Ob Lungenkrebs, Raucherbein oder Asthma: Zigaretten stellen eine massive Gefahr für die Gesundheit dar und fordern laut dem „Tabakatlas Deutschland 2015“ jedes Jahr mehr als 120.000 Todesopfer. Knapp zwei Drittel der Raucher würde sein Laster gerne aufgeben, doch nur knapp die Hälfte der Rauchstopp-Versuche ist dauerhaft erfolgreich. Experten raten zu einer Kombination aus Verhaltenstherapie und Nikotinersatzpräparaten, um das Verlangen nach einer Zigarette langfristig minimieren zu können. Auch verschiedene Hausmittel und Entspannungstechniken können eine wirksame Unterstützung bei der Entwöhnung bieten.
Raucheranteil geht insgesamt zurück 121.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen des Rauchens, damit sind 13,5 Prozent aller Todesfälle auf das Rauchen zurückzuführen. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle „Tabakatlas Deutschland 2015“ des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), welcher Anfang der Woche in Berlin vorgestellt wurde. Demnach sei der Raucheranteil zwar bundesweit gesunken, doch in Ländern wie Berlin oder Bremen qualmen immer noch mehr als 34 Prozent der Männer sowie mehr als 23 Prozent der Frauen. Viele Raucher würden gerne aufhören – doch sie haben Angst vor dem „Entzug“ und können sich ein Leben ohne Zigarette nicht vorstellen.
So wie „Jana“, die jeden Tag 40 bis 50 Zigaretten rauchte und teilweise sogar nachts aufstand, um das Verlangen nach einem Glimmstengel zu befriedigen. Wie Jana im Gespräch mit der „Welt“ berichtet, hatte sie mit 15 Jahren ihre erste Zigarette geraucht – am Fenster ihres Kinderzimmers uns begleitet von Husten, Schwindel und dem Gefühl, „vergiftet“ zu sein. Im Verlauf ihrer „Raucher-Karriere“ wurde das Rauchen jedoch immer normaler und es interessierte nicht mehr, woher das Nikotin kam. Während sie anfangs noch Filterzigaretten rauchte, wechselte sie im Studium aus Kostengründen zu Tabak, war auch der aufgebraucht, drehte sie aus den alten Stummeln wieder eine neue Zigarette.
Nikotin ist giftiger als Arsen oder ZyankaliEine enorme Belastung für den Körper, denn Nikotin ist laut dem DKFZ giftiger als Arsen oder Zyankali. Wer 20 Zigaretten pro Tag rauche, würde demnach zwischen 20 und 40 mg Nikotin über den Tag verteilt aufnehmen – die tödliche Einmal-Dosis für einen erwachsenen Menschen liegt bei 50 mg. Auch Jana wusste um die gesundheitlichen Folgen, so der Bericht der „Welt“. Doch dieses Wissen reichte zunächst nicht aus, um die Sucht endlich aufzugeben. Denn noch größer war die Angst, den „Entzug“ nicht zu schaffen. Kein Einzelfall, denn der Ausstieg ist aufgrund des hohen Abhängigkeitspotentials von Zigaretten schwer und gelingt nur in etwa der Hälfte der Fälle dauerhaft. Doch überzeugte Raucher gibt es laut dem DKFZ trotzdem nur wenige. Stattdessen würde die Mehrheit gerne aufhören, lediglich 35 Prozent hätten noch nie im Leben einen Rauchstopp versucht.
Gesellschaftliche Missbilligung des Rauchens spielt wichtige Rolle
Die Hauptgründe, das Rauchen aufgeben zu wollen, sind dabei laut dem Tabakatlas neben der Sorge um die eigene Gesundheit, der Wunsch, Kindern ein Vorbild zu sein sowie die hohe Kosten. Ebenso spielen z.B. das Bedürfnis, andere vor Passivrauchen zu schützen, ärztlicher Rat und die gesellschaftliche Missbilligung des Rauchens eine wichtige Rolle. Doch die Aufgabe des Lasters gestaltet sich meist schwierig, denn es ist nicht nur die körperliche Abhängigkeit, die vielen zu schaffen macht. Vielmehr müssen Raucher feste Gewohnheiten aufgeben und in Situationen, in denen sonst selbstverständlich geraucht wurde, stark bleiben.
E-Zigaretten stellen keine sinnvolle Alternative dar Dennoch gelinge den meisten Rauchern (76 Prozent) der Ausstieg laut der DKFZ ohne jegliche Unterstützung. Rund sieben Prozent würden demnach Informationsmaterialien wie Broschüren als Hilfsmittel nutzen, vier Prozent nutzen Nikotinersatzprodukte wie Nikotinpflaster oder Kaugummis. Weitere sechs Prozent würden das Rauchen mithilfe von E-Zigaretten schaffen – eine aus Expertensicht jedoch wenig sinnvolle Alternative, da auch durch diese die Sucht nach Nikotin erhalten bleibt.
Schüssler Salze und autogenes Training zur Stärkung in der Entwöhnungsphase Dementsprechend würden nur wenige Raucher den von Entwöhnungsexperten empfohlenen Weg gehen. Denn als erfolgreichste Unterstützung gelte derzeit eine Verhaltenstherapie in Kombination mit Nikotinersatzprodukten, so das Deutsche Krebsforschungszentrum weiter. Neben den Ersatzpräparaten können auch Hypnose und Akupunktur wirksam zur Rauchentwöhnung eingesetzt werden. Ebenso bieten in vielen Fällen Techniken zum Stressabbau eine gute Unterstützung, wenn das Verlangen nach einer Zigarette stark ist und für Anspannung und innere Unruhe sorgt.
Hier kommen Methoden wie z.B. autogenes Training oder progressive Muskelentspannung in Betracht, zudem können Yoga oder Meditation helfen in der Phase der Entwöhnung zu entspannen und die Lust aufs Rauchen zu vermindern. Auch Schüssler Salze und Bachblüten können eine wohltuende Hilfe sein. So hat sich in der Bachblütentherapie z.B. bei Ängsten und Nervosität im Zuge der Entwöhnung Aspen (Zitterpappel) bewährt, Cherry Plum (Kirschpflaume) kann zudem helfen, Stimmungsschwankungen zu regulieren und die Angst vor dem „Loslassen“ zu mindern.
Entzugserscheinungen verschwinden nach wenigen Wochen Jana schaffte es, durch einen „kalten Entzug“ von ihrer Sucht loszukommen, nach dem ihre Angst vor einem Raucherbein mit unter 30 so groß geworden war, dass Rauchen keine Option mehr darstellte. Doch nach fast zehn Jahren als Raucherin, erlebte sie den ersten Tag ohne Nikotin wie einen „Horrortrip“ mit massiven Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Gereiztheit. Nach vier Monaten besserte sich die Situation langsam, bis sie nach einem Jahr anfing, an ihren Erfolg zu glauben. Heute lebt sie seit 14 Jahren als Nichtraucherin. (nr)
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