Sport- und Bewegungsverzicht beschleunigt den Krankheitsverlauf bei COPD
Bei chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD; auch bekannt als Raucherhusten) neigen Betroffene angesichts ihrer Atembeschwerden oft zu Bewegungsverzicht, doch dies kann den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen. Denn Sport und Bewegung haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der COPD, so das Ergebnis einer Studie, die Anfang März auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) vorgestellt wurde.
Patienten mit COPD sollten sich laut Aussage der Experten trotz der auftretenden Atemnot dringend ausreichend körperlich betätigen. Denn die vorgestellte Studie von Dr. Benjamin Waschki von der LungenClinic Grosshansdorf bei Hamburg zeigt, dass regelmäßige Bewegung und Sport den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können, so die Mitteilung der DGP. Wer sich körperlich schont, laufe hingegen Gefahr, hierdurch den Krankheitsverlauf dramatisch zu beschleunigen. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine“. Auf dem Kongress der DGP wurde Dr. Benjamin Waschki für seine Arbeit mit dem Forschungspreis für klinische Forschung ausgezeichnet.
Bei Anzeichen einer COPD umgehend zum Arzt
Den Angaben der DGP zufolge leiden zwischen drei und fünf Millionen Menschen in Deutschland an einer COPD. „Etwa 90 Prozent von ihnen sind oder waren früher Raucher“, so die Mitteilung der Fachgesellschaft. Oft werde die COPD als Raucherlunge verharmlost, erläutert Privatdozent Henrik Watz, Leiter des Pneumologischen Forschungsinstituts an der LungenClinic Grosshansdorf, in der Pressemitteilung der DGP. „Bei Symptomen wie lang anhaltendem Husten mit zähem Schleim und Atembeschwerden sollten Betroffene sofort den Arzt aufsuchen“, mahnt der Experte. Denn diese Beschwerden könnten Anzeichen für eine chronische Entzündung der Atemwege und einen beginnenden Abbau der Lungenbläschen (sogenanntes Lungenemphysem) sein. Infolge der resultierenden Lungenüberblähung verliere das Atmungsorgan Lunge zunehmend seine Funktion.
Schonung beschleunigt den Abbau der Muskulatur
Aufgrund der beeinträchtigten Lungenfunktion leiden Menschen mit COPD unter zunehmender Luftnot, welche sich zunächst nur unter Belastung zeigt, später jedoch auch im Ruhezustand auftritt. Laut Dr. Watz neigen „die meisten Patienten deshalb dazu, sich körperlich zu schonen.“Dies könne den Krankheitsverlauf dramatisch beschleunigen. Denn je weniger Patienten mit COPD sich körperlich im Alltag betätigen, desto schneller werde die Muskulatur abgebaut, was wiederum die körperliche Belastbarkeit drastisch reduziere. Durch die Langzeitstudie von Dr. Waschki an 200 COPD-Patienten werde dieser Effekt bestätigt. Für die Studie hatten die Forscher alle Probanden eine Woche lang mit einem Armband ausgestattet, das ihre körperliche Aktivität im häuslichen Alltag aufzeichnete. Nach zwei bis drei Jahren erfolgte eine erneute Messung. Dabei habe sich gezeigt, dass mit Leistungsfähigkeit der Patienten mit wenig Bewegung deutlich schneller abnahm, berichten die Forscher.
15 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag ausreichend
Bereits vor zwei Jahren hatte die European Respiratory Society eine Stellungnahme veröffentlicht, die eine Vermeidung der Schonhaltung bei COPD-Patienten forderte. „Die Patienten sind oft leistungsfähiger als sie denken“, betont Henrik Watz. Zudem hätten mehrere Langzeitstudien gezeigt, dass bereits geringe Mengen an körperlicher Aktivität die Sterblichkeit von Patienten mit chronischen Erkrankungen senken kann. Ein moderates Trainingsprogramm sollte daher seiner Ansicht nach zur sofortigen Behandlung gehören. Die Patienten müssen so früh wie möglich beginnen, sich wieder mehr zu belasten und dies am besten bereits im Frühstadium der COPD, fordert Watz. Seiner Aussage zufolge sind „möglicherweise schon 15 bis 30 min tägliches schnelleres Spazierengehen oder Nordic Walking“ ausreichend, um den Krankheitsverlauf der Patienten positiv zu beeinflussen. (fp)
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