Avocado – das „Filetsteak” unter den Früchten: Eine Delikatesse aber ökologisch bedenklich
Während vor 30 Jahren die Avocado hierzulande noch im Dornröschenschlaf war, wird derzeit kaum ein Lebensmittel so gehypt wie diese Baumfrucht (botanisch gesehen ist die Avocado eine Beere). Es gibt sie zu jeder Zeit in jedem Supermarkt und Discounter, zum Teil sogar recht preiswert.
Zunächst hat die kleine, aber medial sehr wirksame Vegan-, Vegetarisch- und Raw-Cooking-Szene für eine Verbreitung gesorgt. Kein Wunder, schließlich ist diese gehaltvolle und schmackhafte Frucht eine wunderbare Alternative zu Butter und Eiern. Ob Guacamole, Salat-Zutat, Smoothie, vegane „Mousse au Chocolat” oder einfach klassisch als Brotaufstrich – die Frucht ist vielseitig verwendbar.
Heute hat der Trend auch die breite Masse der Verbraucher erreicht: Allein in Deutschland hat sich der Avocado-Import in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Importmenge von weniger als 20.000 Tonnen in 2008 auf rund 71.000 Tonnen in 2017. Das entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von über 800 Gramm. Allerdings ist das noch immer deutlich weniger als in unseren Nachbarländern Frankreich und den Niederlanden. Dort liegt der Pro-Kopf-Konsum bei 1,6 beziehungsweise zwei Kilogramm pro Person pro Jahr.
Deutschland bezieht die Frucht in erster Linie aus Drittländern (rund 50.000 Tonnen) – hauptsächlich Peru, Chile, Israel und Südafrika. Aus EU-Ländern, allen voran Spanien und den Niederlanden, stammen rund 20.000 Tonnen.
Auch weltweit steigt die Nachfrage nach dem „grünen Gold”. Nicht ohne ökologische Folgen für die Anbauländer Mittel- und Südamerikas: Die Bauern brauchen größere Anbauflächen. Das fördert die intensive Landwirtschaft, inklusive dem Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln und führt zu Konzentrationsprozessen und letztlich auch zu Rodungen von Waldflächen. Der Avocado-Anbau verbraucht zudem viel Wasser: Für ein Kilogramm Avocados – also etwa 2½ Früchte – sind etwa 1.000 Liter Wasser notwendig. Damit dürfte die Avocado Spitzenreiter sein, gewissermaßen das „Filetsteak” unter den Früchten. In manchen Anbaugebieten, beispielsweise Chile, führt das zu Wassermangel in den Regionen. Bio-Avocados machen da keine Ausnahme. Zum Vergleich, ein Kilogramm Tomaten schlägt mit rund 200 Liter Wasserverbrauch zu Buche.
Lange Transportwege nach Europa in Kühlboxen und eine aufwendige gepolsterte Verpackung der einzelnen Früchte tragen zusätzlich zu einer kritischen Ökobilanz bei. Das soll einem nicht den Appetit auf die Frucht verderben, vielmehr ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es sich hier um eine Delikatesse handelt, die man sich nur gelegentlich gönnt. Und übrigens, eigentlich Avocados viel zu schade für Haarpackungen und Schönheitsmasken. Rüdiger Lobitz, bzfe
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