Wachsende Armut: Mediziner warnen vor Mangelernährung
04.05.2014
In Großbritannien warnen führende Mediziner wegen der wachsenden Armut im Land vor Mangelernährung. Um sich eine gesunde Ernährung leisten zu können, verdienten immer mehr Menschen einfach zu wenig. Ähnliche Probleme seien auch aus Deutschland bekannt.
Warnung vor Mangelernährung in Großbritannien
Aufgrund der wachsenden Armut im Land warnen führende Mediziner in Großbritannien vor Mangelernährung. Wie die Faculty of Public Health, ein akademischer Verband von Gesundheitswissenschaftlern, am Donnerstag, den ersten Mai, in London erklärte, verdienten immer mehr Menschen zu wenig, um sich eine hinreichend gesunde Ernährung leisten zu können. Damit kehre sich erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg die stete Entwicklung einer besseren und bezahlbaren Lebensmittelversorgung um. Unter anderem wurde von den Wissenschaftlern auf steigende Lebensmittelpreise, fallende Einkommen und eine Zunahme von Lebensmitteltafeln für sozial Bedürftige verwiesen.
Steigende Preise und fallende Löhne
So seien die Preise für Nahrungsmittel zwischen 2007 und 2012 effektiv um zwölf Prozent gestiegen, die Löhne aber um 7,6 Prozent gesunken. Nach amtlichen Angaben fiel im gleichen Zeitraum der Verkauf von Obst und Gemüse um zehn Prozent. Der Präsident der Fakultät, John Ashton sagte: „Das Gespenst von Oliver Twist ist zurück: Kinder hungern im Vereinigten Königreich.“ Auch wenn sie sich vielleicht nicht von Haferschleim ernährten, müssten ihre Eltern doch „billiges Essen wählen, das sättigt, aber nicht nährt.“ Diese Entwicklung sei für Großbritannien als sechstgrößte Wirtschaftsnation weltweit und drittgrößte Europas nicht akzeptabel. Premierminister David Cameron wird von den Medizinern dazu aufgerufen, eine Arbeitsgruppe zu Hunger in Großbritannien einzurichten.
Daten der OECD zeichnen abweichendes Bild
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeichnete jedoch mit im März veröffentlichten Daten ein abweichendes Bild. Der Anteil der Briten, die angeben, nicht genug Geld für Ernährung zu haben, sank demnach zuletzt. Den OECD-Zahlen zufolge liegt dieser Anteil jetzt bei 8,1 Prozent und somit unter dem EU-Durchschnitt von 11,5 Prozent und auch unter dem Durchschnitt industrialisierter Länder weltweit von 13,2 Prozent. Weltweit ist Mangelernährung aber sehr wohl ein massives Problem und fordert jedes Jahr Millionen tote Kinder. Vor allem in vielen Gegenden Afrikas und Asiens haben Menschen mit Hunger und einem Mangel an Vitaminen und Nährstoffen zu kämpfen. Eine Studie desForscherteams um Robert Black von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore, USA, kam im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2011 insgesamt 45 Prozent aller Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren auf Mangelernährung und Probleme beim Stillen zurückzuführen gewesen seien.
Im Norden Deutschlands fehlt jedem Dritten das Geld für gesundes Essen
Wie die Zeitung „Die Welt“ berichtete, brachte eine im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) veröffentlichte Forsa-Umfrage zutage, dass auch im Norden Deutschlands jedem Dritten das Geld für gesundes Essen fehlt. Laut der Studie stehe diese Begründung bundesweit an fünfter Stelle, im Norden nehme sie hingegen Platz drei ein. Zudem fänden nur 37 Prozent der Menschen in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen, dass Essen vor allem gesund sein soll. Nach eigenen Angaben wolle gut jeder Zweite auch nicht viel Zeit in seine Ernährung investieren und mehr als ein Viertel der Befragten habe angegeben, dass ihnen das nötige Wissen für eine gesunde Ernährung fehle. Laut der Krankenkasse muss vitamin- und nährstoffreiches Essen nicht teuer sein. Die TK bietet dazu einen kostenlosen Saisonkalender mit Angaben zu den jeweiligen saisonalen und somit günstigen Obst- und Gemüsesorten. Der TK zufolge sei die Studie, für die im Januar vergangenen Jahres 1.000 Erwachsene befragt wurden, die aktuellste Untersuchung dieser Art in Deutschland. (ad)
Bild: Alexander Dreher / pixelio.de
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