Online-Arztnavigator soll die Arztsuche vereinfachen
03.05.2011
Mit einem Online-Portal, auf dem Ärzte von den Versicherten bewertet werden, wollen die AOK und die Barmer GEK ihren Mitgliedern die Arztsuche deutlich vereinfachen. Der sogenannte Online-„Arztnavigator“ stehe den rund 30 Millionen Versicherten der beiden gesetzlichen Krankenkasse ab sofort zur Verfügung, so die heutige Pressemitteilung. Doch die Server der Online-Arztsuche hielten dem durch die Medienberichterstattung ausgelösten öffentlichen Interesse nicht stand und waren seit dem Vormittag nicht erreichbar.
In dem Online-„Arztnavigator“ können sich die Versicherten der AOK und der Barmer GEK künftig mit ihrer Versicherten- und Kassennummern registrieren, um eine anonyme Bewertung zu den verschiedenen Ärzten abzugeben. Diese steht anschließend allen Interessierten als Hilfestellung bei der Arztsuche zur Verfügung. Mit Hilfe der Online-Portale werde die Suche nach einem Arzt um ein objektives qualitatives Merkmal bereichert, so die Hoffnung der Initiatoren. Der Arztnavigator der AOK und das entsprechende Online-Portal der Barmer GEK werden als sogenannte „Weiße Liste“ von der Bertelsmann-Stiftung, der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe, der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen, dem Forum chronisch kranker und behinderter Menschen im Paritätischen Gesamtverband, dem Sozialverband VdK und dem Bundesverband der Verbraucherzentrale betreut.
Registrierung mit Versicherten- und Kassennummer
In dem Online-„Arztnavigator“ der beiden Krankenversicherungen können sich die Versicherte ab einem Mindestalter von 15 Jahren mit ihrer Versicherten- und Kassennummern registrieren, um anschließend Bewertungen zu den verschiedenen Ärzten abzugeben. Dabei sind vorerst ausschließlich Bewertungen von niedergelassenen Ärzten, die regelmäßig Kontakt zu ihren Patienten haben, möglich. Fachärzte, die eher unregelmäßig im Kontakt mit den Patienten stehen sind bisher außen vor. So können zum Beispiel zu Laborärzten, Pathologen oder auch Psychotherapeuten bisher keine Beurteilungen abgegeben werden. Auch eine Bewertung von Zahnärzten ist in dem Online-„Arztnavigator“ bisher nicht möglich. Allerdings sollen entsprechende Fragebögen in einem nächsten Schritt online gestellt werden. Durch die Registrierung mit Versicherten- und Kassennummer sei sichergestellt, dass jeder Versicherte nur eine Beurteilung je Arzt abgeben kann und Täuschungsversuche durch Mehrfachbewertungen werden unterbunden, erklärte Jürgen Graalmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes.
Bewertete Kriterien des Online-„Arztnavigators“
In dem Online-Fragebogen zur Bewertung der Ärzte werden in 33 Fragen unter anderem Angaben zu den Themenbereichen „Arztkommunikation“, „Behandlung“, „Wartezeit“ sowie „Praxis und Personal“ abgefragt. Die seit Mai 2010 laufende Testphase in den Pilotregionen Berlin, Hamburg und Thüringen habe ergeben, dass die genannten Themenbereiche einerseits für die Patienten besonders wichtig und anderseits von ihnen am besten zu beurteilen sind, erklärte die AOK bei Vorstellung des Online-„Arztnavigators“. So könnten die Patienten am besten bewerten, ob der Arzt sie bei Entscheidungen einbezogen und ihre Intimsphäre gewahrt hat. Letztendlich wissen die Patienten sehr genau, welchen Arzt sie ihren Freunden empfehlen würden – und welchen eher nicht. Dieses Wissen soll nach Aussage der Initiatoren nun in dem Online-„Arztnavigator“ gebündelt werden, um den Versicherten objektiv nachvollziehbare Kriterien bei der Arztsuche an die Hand zu geben.
Gelungener Balanceakt zwischen Benutzerfreundlichkeit und Sicherheitsbedürfnis
Den Sorgen der Ärzte vor unsachgemäßer Kritik oder möglichen Diffamierungen haben die Krankenkassen dadurch Rechnung getragen, dass freie textliche Formulierungen bei der Bewertung nicht vorgesehen sind und Ärzte jederzeit auf die kritischen Angaben der Versicherten mit einem Kommentar reagieren können. Außerdem können Ärzte Fotos ihrer Praxis hochladen, um eine adäquate Darstellung zu gewährleisten. So gelinge „der Balanceakt zwischen einem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis einerseits und einem hohen Maß an Benutzerfreundlichkeit andererseits“, betonte Rolf-Ulrich Schlenker, Vize-Vorstandschef der Barmer GEK. Auch biete der „Arztnavigator“ den Medizinern eine gute Möglichkeit sich regelmäßig über die Beurteilung der eigenen Leistungen zu informieren und so ein „systematisches Feedback“ zu erhalten, ergänzte der stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann. Um Verzerrung in der Beurteilung auszuschließen werden die Befragungsergebnisse in der Arztsuche erst ab zehn abgegebenen Beurteilungen je Arzt sichtbar und Mediziner können die Einträge zur ihrer Person sperren lassen, so dass die nicht länger bei der Arztsuche auftauchen.
Ärzte befürworten die neuen Online-Portale
Nach anfänglicher Ablehnung habe sich auch die Ärzte angesichts der großzügigen Zugeständnisse mit dem Online-“Arztnavigator“ angefreundet. „Dieses Portal kann eine Informationsquelle sein“, erklärte Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, gegenüber der Nachrichtenagentur der „dapd“. Hier würden im Gegensatz zu anderen Angeboten, die oftmals als „elektronischer Pranger“ dienen, Qualitätsrichtlinien der Ärzteschaft berücksichtigt, so dass am Ende nicht nur die Versicherten sondern auch die Mediziner von dem Portal profitieren können. Allerdings bleibt nach Einschätzung von Roland Stahl „die beste Empfehlungsschiene immer noch die persönliche“. Die Online-Arztnavis bilden hier jedoch eine hilfreiche Ergänzung.
Gestörtes Vertrauensverhältnis Grund zum Arztwechsel
Insbesondere für Patienten, die von ihrem Arzt enttäuscht wurden oder die einfach eine zweite Meinung zu ihren persönlichen Leiden einberufen möchten, ist der Online-„Arztnavigator“ eine vielversprechende Option. Sie können sich unkompliziert von zu Hause aus über die Qualität der zur Verfügung stehenden Mediziner informieren. Allerdings werden hier nur die Ärzte mit kassenärztlicher Zulassung gelistet. Für die gesetzlich Versicherten sollte dies jedoch keine Einschränkung darstellen, da ohnehin nur die Behandlung beim Kassenarzt von ihrer Versicherung übernommen wird. Teure Spezialisten ohne kassenärztliche Zulassung bleiben in dem Online-„Arztnavigator“ außen vor. Rainer Sbrzesny von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) in Berlin empfiehlt Versicherten ihren Arzt vor allem dann zu wechseln, „wenn das Vertrauensverhältnis nicht mehr gegeben ist“. Anschließend biete der Online-„Arztnavigator“ eine gute Basis, um künftig bei der Arztsuche besonders auf jene Faktoren zu achten, die den Vertrauensbruch mit dem vorherigen Arzt verursacht haben, und diese von vornherein auszuschließen. (fp)
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