Asthma als neuer Risikofaktor für Adipositas?
Asthma und Adipositas sind zwei Erkrankungen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Doch im Rahmen einer großen europäischen Studie wurde nun ein Zusammenhang entdeckt. Offenbar haben Asthma-Betroffene ein erhöhtes Risiko, starkes Übergewicht zu entwickeln.
Forschende des Barcelona Institute for Global Health haben gezeigt, dass Erwachsene, die unter nicht-allergischem Asthma leiden, ein eröhtes Risiko für starkes Übergewicht und Adipositas aufweisen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Thorax“ vorgestellt.
Verbindung zwischen Asthma und Übergewicht
Die Ergebnisse basieren auf Langzeitdaten von 8.700 Teilnehmenden aus elf europäischen Ländern und Australien. Die Probandinnen und Probanden, die von Asthma betroffen waren, sind mit höherer Wahrscheinlichkeit im Laufe der 24-jährigen Nachbeobachtungszeit fettleibig geworden als Personen ohne Asthma.
Länge der Asthma-Erkrankung erhöhte Adipositas-Risiko
Das Risiko war umso höher, je länger die Asthma-Erkrankung andauerte. Vor allem Langzeitbetroffene, die mit Kortikosteroiden behandelt wurden, hatten ein stark erhöhtes Risiko für Adipositas.
Bislang überwiegend die umgekehrte Beziehung untersucht
„Mehrere Studien haben gezeigt, dass Asthma und Fettleibigkeit einige gemeinsame sozioökonomische, verhaltensbedingte und umweltbedingte Risikofaktoren aufweisen, die zur Entwicklung beider Krankheiten führen können“, erklärt Forschungsleiter Subhabrata Moitra.
In früheren Studien wurde bereits untersucht, ob Adipositas das Risiko für Asthma erhöht. Laut der Arbeitsgruppe wurde die umgekehrte Beziehung bislang wenig beachtet.
Ergebnisse der Studie
Das Team wertete die Daten der Teilnehmenden zu drei verschiedenen Zeitpunkten (Beginn, Mitte und Ende der Studie) aus, die jeweils rund zehn Jahre voneinander entfernt lagen. Dabei zeigte sich, dass Asthmatikerinnen und Asthmatiker mit 21 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit fettleibig wurden als Personen ohne Asthma.
Am deutlichsten war der Effekt bei Asthma-Betroffenen mit langer Erkrankungsdauer, die eine Behandlung mit Kortikosteroiden erhalten hatten. Bei dieser Gruppe war das Risiko für Fettleibigkeit um 99 Prozent erhöht.
Wie kommt es zu dieser Verbindung
„Eine mögliche Erklärung für die mit Asthma verbundene Gewichtszunahme könnte die Verringerung der körperlichen Aktivität bei Asthmapatienten sein“, vermutet Studienhauptautorin Judith Garcia-Aymerich. Diese Hypothese könne durch die Daten jedoch nicht belegt werden. Die zugrundeliegenden Mechanismen für diese Verbindung sind ihr zufolge noch unbekannt.
Auswirkungen auf die Asthma-Therapie?
Die Ergebnisse könnten Auswirkungen auf die klinische Versorgung von Erwachsenen mit Asthma haben, betont Garcia-Aymerich. Nach Angaben der Arbeitsgruppe ist die vorliegende Studie die erste, die einen deutlichen Zusammenhang zwischen Asthma und Adipositas unabhängig vom Geschlecht der Betroffenen zeigt. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Barcelona Institute for Global Health: Adults with Asthma Have a Higher Risk of Developing Obesity (PDF, veröffentlicht: 28.04.2022), isglobal.org
- Moitra S, Carsin A-E, Abramson MJ, et al.: Long-term effect of asthma on the development of obesity among adults: an international cohort study, ECRHS; in: Thorax (2022), thorax.bmj.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.