Bundesinstitut für Risikobewertung entwickelt App für Erste Hilfe bei Vergiftungen
22.08.2013
Vergiftungen sind nach Stürzen die zweithäufigste Unfallart bei Kindern. Kein Wunder, denn giftige Pflanzen oder Haushaltsreiniger sind meist nicht weit und können so von den Kleinen schnell verschluckt werden. Um in einem solchen Fall schnell erste Hilfe leisten zu können, hat nun das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine App entwickelt. Diese liefert unter anderem Informationen zu Vergiftungssymptomen und zur Soforthilfe und gibt darüber hinaus Tipps, wie Vergiftungsunfälle von vornherein vermieden werden können.
Vergiftungen die zweithäufigste Unfallart bei Kindern
Nach Stürzen sind Vergiftungen die zweithäufigste Unfallart bei Kindern. Jahr für Jahr gehen bei den neun Giftinformationszentren (GIZ) in Deutschland mehr als 100.000 Anrufe aufgrund von Vergiftungen bei Kindern ein, in mehr als der Hälfte der Fälle sind dabei unter 3-jährige betroffen. Die häufigste Ursache ist laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) das Schlucken von Haushaltsmitteln, insbesondere von Haushaltsreinigern wie Entkalkern oder Sanitärreinigern, Körperpflegeprodukten und Medikamenten. Darüber hinaus kommt es aber auch immer wieder durch den Verzehr von Pflanzen und Beeren (zum Beispiel Kirschlorbeer) sowie durch Zigaretten und Alkohol zu Vergiftungen bei Kindern. Diese können sehr gefährlich werden, weshalb eine sofortige Erste Hilfe unbedingt notwendig ist.
Neue App bietet Informationen zu Vergiftungssymptomen und Erste-Hilfe-Maßnahmen
„Doch was ist zu tun, wenn ein Kind versehentlich einen ätzenden Reiniger getrunken hat?“, werden sich viele Eltern, aber auch Erzieherinnen und Erzieher fragen. Um hier Unterstützung bieten zu können, hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine App entwickelt, die Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) am heutigen Donnerstag in Berlin vorgestellt hat. Diese soll durch Informationen zu Vergiftungssymptomen und Sofortmaßnahmen zukünftig helfen, „in solch einer schwierigen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren und die richtige Entscheidung zu treffen.“ Zudem gibt die App laut dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) Hintergrundinformationen zu Chemikalien, Medikamenten, Pflanzen und Pilzen, die zu Vergiftungen bei Kindern führen können sowie Tipps zur Vermeidung von Unfällen.
„Viele Unfälle wären vermeidbar“
Laut Ilse Aigner soll die neue App dazu beitragen, dass es in Zukunft weniger Vergiftungsunfälle bei Kindern gibt. Denn „viele Unfälle wären vermeidbar, wenn Eltern, Großeltern, Tageseltern, Erzieher und Lehrer die Risiken kennen und gefährliche Produkte immer sicher aufbewahren würden“, so die Verbraucherschutzministerin. Hier soll die Anwendung zukünftig eine Lücke schließen, denn „die App ist ein wichtiges Informations- und Nachschlagewerk – auch ohne unmittelbare Internetverbindung. Im Notfall kann aus der App sofort das zuständige Giftinformationszentrum angerufen werden“, erklärt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des BfR.
App kann jedoch im Ernstfall ärztliche Beratung nicht ersetzen
Entwickelt wurde die BfR-App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“ für Smartphones mit dem Betriebssystem Android und iOS und kann ab sofort kostenlos in den jeweiligen App-Stores heruntergeladen werden. Trotz aller Hilfestellung durch die App könne diese jedoch im Ernstfall „den Notruf 112 nicht ersetzen“, so der ausdrückliche Hinweis des BfR und des Bundesverbraucherministeriums. Dennoch könne „durch die Möglichkeit, mit Hilfe der App jederzeit direkt den nächstgelegenen Giftnotruf anzuwählen, [..] umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden“, so die Information des BfR weiter. Dabei ermöglicht die App einen Anruf bei einem der neun zuständigen deutschen Giftinformationszentren (GIZ). Sofern die Ortungsfunktion des Smartphones aktiviert ist, werde sogar automatisch eine Verbindung zum zuständigen GIZ eines Bundeslandes hergestellt. (nr)
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