Erkältungsmittel sind die am häufigsten verordneten Medikamente für Kinder
Zwar lassen sich Erkältungsbeschwerden bei Kindern meist gut mit natürlichen Mitteln heilen, trotzdem wird dafür allzu oft auf Medikamente gegen Husten oder Antibiotika zurückgegriffen. Einer aktuellen Untersuchung zufolge sind die meisten Arzneien, die Kindern verordnet werden, Erkältungsmittel.
Kinder zeigen oft eine besondere Anfälligkeit für Infekte. Werden sie krank, vertrauen Eltern und auch Ärzte häufig auf Arzneimittel. Wie die Techniker Krankenkasse (TK) in einer aktuellen Pressemitteilung erläutert, waren Erkältungsmittel im Jahr 2014 die am häufigsten verordneten Medikamente für Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren. Dies ergab eine Auswertung von Routinedaten der Krankenkasse. Auffällig dabei sei, dass Ärzte besonders häufig Arzneimittel gegen Reizhusten verordneten, die den Wirkstoff Noscapin enthalten, so die itteilung der TK. Den Angaben zufolge wurden etwa 102.000 Packungen des Hustenstillers an fast 83.000 TK-versicherte Kinder abgegeben.
Husten auf natürliche Weise lindern
Noscapin gilt als besser verträglich als Codein. Im vergangenen Jahr war ein Verbot für Codein-Hustensaft für Kinder und Jugendliche ausgesprochen worden. Solche Mittel erhöhen unter anderem das Risiko einer Atemdepression. In den meisten Fällen müssten ohnehin keine Medikamente zum Einsatz kommen, denn es stehen auch zahlreiche wirksame Hausmittel gegen Husten – auch speziell für Kinder – zur Verfügung. Hustenstiller sollten Eltern ihren Kindern laut TK nur gegen Reizhusten geben, der im Hals sitzt und unproduktiv ist. Produktiven, verschleimten Husten, der tief in den Bronchien sitzt, sollte man der TK zufolge stattdessen durch Schleimlöser fördern, die das Abhusten erleichtern. Wie die Kasse erklärt, ist dies wichtig, um die Krankheitserreger aus den Bronchien heraus zu befördern.
Hustenstiller nur in Ausnahmefällen
„Kinder sollten nur Hustenstiller bekommen, wenn sie wirklich schlecht schlafen können“, sagte der TK-Arzneimittelexperte Thomas Widmann. „Auf gar keinen Fall dürfen sie einen Schleimlöser und einen Hustenstiller gleichzeitig oder in einem kurzen zeitlichen Abstand einnehmen. Dadurch kann ein gefährlicher Sekretstau in den Bronchien entstehen und zu Atemnot führen. Das gilt für Erwachsene genauso wie für Kinder.“ Der Grund für einen akuten Husten ist in vielen Fällen ein Virusinfekt, der innerhalb von wenigen Tagen von selbst abklingen sollte. Gegen den Hustenreiz können warme Getränke und ausreichend befeuchtete Luft helfen, oder auch durch die Nase statt den Mund zu atmen. Letzteres könne zwar durch abschwellende Nasentropfen unterstützt werden, doch „dass Nasensprays und -tropfen abhängig machen können, wenn man sie zu lange anwendet, ist mittlerweile weithin bekannt“, so Widmann. „Außerdem zu beachten: Weil das Gefäß mit der Nase und so mit den Krankheitserregern in Kontakt kommt, sollte immer nur eine Person das Mittel verwenden.“
Antibiotika ohne Wirkung
Weiter wird von der TK-erläutert, dass Antibiotika bei viralen Infekten, wie zum Beispiel einer Grippe, keine Wirkung haben. Trotzdem erwarten Eltern oft, dass sie ein Medikament verschrieben bekommen, wenn sie zum Arzt gehen. Die unnötige Gabe von Antibiotika fördert jedoch nur Resistenzen und setzt die Kleinen auch dem Risiko von Nebenwirkungen aus. Falls ein Antibiotikum notwendig ist, muss die Therapie immer genau nach den Vorgaben des Arztes durchgeführt werden. Vor allem die Einnahmeabstände und das Vermeiden bestimmter Lebensmittel sind dabei wichtig.
Für Kinder geeignete Medikamente
Die TK bietet auf ihrer Webseite die Broschüre „Kinder und Arzneimittel“ zum bestellen oder zum Download an. Diese informiert darüber, wie der Körper von Kindern auf Medikamente reagiert und gibt einen Überblick über geeignete Anwendungsformen von Arzneimitteln. Eltern können dort erfahren, wie Medikamente bei den häufigsten Erkrankungen im Kindesalter helfen können und welche sinnvollen Alternativen es zu den Säften und Tabletten gibt. Bei der Frage, welche Medikamente für Kinder geeignet sind, sollte immer im Vordergrund stehen, ob ihr Einsatz überhaupt erforderlich ist oder die Beschwerden nicht auch auf natürlichem Wege gelindert werden können. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.