Zunahme der Masernfälle in Europa um 400 Prozent
Erst kürzlich berichteten Gesundheitsexperten über eine steigende Zahl der Masernfälle in Deutschland. Auch in anderen Ländern Europas hat die Infektionskrankheit stark zugenommen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab es im vergangenen Jahr in der europäischen Region eine Zunahme der Masernfälle um 400 Prozent.
Zahl der Erkrankungen ist massiv angestiegen
Masern werden von manchen Menschen noch immer als harmlose Kinderkrankheit abgetan, doch sie befällt auch Erwachsene. Zwar ist die Infektionskrankheit seit Einführung der Masernimpfung vor rund 40 Jahren auf dem Rückzug, doch die Masern-Ausrottung wurde immer wieder gebremst. Schuld daran sei, dass nicht ausreichend geimpft werde. Nun warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer Ausbreitung der gefährlichen Krankheit in Europa. Die Zahl der Erkrankungen ist demnach massiv gestiegen.
Über 20.000 Masernfälle und 35 Todesfälle
Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, sind die Masern in der Europäischen Region der WHO wieder auf dem Vormarsch.
Den Angaben zufolge wurden 2017 insgesamt 21.315 Fälle registriert, davon 35 mit tödlichem Ausgang, nachdem 2016 mit 5.273 Fällen ein Rekordtief verzeichnet worden war.
„Jeder neue Masernfall in der Europäischen Region erinnert uns daran, dass ungeimpfte Kinder und Erwachsene unabhängig davon, wo sie leben, immer noch Gefahr laufen, sich mit der Krankheit zu infizieren und sie auf andere zu übertragen, die sich vielleicht nicht impfen lassen können“, so Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.
„Über 20.000 Masernfälle und 35 Todesfälle allein im Jahr 2017 sind eine Tragödie, die wir einfach nicht hinnehmen können.“
„Die Eliminierung der Masern und Röteln ist ein vorrangiges Ziel, zu dem sich alle Länder in der Europäischen Region fest bekennen, und ein Eckpfeiler für die Verwirklichung der gesundheitsbezogenen Ziele für nachhaltige Entwicklung“, erklärte Dr. Jakab.
„Dieser kurzfristige Rückschlag kann uns jedoch nicht von unserer festen Entschlossenheit abbringen, zu der Generation zu werden, die ihre Kinder ein für allemal von diesen Krankheiten befreit.“
Jedes vierte Land in Europa ist von einer Masernwelle betroffen
Wie es heißt, war der sprunghafte Anstieg der Zahl der Masernfälle im Jahr 2017 unter anderem auf größere Ausbrüche (mindestens 100 Fälle) in 15 der 53 Länder der Europäischen Region zurückzuführen.
Die höchsten Fallzahlen wurden demnach aus Rumänien (5.562), Italien (5.006) und der Ukraine (4.767) gemeldet.
Laut WHO stehen diese Länder seit einigen Jahren einer Reihe von Herausforderungen gegenüber, namentlich einem generellen Rückgang der Impfraten bei den Routineimpfungen, durchgehend niedrigen Impfraten in einigen marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Unterbrechungen in der Impfstoffversorgung und Defiziten in den Krankheitsüberwachungssystemen.
Weitere große Ausbrüche wurden aus Griechenland (967), Deutschland (927), Serbien (702), Tadschikistan (649), Frankreich (520), der Russischen Föderation (408), Belgien (369), dem Vereinigten Königreich (282), Bulgarien (167), Spanien (152), Tschechien (146) und der Schweiz (105) gemeldet, von denen allerdings viele Ende 2017 schon wieder am Abklingen waren.
Hochansteckende Krankheit
Masern sind hochansteckend. Übertragen wird die Krankheit per Tröpfchen-Infektion. Sie beginnt mit grippeähnlichen Symptomen wie hohem Fieber, Husten und Schnupfen. Später folgt der charakteristische Hautausschlag.
Ganz allgemein schwächen Masern das Immunsystem. Als Folge davon kann es unter anderem zu Bronchitis, Mittelohrentzündung oder Lungenentzündung kommen. In seltenen Fällen kann die Infektion tödlich enden.
Gefährlich ist die Krankheit vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern.
Diskussionen über Impfpflicht
Im Zusammenhang mit der Infektionskrankheit wird immer wieder über eine mögliche Masern-Impfpflicht in Deutschland diskutiert. In Italien wurde eine solche vor wenigen Monaten per Gesetzesbeschluss eingeführt.
Von einer Mehrheit der Deutschen würde die Impfpflicht begrüßt werden, zahlreiche Experten sind jedoch dagegen. Sie setzen eher auf Aufklärung statt Impfpflicht.
Impfschutz auch für Erwachsene
In Deutschland wird die Masernimpfung für Kinder ab dem elften Lebensmonat empfohlen, für Säuglinge in einer Kindertagesstätte schon ab dem neunten Monat.
Auch Erwachsene sollten gegebenenfalls ihren Masern-Impfschutz überprüfen.
„Eine einmalige Impfung gegen Masern ist generell für alle Erwachsenen empfohlen, die nach 1970 geboren wurden und noch gar nicht oder nur einmal in der Kindheit gegen Masern geimpft wurden oder deren Impfstatus unklar ist“, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) auf seiner Webseite.
„Personen, die vor 1970 geboren wurden, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit die Masern bereits durchgemacht“, so die Experten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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