Pflanzenstoff gegen Lungenversagen
Das akute Lungenversagen, auch akutes Atemnotsyndrom, kurz ARDS genannt (Acute Respiratory Distress Syndrome), kann eine Folge einer Lungenentzündung oder auch einer COVID-19-Erkrankung sein. Bei der Behandlung der lebensbedrohlichen Erkrankung könnte ein Pflanzenwirkstoff aus Weintrauben helfen.
Der Pflanzenwirkstoff Resveratrol schützt vor Herzerkrankungen und Schlaganfällen und lindert Entzündungen. Und er könnte bei der Behandlung des akuten Atemnotsyndroms helfen, berichtet die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) in einer Mitteilung.
Entzündungshemmende, kardioprotektive und antioxidative Wirkung
Die entzündungshemmende, kardioprotektive und antioxidative Wirkung von Resveratrol, das unter anderem in Weintrauben enthalten ist, wurde schon in vielen medizinischen Fachbereichen erforscht – nicht aber in der Anästhesiologie.
Das wollte ein Forschungsteam um Dr. med. René Rissel von der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Mainz ändern und initiierte dafür eine außergewöhnliche Studie mit Hausschweinen, um die Wirkung des Pflanzenstoffs beim akutem Atemnotsyndrom (ARDS) zu untersuchen.
ARDS geht mit systemischen Entzündungen und Sauerstoffmangel einher, viele Patientinnen und Patienten in der Intensivmedizin sterben daran. Bislang gibt es keine ursächliche Therapie, die bei der Entzündungsreaktion ansetzt.
Experiment mit Schweinen
„Die Organstruktur von Hausschweinen ist denen von Menschen sehr ähnlich. Schweine lassen sich außerdem gut mit denselben Messparametern, wie zum Beispiel Blutdruck, Herz-Zeit-Volumen oder Lungenfunktion, untersuchen und monitoren“, erläutert der Studienleiter.
Das achtstündige Experiment wurde mit insgesamt 20 Hausschweinen durchgeführt. Unter Narkose wurden die Tiere durch die Zugabe bestimmter Stoffe in einen Zustand versetzt, der ARDS sehr nahekommt.
Daraufhin haben acht Schweine eine niedrige Dosis Resveratrol intravenös mit einer Trägerlösung verabreicht bekommen, acht Schweine eine hohe Dosis Resveratrol und vier Schweine zur Kontrolle nur die Trägerlösung.
Lungenfläche vergrößerte sich wieder
Den Angaben zufolge wies die Untergruppe Schweine, die eine hohe Dosis Resveratrol verabreicht bekam, im Vergleich mit den anderen beiden Tiergruppen Besonderheiten auf: Zum einen vergrößerte sich wieder ihre Lungenfläche, die funktionelle Residualkapazität – ein Indiz dafür, dass die Lunge besser arbeiten und Gas austauschen kann.
Und zum anderen stabilisierte sich der extravaskuläre Lungenwasserindex – ein Anzeichen dafür, dass kein Lungengewebe mit umliegenden Gefäßen zerstört wurde. Außerdem reduzierte das Resveratrol signifikant die Konzentration von TNF-alpha, einem Entzündungsmarker.
Wie es in der Mitteilung heißt, geben diese Ergebnisse Anlass zur Hoffnung. Geplant sind nun Folgestudien am Schwein, in denen untersucht wird, wie sich längere Versuchszeiten und höhere Dosen von Resveratrol auswirken.
„Wünschenswert wäre, wenn in einigen Jahren Resveratrol, ähnlich wie eine Beruhigungstablette, auch präventiv vor Operationen eingesetzt werden könnte, um Hochrisiko-Patienten besser zu schützen“, sagt Rissel.
Das Forschungsteam hat nun den 1. Platz beim Forschungspreis „experimentelle Forschung“ der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) gewonnen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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- Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V.: Ein Pflanzenstoff gegen Lungenversagen: Forschergruppe um Dr. René Rissel gewinnt 1. Platz beim DIVI-Forschungspreis experimentelle Forschung, (Abruf: 06.12.2022), Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V.
Wichtiger Hinweis:
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