Tag der Zahngesundheit – Richtige Pflege wichtig für das Milchgebiss
24.09.2014
Der Tag der Zahngesundheit 2014 widmet sich dieses Jahr in besonderer Weise der Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen. Das diesjährige Motto „Gesund beginnt im Mund – ein Herz für Zähne!“ soll darauf hinweisen, dass Deutschland in Sachen Mundgesundheit schon viel erreicht hat, doch dieser Erfolg an vielen Kindern vorbeigehe, berichtet hierzu der Verein für Zahnhygiene. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Nordrhein (KZVNR) erklärte bezüglich des diesjährigen Mottos, dass die Assoziation zum Slogan „Ein Herz für Kinder“ durchaus beabsichtigt sei. „Denn gerade auf die Zahn- und Mundgesundheit der Kleinen und Kleinsten soll ein besonderes Augenmerk gerichtet werden“, so die Mitteilung der KZVNR.
Da kleine Kinder noch nicht selbstständig auf eine ausreichende Mundhygiene achten können, stehen hier laut Aussage der Experten die Eltern, aber auch die übrigen Erziehungsbeteiligte in besonderer Pflicht. Zwar befindet sich „Deutschland beim Kariesrückgang vor allem bei Kindern und Jugendlichen im internationalen Spitzenfeld“, doch ist dies nur eine Seite der Medaille, erläuterte Professor Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, auf der zentralen Pressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit 2014. So profitieren insbesondere Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien laut Prof. Oesterreich kaum von den Verbesserungen. Hier finde eine regelrechte Polarisierung statt. „Altersgruppenabhängig kann davon ausgegangen werden, dass 60 bis 80 Prozent aller kariösen Zähne auf eine Gruppe von 10 bis 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen entfallen“, betonte der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Hier fehle es an „Fürsorge im Sinne des Vorsorge-Gedankens“, nicht zuletzt weil in den Familien das nötige Wissen über Vorsorgemöglichkeiten und Risiken für die Zahngesundheit oft nicht vorhanden sei.
Betreuung durch den Kinderarzt nicht ausreichend
Um die Defizite bei der Zahngesundheit von Kindern zu überwinden, ist laut Aussage der Experten auch die Aufklärungsarbeit in den Kindertagesstätten und Schulen von besonderer Bedeutung. Die Zunahme der frühkindlichen Karies an den Milchzähnen bei Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr mache deutlich, dass „die Betreuung allein durch den Kinderarzt in den ersten drei Lebensjahren offensichtlich nicht ausreicht, um das Krankheitsrisiko zu senken“, so Professor Oesterreich. Hier bieten die Landesarbeitsgemeinschaften für Zahngesundheit daher eine Gruppenprophylaxe in den Betreuungseinrichtungen an, bei der nicht nur das richtige Zähneputzen erläutert, sondern auch über wesentliche Aspekte rund um die Zahngesundheit aufgeklärt werden soll. Zudem erhalten die Kinder meist kostenlose Zahnpflegeutensilien wie Zahnbürsten, Zahnpasta oder Becher. Auch soll das Betreuungspersonal in den Einrichtungen gezielt für das Thema Zahngesundheit sensibilisiert werden, um möglicherweise auftretende Zahnprobleme frühzeitig zu erkennen. Denn oftmals kommen die Kinder mit Karies viel zu spät in die Zahnarztpraxis, berichtet Professor Oesterreich.
Milchzähne sind besonders empfindlich
Der Oberarzt am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Dr. Reinhard Schilke, erläuterte auf der zentralen Pressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit, wieso die Zahnhygiene bei kleinen Kinder von besonderer Bedeutung ist. „In den ersten Jahren nach Durchbruch der Zähne in den Mund sind diese besonders empfindlich“, so Schilke. Entsprechend können hier Bakterien leichter angreifen. Auch bleibe bleibe bei Kleinkindern der sogenannten Nuckelflaschenkaries weiterhin ein Problem. So habe eine Studie in Hamburg ergeben, dass bereits 15 Prozent der ein- bis zweijährigen Kinder Karies aufwiesen, wobei 80 Prozent der Betroffenen das typische Beschwerdebild einer „Saugerflaschen-Karies“ zeigten, berichtet der Experte. Offenbar füllen immer noch viele Eltern die Nuckelflasche mit gesüßten Getränken. Hier sehen die Experten deutliche Defizite bei dem Wissen der Eltern zur die Bedeutung der Milchzähne für die physiologische und auch neuromotorische Entwicklung der Kinder. Nicht zuletzt führe der Milchzahn-Karies auch zu mehr Karies an den bleibenden Zähnen.
Eltern geben Karies-Bakterien an Kinder weiter
Des Weiteren sind sich viele Eltern nicht der Tatsache bewusst, dass sie die Karies-auslösenden Bakterien auf ihre Kinder übertragen können. Lecken die Eltern den Schnuller oder Löffel des Kindes ab, gelangen die Keime in den Mund der Kleinen, können sich dort vermehren und ihr zerstörerisches Werk beginnen. Haben die Eltern selber Zahnprobleme, ist die Wahrscheinlichkeit einer Weitergabe schädlicher Bakterien zusätzlich erhöht. Hier ist daher entsprechende Vorsicht geboten. Auch raten die Fachgesellschaften möglichst frühzeitig mit den Kindern erstmals zum Zahnarzt zu gehen. So können mögliche Probleme mit der Zahngesundheit rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Zudem werde den Kleinen die Angst vor Zahnarztbesuchen genommen.
Auch die Zahngesundheit bei Pflegebedürftigen bedarf besonderer Aufmerksamkeit
Zwar steht die Zahngesundheit der Kinder im Mittelpunkt des diesjährigen Tages der Zahngesundheit, doch auch andere Gruppen in der Gesellschaft bedürfen einer erhöhten Fürsorge rund um ihre Mundgesundheit, erläuterte Manuela Schäfer, Referentin für die vertragszahnärztliche Versorgung beim GKV-Spitzenverband, auf der Pressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit. „Das diesjährige Motto lässt sich insbesondere auch auf die Gruppe der Pflegebedürftigen sowie Menschen mit Behinderungen und eingeschränkter Alltagskompetenz übertragen“, so Schäfer. Hier hätten die gesetzliche Krankenversicherung bereits erste Schritte zur Verbesserung der Versorgungssituation eingeleitet. Zum Beispiel sei im Sinne einer Verbesserung der zahnärztlichen Versorgung von Heimbewohnern der Leistungskatalog erweitert worden. Denn gerade Pflegebedürftige würden eine regelmäßige und systematische Zahnpflege für die möglichst langfristige Erhaltung der Zahn- und Mundgesundheit benötigen. (fp)
Bild: Gerrit Schmit / pixelio.de
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