Was man über die Verwendung von ätherischen Ölen wissen sollte
Ätherische Öle werden bei zahlreichen Beschwerden empfohlen und sollen beispielsweise gegen Kopfschmerzen, schlechten Schlaf und Halsschmerzen helfen. Doch wirken diese Öle tatsächlich oder ist der Effekt ein Placebo? Eine Expertin fast die aktuelle Studienlage zusammen.
„Ätherische Öle wirken nicht für jeden, aber es schadet nicht, sie auszuprobieren, solange man sie sicher verwendet“, erläutert Harpreet Gujral, Direktorin für integrative Medizin am Sibley Memorial Hospital in Washington, D.C. Die Fachfrau erklärt, worauf bei der Anwendung von ätherischen Ölen zu achten ist.
Was sind ätherische Öle?
Ätherische Öle sind Pflanzenextrakte, die durch Dämpfen oder Pressen verschiedener Pflanzenteile hergestellt werden. Oft werden die Blüten, Blätter, Rinde oder Früchte einer Pflanze verwendet. In einem Fläschchen Öl stecken oft die Extrakte von mehreren Pfund einer Pflanze. Die Wirkung der Öle geht dabei häufig über die Geruchsbildung hinaus, berichtet Gujral.
Was ist eine Aromatherapie?
Die Aromatherapie nutzt die Wirkung von ätherischen Ölen für therapeutische Zwecke. „Diese Therapieform wird schon seit Jahrhunderten angewendet“, betont die Expertin. Die Wirkung entfalte sich, indem die Geruchsmoleküle der Öle beim Einatmen von den Riechnerven aufgenommen werden und so eine direkte Wirkung auf das Gehirn erzielen. Insbesondere werde die Amygdala beeinflusst, das emotionale Zentrum des Gehirns. Darüber hinaus können die Öle auch über die Haut aufgenommen werden. Dies könne beispielsweise zur Entspannung von Muskeln beitragen.
Ist die Wirkung von ätherischen Ölen bewiesen?
Viele Menschen sehen die Öle als natürliche Heilmittel an. Die Studienlage auf diesem Gebiet ist Harpreet Gujral zufolge jedoch recht dünn. Es gibt aber einige vielversprechende Forschungsarbeiten, die die Wirksamkeit verschiedener Öle belegen. So fand ein Forschungsteam der Johns Hopkins University beispielsweise heraus, dass bestimmte ätherische Öle Lyme-Boreliose verursachende Bakterien besser abtöten können, als Antibiotika.
Darüber hinaus zeigten weitere Studien, dass die Verwendung ätherischer Öle von Vorteil bei vielen Beschwerden sein kann, darunter
- Angstzustände,
- Depressionen,
- Übelkeit,
- Schlaflosigkeit,
- Appetitlosigkeit,
- trockener Mund.
Auf die Qualität achten
Wie die Expertin für integrative Medizin berichtet, schwankt die Qualität der erhältlichen Produkte sehr stark. Von reinem ätherischen Öl mit teuren oder günstigen Inhaltsstoffen über Verdünnungen mit nicht aufgeführten Zusätzen sei alles erhältlich. Deshalb rät Gujral von einer inneren Anwendung ab.
Öle können unterschiedlich auf verschiedene Personen wirken
Bei der Verwendung von Diffusoren sollte beachtet werden, dass die Öle unterschiedlich auf verschiedene Personen wirken können. „Die Verbreitung in einem öffentlichen Bereich oder Haushalt mit mehreren Mitgliedern kann Menschen unterschiedlich beeinflussen“, so Gujral. Zum Beispiel könne Pfefferminze bei Kopfschmerzen helfen, ein kleines Kind, dass unter 30 Monate alt ist, könne durch Pfefferminze jedoch aufgeregt werden. Außerdem reagieren einige Menschen mit einem schnelleren Herzschlag auf Pfefferminz-Dämpfe, warnt die Expertin.
Sichere Methoden zur Verwendung ätherischer Öle
Laut Gujral gibt es sicherere Methoden zur Verwendung ätherischer Öle. Dazu gehören beispielsweise saugfähige Materialien, die mit dem Öl getränkt werden. Dann könne man bei Bedarf daran riechen. Auch könne ein ätherisches Öl mit einem Trägeröl gemischt werden. Als Trägeröl eigne sich beispielsweise Oliven-, Jojoba- oder Kokosöl. Darüber hinaus gebe es Aromastifte, bei denen ein saugfähiger Docht von einer Plastikummantellung umgeben ist. Dieser kann bei Bedarf geöffnet werden, wodurch die Gerüche freigesetzt werden.
Allergische Reaktionen auf ätherische Öle
Gujral weist darauf hin, dass eine kleine Anzahl von Menschen auf ätherische Öle allergische Reaktionen oder Reizungen zeigt. Dies trete mit höherer Wahrscheinlichkeit bei Personen auf, die bereits an Neurodermitis leiden oder eine Vorgeschichte von Reaktionen auf topische Produkte haben. Einige Öle scheinen hier eher problematisch zu sein. Zu diesen zählen Öle aus
- Oregano,
- Zimtrinde,
- Jasmin,
- Zitronengras,
- Ylang-Ylang,
- Kamille,
- Bergamotte.
Bei direktem Kontakt mit der Haut ist die Verdünnung mit einem Trägeröl der beste Weg, um eine unerwünschte Hautreaktion zu vermeiden. „Wenn Sie nach dem Auftragen von ätherischen Ölen einen roten, juckenden Ausschlag oder Nesselsucht bekommen, gehen Sie zu einem Arzt“, empfiehlt Gujral.
Welches Öl hilft bei welchen Beschwerden?
Es gibt Dutzende von ätherischen Ölen, alle mit unterschiedlichen Düften und chemischen Zusammensetzungen. Welche ätherischen Öle am besten geeignet sind, hängt davon ab, welche Symptome gelindert werden sollen. Gujral stellt einige gängige Öle vor:
- Lavendelöl wird oft verwendet, um Stress und Angst abzubauen und einen guten Schlaf zu fördern.
- Teebaumöl soll die Wundheilung fördern und wird häufig bei Akne, Fußpilz und Insektenstichen verwendet.
- Pfefferminzöl kann bei Spannungskopfschmerzen helfen. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass es in Kapselform ein Reizdarmsyndrom lindern kann.
- Zitronenöl gilt als Stimmungsaufheller und wird zudem häufig in selbstgemachten Reinigungsmitteln verwendet.
So lassen sich hochwertige Produkte von minderwertigen unterscheiden
Abschließend gibt die Expertin einige Tipps, wie man beim Kauf hochwertige Produkte erkennt. Beispielsweise sollte das Etikett den lateinischen Namen der Pflanze und Informationen über die Reinheit sowie über andere zugesetzte Inhaltsstoffe enthalten. Auch das Land, in dem die Pflanze angebaut wurden, sollte aufgeführt sein.
Das Öl sollte in dunkel gefärbten Glasbehältern angeboten werden und nicht in Plastikbehältern. Beim Begriff „Duftöl“ oder „Parfümöl“ sollte man stutzig werden. Hier wurden ätherische Öle wahrscheinlich in Kombination mit Chemikalien oder vollständig aus Chemikalien hergestellt. Auch der Hersteller sollte überprüft werden? Ist er bekannt? Hat er sich auf Öle spezialisiert? Wie lange gibt es die Firma schon?
Preise geben auch Aufschluss
Echte ätherische Öle schwanken je nach Sorte im Preis. Während Rosen- oder Sandelholzöle teurer in der Herstellung sind, können Orangenöle vergleichsweise günstig produziert werden. Wer zum Tiefstpreis einkauft, greift wahrscheinlicher zu einem unreinem Öl.
Fazit
Ätherische Öle können die Stimmung und das Wohlbefinden heben. Bei einigen Menschen lindern Sie sogar die Symptome verschiedener Beschwerden. Und „selbst wenn sie nur die Stimmung verbessern, kann dies auch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben“, resümiert Harpreet Gujral.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Johns Hopkins Medicine: Aromatherapy: Do Essential Oils Really Work? (Abruf: 12.12.2019), hopkinsmedicine.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.