreening konsequent auf Patienten ausgedehnt, die bereits vor der Aufnahme in Deutschland oder im Ausland in Krankenhäusern behandelt wurden, berichtet Prof. Dr. Grundmann. Nur auf diesem Wege lasse sich „ohne neue und wirksame Antibiotika gegen diese Epidemie ankämpfen.“
Antibiotika nie leichtfertig einsetzen
Die Experten betonen, dass Antibiotika grundsätzlich nie ohne medizinische Indikation eingenommen werden sollten. So würden beispielsweise die meisten Erkältungen und auch Grippeerkrankungen durch Viren hervorgerufen, gegen die Antibiotika grundsätzlich unwirksam sind. Die Anwendung habe in solchen Fällen keinen positiven Einfluss auf das Befinden, da Antibiotika weder Fieber senken noch die Erkältungsbeschwerden, wie beispielsweise das Niesen, lindern, so Prof. Dr. Grundmann. Allerdings wächst mit jedem unsachgemäßen Einsatz das Risiko für die Entwicklung resistenter Erregerstämme. (fp)
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