Gefährliche Buschmücke aus Asien breitet sich in Deutschland schneller aus, als bislang angenommen
19.11.2012
Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg berichten von einer rasanten Ausbreitung der asiatischen Buschmücke in Deutschland. Die asiatische Stechmücke ist gefährlich für den Menschen, weil sie das West-Nil-Virus überträgt. Die neusten Ergebnisse einer Studie zeigten, dass die Verbreitung schneller voran schreitet, als bislang vermutet.
Die asiatische Buschmücke mit der Bezeichnung „Hulecoeteomyia japonica“ breitet sich schneller im deutschen Bundesgebiet aus, als Forscher bislang vermutet hatten. Nach Angaben der Experten des Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung treten die größten Populationen in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen auf. Noch vor einigen Jahren konnten nur vereinzelt im südlichen Baden-Württemberg, im nördlichen Teil der Schweiz und einigen belgischen Gebieten Mücken-Populationen festgestellt werden.
Bürger schickten Buschmücken ein
Aufmerksam wurden die Forscher auf die asiatische Mückenart durch fachkundige Hinweise aus der Bevölkerung. Einige Bürger hatten die exotischen Insekten an das Leibniz-Zentrum per Post gesendet. Im Anschluss erforschten die Wissenschaftler die benannten Gebiete und mussten feststellen, dass die Mücken sich in Windeseile vermehrt hatten. “Wir konnten zahlreiche Mücken in Blumenvasen, Gießkannen und anderen offenstehenden Wasserbehältern nachweisen”, erklärte die Biologin Doreen Werne.
Im Verlauf der Forschungsarbeit konnten die Experten ein Gebiet von rund 2000 Quadratkilometer eingrenzen. In dieser Fläche tritt die Buschmücke besonders gehäuft auf. Auffällig sei auch, dass die asiatische Buschmücke in der Region zwischen Koblenz und Köln „die heimischen Mückenarten verdrängt“.
Asiatische Buschmücke gilt als West-Nil-Fieber-Überträger
Gefährlich ist die Stechmücke nicht wegen der Aussendung des Giftes sondern aufgrund der Übertragung des gefährlichen und besonders aggressiven West-Nil-Virus. Aus diesem Grund sind die Gesundheitsbehörden in Deutschland höchst beunruhigt. Zwar konnten die Experten bislang keine Übertragung der Infektionskrankheit feststellen, allerdings steige mit dem Anwachsen der Populationen auch das Risiko der Übertragung. Wichtigste Voraussetzung für die Übertragung der West-Nil-Viren ist vorige Aufnahme von infiziertem Blut.
Eine wesentliche Ursache für die Ausbreitung dürfte der fortschreitende Klimawandel sein. Durch die begünstigten Temperaturen siedeln sich immer mehr nichtheimische Mückenarten in Deutschland an. Für die Wissenschaftler wird es immer schwieriger, alle übersiedelten Mückenarten im Blickfeld zu haben. Immer mehr Insekten siedeln sich in Mitteleuropa an, die eigentlich tropische Temperaturen gewöhnt sind.
Noch mehr eingewanderte Mücken
Zum jetzigen Zeitpunkt werden deutschlandweit spezielle Mückenfallen installiert, um die eingewanderten Stechinsekten besser zu studieren. Oberste Priorität für die Forscher ist, zu untersuchen, ob die Mücken gefährliche Erreger in sich tragen. Die Wissenschaftler fordern die Bevölkerung dazu auf, aktiv dabei mitzuhelfen. Wer sich für Insekten interessiert und somit auch Ahnung von der Materie hat, kann „gern eingefangene Mücken an das Institut einschicken“. Auf diese Weise konnten die Experten „bereits über 100.000 Mücken genauer inspizieren“. Die Wissenschaftler konnten Erreger der Sindbis-, Batai- und die Usutu-Viren in Buschmücken entdecken. Daneben konnte auch schon die Malariamücke (Anopheles plumbeus) untersucht werden, die sich anscheinend auf dem Land in Deutschland mehrt ausbreitet.
Wird das West-Nil-Virus übertragen, erleben 80 Prozent der Infizierten keine Symptome. In den anderen Fällen verspüren die Patienten Beschwerden, die ein saisonalen Grippe ähneln. Demnach können zunächst Fieber, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und/oder Schüttelfrost auf. Im weiteren Verlauf kann eine Entzündung des Gehirns, eine Entzündung der Hirnhaut oder eine akute schlaffe Lähmung ausgelöst werden. Die Erstsymptome entwickeln sich nach eine Inkubationszeit von 3 bis 15 Tagen. Besonders gefährdet sind Kinder, Senioren und chronisch Kranke. (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
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