Ersatzgelenk kann Arthrose-Patienten mehr Lebensqualität geben
29.05.2014
Menschen, die an Arthrose leiden, sind in ihrer Mobilität häufig stark eingeschränkt. Ein künstliches Gelenk kann ihnen wieder Mobilität und somit mehr Lebensqualität schenken. Betroffene sollten jedoch vorab das Für und Wider abwägen, da der Eingriff nicht immer sinnvoll ist.
Vor allem Ältere von Arthrose betroffen
Das Knie schmerzt. Oder die Hüfte. Meist sind es ältere Menschen, die von einer Arthrose betroffen sind, da es sich dabei um eine Verschleißerscheinung im Gelenk handelt. Für viele Patienten stellt sich die Frage, ob ein künstliches Gelenk helfen kann, wenn schmerz- und entzündungshemmende Medikamente und andere Behandlungen wie Physiotherapie nicht mehr greifen. Thomas Pauly, Vorstandsmitglied im Deutschen Orthopäden-Verband in Saarbrücken meint laut einer dpa-Meldung dazu, dass die Entscheidung davon abhänge, wie sehr sich der Patient eingeschränkt fühlt und wie mobil er noch sein muss oder möchte. Der Leidensdruck der Betroffenen sei auch bei vergleichbarem Befund oft sehr unterschiedlich.
Verschiedene Gründe sprechen für einen Gelenkersatz
Der Direktor der Orthopädischen Klinik des Universitätsklinikums Aachen, Markus Tingart, betonte ebenfalls: „Es wird nicht das Röntgenbild operiert.“ Die Beschwerden der Patienten seien entscheidend. Dabei könne es je nach persönlicher Schmerzempfindlichkeit frappierende Unterschiede geben. Der Experte zählte einige Gründe auf, die für einen Gelenkersatz sprechen: Beispielsweise wenn die Lebensqualität sehr eingeschränkt ist, die Schmerzen auch nachts und in Ruhephasen auftreten, der Betroffene seit längerer Zeit Schmerzmittel nimmt, der Patient wegen Knieschmerzen nur noch kurze Strecken zurücklegen oder wegen Hüftschmerzen die Socken nicht mehr selbst anziehen kann.
Erfolgschancen sind sehr gut
Tingart zufolge sind die Erfolgschancen sehr gut. Die Betroffenen sind in der Regel nach dem Eingriff schmerzfrei. Allerdings nimmt der Heilungsprozess Zeit in Anspruch. Die Patienten müssen nach der Operation und einem sieben- bis achttägigen Krankenhausaufenthalt etwa sechs Wochen lang Gehstützen benutzen. Zudem kommt ein zehn bis zwölf Wochen langes intensives Muskeltraining auf sie zu. Vor allem für ältere Patienten schließe sich an den Klinikaufenthalt eine stationäre Reha an. Bei Jüngeren könne eine ambulante Reha ausreichen. Die meisten Senioren hätten Pauly zufolge nach dem Eingriff keine Schmerzen mehr. Allerdings dauere dies manchmal bis zu einem Jahr oder länger. Deshalb rät er seinen Patienten, mindestens ein Jahr abzuwarten, bevor sie die Operation bewerten.
Nutzen und Risiken individuell abwägen
Aber auch bei einem großen Leidensdruck kommt eine Operation nicht für jeden gleichermaßen infrage. Pauly erklärte, dass etwa Übergewicht, Wundheilungsstörungen oder Herz-Kreislauf-Probleme dagegen sprächen. Nutzen und Risiken müssen individuell abgewogen werden. Diejenigen, die sich gegen eine OP entscheiden oder diese noch hinausschieben möchten, sollten trotzdem in Bewegung bleiben. Wichtig sei es, Beweglichkeit und Kraft solange wie möglich zu erhalten, so Pauly. Wer beim Laufen zu starke Knieschmerzen habe, kann möglicherweise noch Radfahren und bei Hüftproblemen sind häufig gymnastische Übungen im Wasser möglich. Außerdem kann Abnehmen helfen, da laut Tingart eine Reduzierung des Körpergewichts um fünf bis zehn Prozent, eine Erleichterung bei den Beschwerden mit sich bringt.
Hilfe für Betroffene
In Deutschland werden jährlich 350.000 bis 400.000 Knie- und Hüftgelenksprothesen eingesetzt – Tendenz steigend. Neben dem Hausarzt oder Orthopäden kann auch die Unabhängige Patientenberatung Deutschland bei allen Fragen rund um Diagnose, Behandlung oder Wahl der richtigen Klinik helfen. Stefan Palmowski, Diplom-Pflegewissenschaftler und Patientenberater in Dortmund wies darauf hin, dass sich Patienten telefonisch oder vor Ort kostenlos an eine der 21 Beratungsstellen in Deutschland wenden könnten. Zudem finden Betroffene bei der Entscheidung in den sogenannten Zweitmeinungszentren großer Klinken Unterstützung. So etwa in der orthopädischen Klinik Aachen, an der ein Europäisches Endoprothetik-Zentrum angesiedelt ist, wo Alternativen sowie das Für und Wider des Eingriffs geprüft werden. Solche zertifizierte Endoprothetik-Zentren müssen bestimmte Qualitätskriterien erfüllen und arbeiten nach einheitlichen Standards. Operationen werden dort mit modernen Methoden und nur von erfahrenen Spezialisten vorgenommen. In Aachen werden beispielsweise computergestützte Navigationssysteme verwendet, die das Ersatzgelenk besonders präzise einsetzen.
Fünf Millionen Deutsche leiden an der Volkskrankheit Arthrose
In Deutschland sollen rund fünf Millionen Menschen an der Volkskrankheit Arthrose leiden. Weltweit ist es die häufigste Gelenkerkrankung. Die Symptome der Erkrankung werden unter anderem mit Analgetika (Schmerzmittel), wie nicht-steroidale Antirheumatika behandelt, die aber nicht die Ursachen bekämpfen. Auch Krankengymnastik, spezielle Schuhzurichtungen wie dämpfende Einlagen oder kühlende Maßnahmen können Betroffenen Linderung der Beschwerden verschaffen. Zudem weisen Studien auf eine Wirksamkeit der Akupunktur bei arthrosebedingten chronischen Kniegelenkschmerzen hin. (sb)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.