Experten testen die Auswirkungen von Wartezeiten bei ungesunden Snacks an Automaten
Viele Menschen kennen solche Probleme sicher: Sie stehen in der Nähe von einem Snack-Automaten und plötzlich bekommen Sie einen Heißhunger auf Schokolade. Forscher fanden jetzt heraus, dass es einen großen Unterschied macht, wenn Menschen vor dem Kauf von ungesunden Snacks erst einmal etwa 25 Sekunden abwarten müssen. Diese Zeit reicht bereits aus, um die Kaufentscheidung zu beeinflussen und kann so zu dem Kauf eines gesünderen Snacks zu führen.
Die Wissenschaftler des Rush University Medical Center stellten bei einer Untersuchung fest, dass der verzögerte Zugang zu verlockenden, kalorienreichen Lebensmitteln und Snacks dazu führt, dass Käufer öfter gesündere Alternativen wählen. Die Mediziner veröffentlichten eine Pressemitteilung zu den Ergebnissen der Studie.
Forscher untersuchen Kaufgewohnheiten an Automaten
Auf Irgendetwas zu warten, macht es weniger wünschenswert, erklärt Autor Dr. Brad Appelhans klinischer Psychologe am Rush University Prevention Center. Menschen bevorzugen stark eine unmittelbare Befriedigung. Diese Präferenz beeinflusst die Entscheidungen und das Verhalten im täglichen Leben. “Wir wollten sehen, ob wir diese Vorliebe für eine sofortige Befriedigung nutzen können, um die Kaufgewohnheiten von Menschen an Verkaufsautomaten zu verbessern”, fügt Dr. Appelhans hinzu.
Automat reagiert bei ungesunden Snacks mit einer 25 Sekunden Zeitverzögerung
Verkaufsautomaten sind die häufigste Quelle für kalorienreiche Snacks in den USA. Es gibt dort etwa 1,3 Millionen Snack-Automaten. Für ihre Studie entwickelten die Forscher eine neues Automaten-System und schufen eine Technologie mit der Bezeichnung DISC-System (Verzögerungen zur Verbesserung der Auswahl von Snacks). Das sogenannte DISC-Automaten-System verwendet eine Verzögerungsfunktion. Wenn ein Individuum einen weniger nahrhaften Snack auswählt, beginnt das System mit einer 25-Sekunden-Zeitverzögerung, bevor der Snack durch den Automaten freigegeben wird, erklären die Autoren.
Käufer können ihre Wahl während der Wartezeit abändern
Automaten mit dem DISC-System verfügen auch über einen LED-Bildschirm, welcher die Zeiten der Verzögerung für weniger gesunde Snack-Artikel und den Auslieferungs-Countdown anzeigen. In diesem Zeitraum wird es dem Käufer dann ermöglicht, dass er seine Snack-Auswahl auf eine gesündere Option abändert, sagen die Wissenschaftler.
Wartezeiten wirken sich nicht negativ auf den Gesamtumsatz aus
Diese eingebaute Verzögerung ergab einen Anstieg von zwei Prozent bis fünf Prozent bei den Käufen von gesunden Snacks. Außerdem konnten wir feststellen, dass diese Verzögerung weder dem Gesamtumsatz, noch den Verkaufseinnahmen schadet. Dieser Punkt ist natürlich besonders wichtig für die Automatenbetreiber, erklärt Autor Dr. Appelhans.
Bisherige Interventionsstrategien waren unerwünscht
Frühere Automaten-Interventionen konzentrierten sich auf die vollständige Beseitigung von ungesunden Snacks oder den Maschinen insgesamt, sagen die Forscher. Allerdings haben sich diese Strategien als unerwünscht erwiesen, weil sie die verfügbaren Optionen einschränken und die Automatengewinne reduzieren, erklären die Wissenschaftler.
Welche Arten von Intervention wurden überprüft?
Die Studie des DISC-Automaten-Systems untersuchte die folgenden sechs Automaten-Interventionen an drei Standorten zwischen Juni 2015 und August 2016.
– Keine Intervention
– 25-Sekunden-Zeitverzögerung bei weniger gesunden Snacks
– 25-Cent-Rabatt auf gesunde Snacks
– 25-Cent-Steuer auf weniger gesunde Snacks
– 25-Sekunden-Zeitverzögerung bei weniger gesunden Snacks und 25-Cent-Rabatt auf gesündere Snacks
– 25-Sekunden-Zeitverzögerung und 25-Cent-Steuer auf weniger gesunde Snacks
Welche Interventionen erhöhten die Verkäufe von gesunden Snacks?
Der gesunde Snack-Einkauf erhöhte sich während der Zeitverzögerung, sagen die Forscher. Der selbe Effekt war auch zu beobachten, wenn bei den Automaten 25-Cent-Rabatte für gesündere Optionen oder eine 25-Cent-Zusatzsteuer auf ungesunde Snacks erhoben wurde.
Relativ kurze Zeitverzögerungen führen zu mehr Verkäufen von gesunden Snacks
Unsere Erkenntnisse mit dem DISC-Automaten-System deuten darauf hin, dass relativ kurze Zeitverzögerungen Menschen dazu bringen können, gesündere Snacks zu wählen, erklären die Wissenschaftler. Die festgestellte vorteilhafte Wirkung auf die Snack-Auswahl ist etwa so groß wie die von Rabatten. Im Gegensatz zu Rabatten führt eine Zeitverzögerung aber nicht zu einem reduzierten Umsatz, erklärt der Autor Dr. Appelhans. Dies könnte für Automatenbesitzer eine wirklich interessante Option sein, um gesunde Snack-Artikel anzubieten, ohne dem Gewinn zu schaden.
Welche Kriterien mussten gesunde Snacks erfüllen?
Die Studie untersuchte insgesamt 32.662 Verkäufe von Snacks an Automaten. Die Forscher hatten dabei spezifische Kriterien für gesunde Snacks. Gesunde Snacks mussten fünf von sieben Kriterien erfüllen:
– Weniger als 250 Kalorien pro Portion
– 35 Prozent oder weniger Kalorien aus Fett
– Weniger als 350 Milligramm Natrium pro Portion
– Keine enthaltenen Transfette
– Weniger als 5 Prozent des täglichen Wertes des gesättigten Fetts pro Portion
– Mehr als 1 Gramm Ballaststoffe pro Portion
– Weniger als 10 Gramm Zucker pro Portion
Großer Bedarf für diätetische Interventionsstrategien vorhanden
Es gibt einen großen Bedarf an neuen diätetischen Interventionsstrategien, die Fettleibigkeit fördernde Faktoren in der Umwelt bekämpfen, erklärt Dr. Appelhans. Fettleibigkeit und schlechte Ernährung sind starke Risikofaktoren für Herzerkrankungen, Schlaganfall und Diabetes, fügt der Experte hinzu.
Automaten sind die Hauptquelle für kalorienreiche Lebensmittel in den USA
Verkaufsautomaten haben eine breite Reichweite und sind die häufigste Quelle für kalorienreiche, nährstoffarme Lebensmittel in den USA, sagt Dr. Appelhans. Das neue Automaten-System könnte eine effektive und finanziell tragbare Strategie sein, welche die Entscheidungen der Einzelpersonen zu gesünderen Optionen verschieben kann, so das Fazit der Forscher. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.