Apotheker-Tipps zur Arzneimitteleinnahme: Medikamente nicht im Liegen einnehmen
04.10.2011
Bereits seit Jahren mahnen Apotheker zur richtigen Einnahme von Medikamenten. Scheinbar nebensächliche Faktoren, wie die Körperposition oder die Flüssigkeit mit der die Tabletten geschluckt werden, spielen dabei laut Aussage der Experten eine wesentliche Rolle.
Wie die Pharmazeutin der Universität Greifswald, Professor Dr. Sandra Klein, in dem Fachartikel der Zeitschrift „Neue Apotheken Illustrierte“ zum Thema „Medikamente und der Magen“ berichtet, wird ein Großteil der Arzneimittel über den Mund aufgenommen, egal ob als Pulver, Granulat, Tabletten oder Kapseln. Den meisten Patienten „fällt es auf diesem Weg leicht, (ihr) Medikament einzunehmen“, doch einige Grundregeln sollten laut Aussage der Expertin beachtet werden, um eine optimale Wirkung der Arzneimittel zu unterstützen und Komplikationen zu vermeiden.
Stets ein Glas Wasser zur Arzneimitteleinnahme
Den Angaben von Professor Dr. Sandra Klein zufolge sollte zum Beispiel bei der Einnahme von Tabletten stets darauf geachtet werden, dass diese mit ausreichend Flüssigkeit geschluckt werden, da ansonsten „Teile der Arznei an der Innenwand der Speiseröhre kleben bleiben.“ In jedem Fall ginge hiermit eine deutliche Wirkungsverzögerung einher, da die Arzneimittel erst nach einiger Zeit in den Magen gelangen. Schlimmstenfalls können jedoch auch Reizungen oder sogar bleibende Schäden an der Speiseröhre auftreten, erläuterte die Expertin. Arzneimittel sollten nach Ansicht von Prof. Dr. Klein daher immer mit einem Glas Wasser eingenommen werden. Andere Getränke wie Fruchtsäfte, Kaffee, Tee, Alkohol oder Milch sind dem aktuellen Artikel zufolge nicht zu empfehlen, da diese mit den Arzneistoffen reagieren und so möglicherweise gesundheitliche Beschwerden auslösen können. Zum Beispiel drohe bei der Einnahme mit Grapefruitsaft eine unerwünscht starke Wirkung der Arzneimittel, da der Saft ein Leberenzym hemmt, warnen die Experten. Bei anderen Säften und Milch werde außerdem die Wirkung der Arzneimittel deutlich verzögert, da diese fast viermal solange im Magen verweilen wie Wasser.
Arzneimittel im Sitzen oder Stehen einnehmen
Um den Transport der Arzneimittel in den Magen zu erleichtern, sollten diese idealerweise nicht im Liegen sondern im Sitzen oder Stehen eingenommen werden, berichtet die Pharmazeutin Prof. Dr. Klein weiter. Ansonsten drohen auch hier Wirkungsverzögerungen und Nebenwirkungen, wenn die Arzneistoffe an den Schleimhäuten der Speiseröhre haften bleiben. Zu den Angaben der Hersteller bezüglich des Mageninhalts beim Einnahmezeitpunkt äußerte sich die Pharmazeutin durchaus skeptisch. Denn Beschreibungen wie eine Stunde vor oder zwei Stunden nach dem Essen einnehmen auf ein und dem selben Präparat seien klar widersprüchlich, da die Magensituation bei den beiden genannten Zeitpunkten eine grundsätzlich unterschiedliche sei. Eine Stunde vor dem Essen könne der Magen als nüchtern bezeichnet werden, wobei zwei Stunden nach dem Essen immer noch Speisereste im Magen vorhanden wären und erst nach vier Stunde wieder ein nüchterner Zustand erreicht würde, erläuterte die Expertin. Wer also Medikamente auf nüchternen Magen einnehmen soll, um eine schnelle Wirkung zu gewährleisten, muss dies laut Aussage von Prof. Dr. Klein eine Stunde vor oder vier Stunden nach dem Essen tun. Allerdings kann eine Einnahme auf nüchternen Magen auch Beschwerden auslösen, da einige Arzneimittel die Magenschleimhäute angreifen. Daher sollten Patienten am besten „ihren Arzt oder Apotheker (fragen), wie Sie Ihre Medikamente einnehmen müssen“, um zu gewährleisten, „dass die Arznei auch dort in ausreichender Menge ankommt, wo sie benötigt wird", betonte Prof. Dr. Sandra Klein. (fp)
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