Der Echte Lavendel ist die Arzneipflanze des Jahres 2020
Der Echte Lavendel ist zur Arzneipflanze des Jahres 2020 gewählt worden. Schon seit Jahrhunderten wird Lavendel als pflanzliches Arzneimittel zur Beruhigung und Entspannung genutzt. Die Pflanze wirkt auch gegen Schlafstörungen und Angst. Das zeigen auch wissenschaftliche Untersuchungen.
Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) hat viele Talente. In Duftsäckchen wird er als Hausmittel gegen Lebensmittelmotten genutzt; zudem wird er als pflanzliches Arzneimittel und Gewürz in der Küche verwendet. Daher ist Lavendel wohl zu Recht zur Arzneipflanze des Jahres 2020 gewählt worden.
Pflanzliches Arzneimittel zur Beruhigung und Entspannung
Wie das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) auf seiner Webseite erklärt, gehört der Echte Lavendel zur Familie der Lippenblütler. Der aromatisch riechende Halbstrauch hat eine Höhe von etwa 30 bis 80 cm. Die Blüten sind violett und die Blätter schmal, grau-grün und behaart.
Die Pflanze wächst natürlicherweise an trockenen Hängen in Südeuropa. Besonders bekannt sind vor allem die blühenden Lavendelfelder der französischen Provence.
Der Echte Lavendel wird schon seit seit Jahrhunderten als pflanzliches Arzneimittel zur Beruhigung und Entspannung genutzt. Laut einer Mitteilung der Forschergruppe Klostermedizin wurde der Echte Lavendel aufgrund seiner vielfältigen Nutzung in der Geschichte und neu vorliegender Forschungsergebnisse vom interdisziplinären Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres 2020 gewählt.
Mittel bei nervösen Zuständen und gegen Schlaflosigkeit
Der Lavendel als Arzneipflanze hat eine lange Geschichte. Dem BZfE zufolge wurde die Pflanze zunächst für Waschwasser und Bäder genutzt. Das ist auch noch an dem Namen zu erkennen, der sich wahrscheinlich von dem lateinischen Verb „lavare“ für „waschen“ ableitet.
Schon Mitte des 12. Jahrhunderts empfahl Hildegard von Bingen den Echten Lavendel zur äußerlichen Anwendung und gegen Ungeziefer. Seit dem späten 19. Jahrhundert wird die Pflanze als Mittel bei nervösen Zuständen und gegen Schlaflosigkeit beschrieben. Denn das ätherische Lavendelöl hat eine beruhigende, angstlösende sowie entspannende Wirkung.
Das bestätigen auch aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen.
Wirksamkeit gegen Angststörungen belegt
So wird von der Forschergruppe Klostermedizin auf aktuelle Übersichtsarbeiten hingewiesen, die eindrucksvoll die Wirksamkeit gegen Angststörungen belegen.
In einer, im Fachmagazin „Phytomedicine“ veröffentlichten Arbeit, wurden insgesamt 65 randomisierte kontrollierte Studien mit 7.993 Teilnehmenden und 25 nicht-randomisierte Studien mit 1.200 Teilnehmenden berücksichtigt.
Das italienische Forschungsteam stellte dabei unter anderem fest:
- Die orale Verabreichung von ätherischem Lavendelöl ist eindeutig wirksam bei der Behandlung von Angstzuständen.
- Die Inhalation von Lavendelöl scheint ebenfalls wirksam, doch sind auf Basis der vorliegenden Studien keine eindeutigen Aussagen möglich.
- Bei Massagen mit ätherischem Lavendelöl waren Hinweise auf eine positive Wirkung feststellbar, aber aus den verfügbaren Studien ließ sich nicht ableiten, ob der Nutzen auf eine bestimmte Wirkung von Lavendel zurückzuführen ist.
Das am meisten verwendete Öl in der Aromatherapie
Doch damit nicht genug: „Lavendelöl ist außerdem das am meisten verwendete ätherische Öl in der Aromatherapie und gilt neben dem Rosenöl als Therapeutikum mit den vielfältigsten Anwendungsmöglichkeiten“, erklärt die Biologin und Aromatherapeutin Dr. Elke Puchtler aus Erlangen.
Den Angaben zufolge liegen die wichtigsten Anwendungsgebiete des ätherischen Lavendelöls heute im psychischen Bereich. Die beruhigenden, Stress mindernden, Angst lösenden, entspannenden Wirkungen des Lavendelöls stehen dabei im Vordergrund.
Ätherisches Lavendelöl ist ein wichtiges Therapeutikum bei Stress, Ängsten, Schlaflosigkeit, Neurasthenie, posttraumatischen Störungen sowie Panikattacken. Besonders geeignet ist hier die Einnahme des ätherischen Lavendelöls in Form von Kapseln, oder auch die äußerliche Anwendung von therapeutisch dosierten Körperölen.
Lavendel in der Küche
Wie das BZfE schreibt, gelangte der Lavendel über seine heilende Wirkung auch in die Küche. Er lässt sich gut mit anderen Gewürzen kombinieren und ist neben Salbei, Thymian, Rosmarin, Oregano und Bohnenkraut Teil der bekannten Gewürzmischung „Kräuter der Provence“.
Lavendel hat ein würzig-herbes, leicht bitteres Aroma, das mit dem Rosmarin zu vergleichen ist. Er passt zu Fleisch, gegrilltem Gemüse, Käse, Salaten, Suppen, Soßen oder auch zu Süßspeisen und Desserts.
Die Blätter und Blüten können frisch und getrocknet verwendet werden. Das mediterrane Gewürz sollte allerdings sparsam dosiert werden. Denn die intensive Note kann leicht das ganze Gericht dominieren. Trocken, kühl und luftdicht gelagert hält sich sein Aroma etwa bis zu zwölf Monate. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Echter Lavendel: Arzneipflanze des Jahres 2020, (Abruf: 04.01.2020), Bundeszentrum für Ernährung (BZfE)
- Forschergruppe Klostermedizin: Arzneipflanze des Jahres 2020: Echter Lavendel - Lavandula angustifolia, (Abruf: 04.01.2020), Forschergruppe Klostermedizin
- Phytomedicine: Effects of lavender on anxiety: A systematic review and meta-analysis, (Abruf: 04.01.2020), Phytomedicine
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.