Apotheken sollen Altmedikamente entsorgen
28.03.2011
Eine Petition an den Deutschen Bundestag fordert derzeit eine kostenlose Entgegennahme von Altmedikamenten durch Apotheker. Zahlreiche Internetseiten und Blog rufen dazu auf, die Petition zu unterstützen. Die Resonanz ist noch dürftig: Gerade einmal 507 Menschen haben bislang unterschrieben. Doch das Thema geht uns alle an.
Apotheker sollen Arzneimittel zurücknehmen
Abgelaufene Arzneimittel sind gefährlich. Geraten die Medikamente beispielsweise in Kinderhände, können sie schwerwiegende gesundheitliche Gefahren auslösen. Ein Petition an den Deutschen Bundestag fordert eine kostenlose Rücknahme von Altmedikamenten. Bislang haben aber nicht viele Menschen den Aufruf unterzeichnet, gerade einmal 507 Unterschriften sind bis dato zusammen gekommen. Die Initiatoren erhoffen sich aber noch zahlreiche weitere Unterzeichnungen, bis zum 19. April 2011 ist die Petition offiziell eingestellt. Kommen bis dahin mindestens 50.000 Unterschriften zusammen, muss sich der Bundestagsausschuss mit dem Thema beschäftigen.
Das Thema ist wichtig, betont die Initiatorin. Geraten die Arzneimittel „in falsche Hände oder unkontrolliert in die Umwelt“ drohen weitreichende Folgen. Apotheken könnten hingegen genau einschätzen, welche Entsorgung für das einzelne abgelaufene Medikament am sinnvollsten ist. Ohne die Pflichtrücknahme durch Apotheker ist zu befürchten, dass viele Menschen die Arzneimittel einfach in den regulären Hausmüll entsorgen.
Pharmafirmen sollen sich an den Kosten beteiligen
Damit die Apotheken nicht allein für die Kosten aufkommen müssen, sollen sich auch Pharmazierhersteller beteiligen, so die Forderung der Petition. Eine finanzielle Überforderung der beiden Branchen sei laut Pedantin nicht zu erwarten, da Apotheken und Pharmakonzerne noch immer zu den „wohlhabendsten“ Wirtschaftsunternehmen zählten. Zudem seien nur Apotheken von einer Neuregelung wirtschaftlich betroffen, die sich bis heute weigern, in „unverantwortlicher Weise“ die abgelaufenen Medikamente zu entsorgen.
Einheitliches Rücknahme-System von Altmedikamenten
Die Petition knüpft an eine alte Regelung an. Bis 2009 gab es deutschlandweit ein einheitlich System für die Rücknahme von Altmedikamenten. Bis dahin mussten die Pharmahersteller für die Entsorgungskosten aufkommen. Ab Sommer 2009 wurden allerdings die „Verpackungsverordnung“ geändert. Laut dieser Verordnung dürfen alte Arzneimittel regulär im Hausmüll entsorgt werden. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hatte unlängst vergeblich mit Recyclingunternehmen und Pharmafirmen über ein entgeltfreies Rücknahme-System verhandelt. Seit dem existieren in Deutschland nur regionale Lösungen. Während in zahlreichen Regionen Altarzneimittel im Müll landen, werden in Leipzig im Auftrag der Stadtverwaltung alte Medikamente von den Apotheken abgeholt und in Entsorgungsbetrieben verbracht. Die Petition ruft dazu auf, eine einheitliche Lösung für ganz Deutschland zutreffen.
In der Regel müssen Tabletten bei Erreichen des Verfalldatums mindestens 95 Prozent der angegebenen Wirkstoffmenge enthalten. Bis zu diesem Zeitpunkt dürfen keine toxischen Abbauprodukte entstanden sein. Wie lange ein industriell hergestelltes Arzneimittel haltbar ist, muss der Pharmazierhersteller in klinischen Tests überprüfen. Nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums verändern sich die Wirkstoffe. Abgelaufene Medikamente sollten daher nicht nach dem Erreichen der Verwendungsfrist eingenommen werden und fachgerecht entsorgt werden. (sb)
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Bild: Benjamin Klack / pixelio.de
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