Auch wenig Alkohol ist ungesund: Mythos ein Glas Wein ist gesund
14.01.2014
Ein Gläschen in Ehren sollte niemand verwehren. Zu diesem Ergebnis sind in der Vergangenheit etliche Studien gekommen und hatten einen in Maßen praktizierten Alkoholkonsum sogar als Schutz gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen propagiert.
Demgegenüber stehen etliche Erkrankungen, darunter einige Krebsarten, Erkrankungen der Leber und des Verdauungstraktes sowie tödliche Unfälle, die infolge von Alkoholkonsum entstanden sind. Ein Team von Wissenschaftlern um Manuela Bergmann und Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke, wollten diesen Zusammenhang genauer geklärt wissen und haben dafür die Daten der europaweiten „Epic- Studie“ unter anderen Kriterien analysiert.
Diese 1994 in Potsdam begonnene Langzeitstudie beschäftigt sich im Kern mir der Fragestellungen in wie weit Ernährungsgewohnheiten direkt oder indirekt bei der Entstehung chronischer Erkrankungen wie Krebs, Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen beteiligt sind. Dabei wurden unter anderem auch Daten zum Trinkverhalten erhoben.
Gesunde verkraften einen maßvollen Konsum
Die Ergebnisse zeigen zwar, dass Personen, die vom 20. Lebensjahr an nicht mehr als die täglich empfohlene Menge an Alkohol konsumierten, ein um 9 bis 14 Prozent vermindertes Sterberisiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, jedoch bedeute dies für die Wissenschaftler keinesfalls, das moderater Alkoholkonsum zum Schutz de Herzens beiträgt. Die Tatsache, dass dies nur bei Teilnehmern beobachtet wurde, die vor Studienbeginn weder an Bluthochdruck, Diabetes, Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall erkrankt waren, wird oftmals nicht ausführlich genug dargestellt.
„Denn wir haben diesen günstigen Zusammenhang nur bei Menschen beobachtet, die zu Beginn der Studie gesund waren und auch in ihrer Vergangenheit nie zu den Vieltrinkern zählten“, erläutert die Epidemiologin. Die Forscher erklären weiter, dass gesunde Menschen ohne etwaige nachteilige Folgen ruhig Alkohol in einem normalen Maß trinken können. Doch Alkohol ist keinesfalls der Grund für Gesundheit, und er hilft auch nicht dabei gegen Krankheiten per se vorzubeugen.
Kleine Mengen Alkohol sind nicht gesundheitsfördernd
Wer in seiner Jugend des Öfteren über die Stränge geschlagen hat, dessen Körper wird auch im Alter die Folgen zu spüren bekommen. „Ehemalige Vieltrinker, die zu Beginn der Studie nur noch ein bis zwei Gläser Alkohol pro Tag konsumierten, hatten dennoch ein deutlich erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zu Personen, die lebenslang nicht über diese Trinkmenge kamen“, erklärt Bergmann. Bei Ihnen bestehe ein um 7-fach erhöhtes Risiko an einer alkoholbedingten Todesursachen zu sterben. Bei koronaren Herzerkrankungen und Krebs ist es immerhin noch das 1,2- bis 1,8-fache. „Man muss sich dabei nicht unbedingt einbilden, etwas für die Gesundheit zu tun“, sagt sie. „Es schadet aber auch nicht, wenn ansonsten alles im Lot ist.“, so Bergmann.
Ein moderater Alkoholkonsum unterscheidet sich dabei bei Männern und Frauen. Das weibliche Geschlecht sollte nicht mehr als ein Glas Wein, Bier oder Schnaps am Tag trinken, wohingegen es bei Männern ohne schlechtes Gewissens ruhig zwei Gläser sein können. Dennoch rät Bergmann diese Empfehlungen nicht als Anlass zum täglichen Trinken zu verstehen. Bei den Angaben handel es sich um die Höchstmengen, bei denen ein gesunder Köper keine Probleme bekommt. Eine latente Alkoholabhängigkeit kann auch schon bei einem dauerhaft niedrigen Alkoholkonsum entstehen.
Drogenbericht aus 2013 liefert erschreckende Zahlen
In Deutschland konsumieren etwa 9,5 Millionen Menschen Alkohol in gesundheitlich riskanter Form und etwa 1,3 Mio. Menschen gelten als alkoholabhängig, wie aus dem Drogenbericht der Bundesregierung für das Jahr 2013 zu entnehmen ist. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr 74.000 Menschen an den direkten und indirekten Folgen ihres Alkoholmissbrauchs. (fr)
Autoren- und Quelleninformationen
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