Statt Prämie Homöppathie bei der AOK Plus
19.06.2012
Die Allgemeine Ortskrankenkasse AOK Plus plant rund 20 Millionen Euro für Homöopathie in diesem Jahr auszugeben. Statt Auszahlungen einer Prämie an Versicherte, wie von der Politik gefordert, will die Kasse stattdessen mehr Gesundheitsleistungen für ihre Mitglieder bieten.
Für das letzte Jahr verzeichnet die AOK Plus einen Rekordüberschuss von rund 354 Millionen Euro Mehreinnahmen. Dieser Überschuss soll nun zum Teil indirekt an die Versicherten weitergegeben werden. Die Krankenkasse plant das Leistungsspektrum zu erweitern und mehr Angebote im Krankheitsfall zu bieten. Eine Auszahlung der Überschüsse, wie von Seiten der Bundesregierung gefordert, kommt für die größte gesetzliche Kasse in Sachsen und Thüringen mit rund 2,7 Millionen beitragspflichtigen Versicherten nicht in Frage. Das beschloss heute der Verwaltungsrat in Erfurt. Ein Großteil der Überschüsse soll demnach„für schlechte Zeiten“ angelegt werden.
Keine Prämien für Versicherte
Bereits im Jahre 2010 konnte die AOK Mehreinnahmen von rund 58 Millionen Euro verbuchen. Mit den Rücklagen der Vorjahre und den neuerlichen Überschüssen erzielt die AOK Plus Rücklagen von rund 700 Millionen Euro, wie der Vorsitzende Rolf Steinbronn erklärte. Forderungen seitens des Bundesgesundheitsministers Daniel Bahr (FDP), nachdem die Überschüsse an die Mitglieder ausgezahlt werden sollen, bewertete die Kasse als „reine Wahlkampftaktik“. Zudem würden derlei Auszahlungen „einen hohen Verwaltungsaufwand produzieren und müssten von den Versicherten überdies versteuert werden“, ergänzte der Verwaltungsratsvorsitzende Sven Nobereit. Der Betrag, der ausgezahlt würde, würde für den einzelnen Versicherten nicht sehr hoch ausfallen. Die im Jahre 2011 erzielten Mehreinnahmen entsprächen einem Beitragsaufkommen von gerade einmal „14 Kalendertagen“. Laut Bundesversicherungsamt sind gesetzlich 2,5 Monate Rückklagen erlaubt, um die Stabilität der Kasse zu sichern.
Um den Versicherten aber die Mehreinnahmen indirekt zur Verfügung zustellen und um sich auf dem Kassenmarkt behaupten zu können, verabschiedete der Verwaltungsrat eine sogenannte „Leistungsoffensive“. Schon ab Juli 2012 wolle die Krankenkasse Frauen während der Schwangerschaft und minderjährigen Mitgliedern die Kosten für Arzneimittel erstatten, die nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen verankert sind. Demnach können Patienten der Versichertengruppen „nicht verschreibungspflichtige, aber apothekenpflichtige Medikamente ersetzt bekommen“. Zudem gebe es „40 Euro Zuschuss pro Jahr zur professionellen Zahnreinigung ab 18 Jahre.“ Arbeitnehmer soll zusätzlich ein Gesundheitsbonus gewährt werden, wenn sich an Präventionsmaßnahmen des Arbeitgebers teilnehmen.
Homöopathie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Insgesamt will die AOK Plus mehr Finanzmittel für Homöopathie bereitstellen. Diese Angebote können unter bestimmten Voraussetzungen alle Mitglieder der Kasse in Anspruch nehmen. Die Krankenkasse rechnet mit Mehrausgaben von rund 20 Millionen Euro. Die Leistungen für Homöopathie gelten ab September 2012. Bereits die Techniker Krankenkasse (TK) unternimmt selbiges Modell und erstattet seinen Versicherten Homöopathie und Naturheilkunde-Gesundheitsleistungen. Schließlich ermittelte auch eine Studie, dass Homöopathie im Gesundheitssystem Kosten spart.
Als Grund für die überaus gute Finanzlage gibt die AOK Plus die gute Konjunktur in 2011 an. Zudem hätten die ausgehandelten Rabattverträge mit den Pharmaherstellern Einsparungen von rund 80 Millionen Euro erwirtschaftet. Daher verzichte man auf den Zusatzbeitrag bis mindestens Ende 2014. Die Überschüsse seien aber „kein Polster auf dem wir uns ausruhen können“, betonte der Verwaltungsratsvorsitzende. Schon in diesem Jahr erwarte er Mehrausgaben von rund 300 Millionen Euro. Diese entstehen vor allem durch höhere Ausgaben für Arzneimittel und gestiegene Ärztehonorare. Die steigende Lebenserwartung lasse außerdem die „Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben weiter aufgehen“. Zwar erhöhen sich die Beitragseinnahmen um 1,4 Prozent pro Jahre, im Gegensatz dazu steigen die Ausgaben um gut 3,9 Prozent. (sb)
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Bild: filorosso.eu – Manfred Gerber / pixelio.de
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