Allergenfreie Atemluft im Thermalstollen reduziert Anfälle
18.06.2014
Ein schlimmer Husten geht durch den Körper, das Atmen fällt schwer und die Luft wird knapp – so fühlt sich ein Asthmaanfall an. Etwa zehn Prozent der Kinder und fünf Prozent der Erwachsenen leiden regelmäßig unter der Atemnot, die sich oft lebensbedrohlich anfühlt. Beim Asthma handelt es sich um eine komplexe Erkrankung bei der zahlreiche genetische und umweltbedingte Faktoren zusammen wirken. Eine seit über 100 Jahren bekannte und wieder entdeckte Sonderform der Klimatherapie ist die Stollen- oder Höhlentherapie in Naturhöhlen oder einstigen Bergwerken. Wie im Hochgebirge und am Meer fliegen dort weniger Pollen. Unter Tage herrscht sogar eine nahezu staub- und pollenfreie Atmosphäre.
Die Radonwärmetherapie in ehemaligen Bergwerken nimmt unter den Klimatherapien wiederum eine Sonderstellung ein. Zusätzlich zu den wohltuenden klimatischen Bedingungen tritt Radon natürlich aus dem Gestein aus. Zur therapeutischen Nutzung, fahren Asthmatiker mit einem Zug auf die Therapiestationen. „Patienten nehmen bei einer etwa einstündigen Therapieeinheit, die sie im Liegen verbringen, das Edelgas über Haut und Lunge in niedrigen Mengen auf“, berichtet Univ.-Doz. Dr. Bertram Hölzl, Radon-Experte und ärztlicher Leiter des Gasteiner Heilstollen. „Im Körper wirkt es nachweislich immunstabilisierend sowie entzündungshemmend und spricht damit die Ebenen an, die Mediziner als Ursachen für die chronische Atemwegserkrankung ansehen.“ Das im Radonthermalstollen vorherrschenden Klima wird durch einen weiteren Effekt für Asthmatiker interessant: Hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über 37,5 Grad führen zum sogenannten Hyperthermie-Effekt, der im Körper eine Art gewünschtes therapeutisches Fieber auslöst. Diesem sprechen Experten die für Betroffene so wichtige, krampflösende Wirkung zu.
Die für Stollen typische, besonders reine Atemluft trägt zusätzlich zur Erholung der Atemwege bei. Im Stollen wirken Gerölle, Felswände und haarfeine Gebirgsrisse unter der Erde als große natürliche Filter und befeuchten die an der Erdoberfläche eindringende Luft. Neben Pollen, Haaren, Fasern und anderen allergieauslösenden Substanzen fehlen außerdem krankmachende Pilze und Sporen. Diese stabile Luftreinheit mit fast völliger Schwebstaub- und Allergenfreiheit und die hohe Luftfeuchtigkeit wirken antiallergisch, entzündungshemmend, schleim- und krampflösend. „Die zu 70 bis 100 Prozent mit Feuchtigkeit gesättigte Luft beruhigt darüber hinaus die Bronchialschleimhaut“, meint Dr. Hölzl. „Patienten berichten nach einer etwa dreiwöchigen Kur über eine nachhaltige Besserung der Symptomatik sowie deutlich geringeren Kortisonbedarf,“ weiß Dr. Hölzl. „Anfälle und Infekte treten wesentlich seltener auf.“ Die Wirkung der Höhlentherapie auf Asthma ist zudem wissenschaftlich belegt. Nach dem Aufenthalt im Heilstollen verbessern sich die Lungenfunktionswerte messbar. (pm)
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