Was passiert, wenn Menschen einer konstanten Lichtquelle ausgesetzt werden?
Tageslicht ist die wichtigste Lichtquelle auf unserem Planeten. Das Licht beeinflusst zum Beispiel Tiere und Pflanzen aber auch die Stimmung von Menschen. Welche Auswirkungen hat es, wenn wir einer konstanten Lichtquelle ausgesetzt werden. Forscher fanden jetzt heraus, dass eine konstante Lichtexposition nicht nur dazu führt, dass der zirkadiane Rhythmus gestört wird, sondern außerdem eine Verminderung der Funktion der Skelettmuskeln eintritt.
Wissenschaftler vom Leiden University Medical Centre in den Niederlanden stellten bei einer Untersuchung fest, dass eine konstante Lichtexposition zu Störungen unseres zirkadianen Rhythmus führt und sogar eine Verminderung der Funktion von Skelettmuskeln auslöst. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Current Biology“.
Hell-Dunkel-Zyklus ist wichtig für Mensch und Tier
Die Ergebnisse der neuen Studie unterstreichen die Bedeutung des sogenannten Tag-Nacht-Zyklus (Hell-Dunkel-Zyklus). Dieser ist wichtig für die Gesundheit von Mensch und Tier, erläutert die Autorin Dr. Johanna Meijer. Wird dieser wichtige Zyklus gestört, ergeben sich negative Auswirkungen auf die Gesundheit.
Studie setzt Mäuse über Monate einer konstanten Lichtquelle aus
Während der neuen Studie wurden Mäuse für mehrere Monate einer konstanten Lichtquelle ausgesetzt. Durch diese konstante Lichtexposition wird die Gehirn-Aktivität der Tiere gestört, erläutern die niederländischen Experten. Die normalen rhythmischen Muster des sogenannten zentralen zirkadianen Schrittmachers des Suprachiasmatischen Kerns, werden um bis zu 70 Prozent reduziert. Außerdem führte die Störung des normalen Licht-und-Dunkel-Musters und des zirkadianen Rhythmus auch zu einer Verminderung der Skelettmuskelfunktionen der Versuchstiere, fügen die Wissenschaftler hinzu.
Konstantes Licht schadete den Knochen der Mäuse
Die Auswirkung der Veränderung des Hell-Dunkel-Zyklus waren deutlich zu erkennen. Die Knochen der Mäuse wurden schwächer und bei den Tieren entwickelte sich ein pro-inflammatorischer Zustand, sagen die Mediziner. Dieser wird normalerweise nur in Anwesenheit von Krankheitserregern oder anderen schädlichen Auslösern der Krankheit beobachtet.
Negative Auswirkungen regenerieren sich schnell
Nachdem die Mäuse über einen Zeitraum von zwei Wochen wieder mit einem Standard-Licht-Dunkel-Zyklus gelebt hatten, erholten sich die Gehirnzellen schnell und die gesundheitlichen Probleme der Tiere regenerierten sich.
Fehlender Licht-Dunkel-Zyklus führt zu Störungen von Gesundheitsparametern
Die Studie zeigt klar, dass ein Fehlen des Umweltrhythmus zu schweren Störungen einer Vielzahl von Gesundheitsparametern führt, erläutern die Autoren. Zu diesen Störungen gehörten beispielsweise Entzündungsreaktion durch das Immunsystem, Muskelverlust und frühe Anzeichen von Osteoporose. Diese physiologischen Veränderungen sind normalerweise alle typisch für die Gebrechlichkeit, die normalerweise erst bei alternden Menschen und Tieren auftritt, sagt Dr. Meijer.
Die Menge der Lichtexposition von Menschen sollte besser beachtet werden
Die gute Nachricht ist, dass diese negativen Auswirkungen auf die Gesundheit reversibel sind, wenn der normale Licht-Dunkel-Zyklus wieder hergestellt wird, erklärt Dr. Meijer. Durch Glühbirnen und Leuchtstofflampen in unseren Büros ist es mittlerweile möglich, dass wir quasi den ganzen Tag ohne vorhandene Dunkelheit verbringen. Die aktuellen Ergebnisse legen nahe, dass in Zukunft mehr auf die Menge der Lichtexposition von Menschen geachtet werden sollte. Vor allem von alten- und kranken Menschen, fügen die Autoren hinzu.
Bestimmte Berufsgruppen sind besonders viel Licht ausgesetzt
Etwa 75 Prozent der Weltbevölkerung sind auch während der Nacht einer Lichtquelle ausgesetzt, schätzen die Wissenschaftler. So ist zum Beispiel eine 24-Stunden-Beleuchtung völlig normal in vielen Pflegeheimen oder Intensivstationen. Die dort stattionierten Patienten sowie tätige Pfleger, Ärzte und Krankenschwestern sind also rund konstant einer Lichtquelle ausgesetzt.
Menschen und Tiere sind auf einen Hell-Dunkel-Zyklus angewiesen
Früher wurde vermutet, dass Licht und Dunkelheit nur harmlose oder neutrale Reize für unsere Gesundheit darstellen, sagt Dr. Meijer. Basierend auf den Ergebnissen der Studie ist jetzt aber zu erkennen, dass dies keineswegs der Fall ist. Menschen und Tiere scheinen optimiert dafür zu sein, mit einem Hell-Dunkel-Zyklus zu leben. Natürlich ist der Nachteil davon, dass es auch negative Auswirkungen haben kann, wenn ein Mangel an solchen Zyklen vorliegt, fügen die Wissenschaftler hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.