Erneuter Fall von Darmkeimen auf Frühgeborenen-Station
Auf der Neugeborenen-Intensivstation des Universitätsklinikums Freiburg haben sich zwei Babys mit dem gefährlichen Bakterium Serratia marcescens infiziert. Zudem wurde laut einer aktuellen Mitteilung des Klinikums bei sechs weiteren Frühchen eine Besiedlung mit dem Keim festgestellt. Serratien kommen bei vielen Menschen im Darm vor und stellen normalerweise kein Risiko dar. Bei immungeschwächten Patienten wie unreifen Frühgeborenen oder schwerstkranken Neugeborenen können die Bakterien jedoch lebensbedrohliche Infektionen verursachen. Die beiden infizierten Kinder seien jedoch nach Angaben der Uniklinik nicht in Lebensgefahr.
Sechs weitere Kinder mit Serratien besiedelt
Schon wieder wurden auf einer Kinderstation Darmkeime nachgewiesen. Wie die Freiburger Universitätsklinik mitteilt, hätten sich auf der Intensivstation für Frühgeborene zwei Babys mit dem Bakterium Serratia marcescens infiziert, so die Mitteilung. Die erste Infektion war demnach bereits Mitte Oktober aufgetreten. Diese ließ sich aber mit Antibiotika entsprechend behandeln, sodass das betroffene Kind mittlerweile entlassen werden konnte. Die wöchentlich durchgeführten Überprüfungen auf der Intensivstation ergaben jedoch, dass die Haut von weiteren sechs Frühgeborenen mit Serratien besiedelt war – ohne dass eine Erkrankung der Kinder vorlag.
Keim galt zunächst als bekämpft
In der Folge wurden laut dem Bericht der Klinik „umfangreiche Hygienemaßnahmen“ eingeleitet. Es sei dafür gesorgt worden, dass besiedelte und nicht-betroffene Kinder von getrennten, speziell geschulten Teams gepflegt und betreut werden. Zudem erfolgten umfangreiche Untersuchungen der Umgebung wie z.B. der Wasserhähne und Infusionsflaschen. Durch die Maßnahmen schien der Keim zunächst bekämpft, erklärte der Hygienebeauftragte des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, Philipp Henneke, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Doch am 3. bzw. 4. November wurde schließlich eine zweite Infektion mit Serratien bei einem Frühchen auf der Neugeborenen-Intensivstation nachgewiesen, berichtet die Klinik.
Zweite Intensivstation für Neugeborene eröffnet
Das betroffene Kind habe zwar den Angaben zufolge „sehr gut auf Antibiotika angesprochen“, dennoch könne trotz der verschärften Hygienemaßnahmen eine erneute Ansteckung nicht ausgeschlossen werden. Es sei es zwar nicht ungewöhnlich, dass sich Bakterien auf Kindern fänden, sagte der Leiter der Pädiatrischen Intensivmedizin, Dr. Hans Fuchs. Doch gefährlich sei es, wenn sich der Keim innerhalb der Station auf andere verbreitet. Um dies zu verhindern, eröffnete die Klinik nun eine zweite Intensivstation für Neugeborene. Diese solle so lange aufrechterhalten werden, bis alle betroffenen Kinder entlassen sind, teilt die Klinik mit.
Eltern können ihre Kinder weiterhin besuchen
Dementsprechend bestehe durch die eingeleiteten Maßnahmen kein Aufnahmestopp für frühgeborene Kinder. Zudem seien die Eltern der derzeitigen kleinen Patienten auf der Station von Beginn an informiert gewesen und könnten ihre Kinder auch weiterhin besuchen, erklärte Dr. Hans Fuchs weiter. Insgesamt würden derzeit elf Frühgeborene auf der Station behandelt, wobei die nicht-betroffenen räumlich abgetrennt liegen. „Wir sind zuversichtlich, dass durch unser konsequentes Handeln die Ausbreitung beherrscht werden kann“, so Professor Dr. J. Rüdiger Siewert, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Freiburg.
Immer wieder gefährliche Infektionen durch Krankenhauskeime
Bei den so genannten „Serratien“ handelt es sich um gramnegative Stäbchenbakterien, die zur Familie der Enterobakterien gehören. Sie kommen hauptsächlich in der Darmflora von Menschen und Tieren vor, aber auch in der Umwelt wie z.B. im Boden, Wasser oder in Nahrungsmitteln. Im Normalfall stellen Serratien kein Risiko dar, doch bei immungeschwächten Personen kann der Erreger gefährlich werden und z.B. Atemwegsinfekte, Lungenentzündungen oder eine Sepsis (Blutvergiftung) hervorrufen. Dementsprechend stellen sie vor allem auf Intensivstationen oder in Kinderkliniken ein großes Problem dar.
Erst im Frühjahr war der Keim Serratia marcescens in der Berliner Klinik Charité bei vier Neugeborenen nachgewiesen worden. Schon 2012 war es dort zu einem Ausbruch gekommen, von dem 21 Kinder betroffen waren, ein infizierter Säugling starb. Auch andere Kliniken meldeten in den letzten Jahren gefährliche Infektionen: 2011 starben beispielsweise im Klinikum Bremen-Mitte drei Frühchen durch so genannte „antibiotikaresistente ESBL-Klebsiellen“, ein Jahr später kam es auf der gleichen Station erneut zu zwei Todesfällen durch ESBL-Keime. (nr)
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