Oft wird ein Bandscheibenvorfall nicht rechtzeitig bemerkt
25.12.2012
Rückenschmerzen sind einer der häufigsten Krankschreibungsgründe in Deutschland. Nicht selten steckt ein Bandscheibenvorfall hinter den Beschwerden. Manchmal werden Bandscheibenvorfälle unter Umständen nicht als solcher erkannt. Gelegentlich haben Patienten auch trotz eines Vorfalls überhaupt keine Schmerzen im Rückenbereich, was dazu führen könnte, dass die Erkrankung lange unbemerkt bleibt, erläuterte der Chefarzt der Orthopädie der Fachklinik Herzogenaurach, Dr. Bernd Kladny, gegenüber der Nachrichtenagentur „dapd“. Neben den Rückenschmerzen können in solchen Fällen jedoch auch andere Symptome auf den Bandscheibenvorfall hinweisen.
Bei bleibenden Schmerzen zum Arzt
Die meisten Deutschen haben in ihrem Leben bereits mindestens einmal an Rückenschmerzen gelitten. Im Jahr 2010 waren Rückenschmerzen laut Angaben des Gesundheitsreports der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) der häufigste Grund einer Krankschreibung in Deutschland. Die Beschwerden gehen laut Aussage der Experten in den meisten Fällen lediglich auf Verspannungen zurück und verschwinden innerhalb von maximal einem Monat wieder von alleine.
Bleiben die Rücken- oder Kreuzschmerzen länger als vier Wochen bestehen, empfiehlt Kladny dringend einen Arzt aufzusuchen, um zu überprüfen, ob möglicherweise ein Bandscheibenvorfall vorliegt. Zur Sicherung der Diagnose brauche „es ein bildgebendes Verfahren wie die Kernspintomographie“, erklärte der Mediziner. Weitere Methoden für eine sichere Diagnose seien die Computertomographie (CT) und in speziellen Fällen die Myelographie (Röntgenaufnahmen nach vorheriger Injektion eines Kontrastmittels in den Wirbelkanals).
Haltungsschaden, Abnutzung oder muskuläre Insuffizienz
Als einen der häufigsten Gründe für das Auftreten eines Bandscheibenvorfalls beschreiben die Mediziner das Zusammenspiel zu geringer Muskulatur und vermehrter Fehlhaltungen, wie zum Beispiel im Büro vor dem PC. Der Orthopäde Rainer Kirchner, Leiter der Sektion für Orthopädie am Universitätsklinikum Lübeck, erläuterte gegenüber der Agentur, dass dabei „entgegen der allgemeinen Meinung nicht nur ältere Menschen von Problemen mit dem Rücken betroffen“ seien. Allerdings verschleißen die Bandscheiben im Verlauf des Lebens, „werden dünner und verlieren im an Elastizität“, so Kirchner. Daher steige das Risiko eines Bandscheibenvorfalls mit zunehmendem Alter deutlich an.
In jüngeren Jahren ist laut Aussage der Experten neben Haltungsfehlern und mangelnder Muskulatur auch das falsche Heben größerer Lasten häufige Ursache von Rückenbeschwerden. Als Bandscheibenvorfall treten diese meist im Bereich der Lendenwirbelsäule unter Umständen aber auch im Bereich des Nackens auf.
Da Schäden an den Bandscheiben unter Umständen nicht von Rückenschmerzen begleitetet werden, sind sich laut Aussage der Experten einige Patienten ihrer Erkrankung nicht einmal bewusst. So kann beispielsweise eine starke Rückenmuskulatur die Funktionsbeeinträchtigung der Bandscheiben bis zu einem gewissen Grad ausgleichen.
Bandscheibenvorfall auch ohne Rückenschmerzen möglich
Durch Untersuchungen der Kernspintomographie sei bekannt, „dass auch Menschen, die nicht unter Rückenschmerzen leiden, einen Bandscheibenvorfall haben können“, betonte der Chefarzt der Orthopädie der Fachklinik Herzogenaurach. Völlig symptomfrei verläuft der Bandscheibenvorfall jedoch auch bei ihnen nicht. So können als Anzeichen des Bandscheibenvorfalls in solchen Fällen zum Beispiel „eine Fußheberschwäche, eine Störung der Hüftbeugung oder eine Schwäche der Streckmuskeln im Knie auftreten“, berichtet der Orthopäde. Einige Patienten könnten „beispielsweise im Stehen den Fuß vorne nicht mehr richtig anheben.“ Schlafen die Arme und Beine häufiger ein, kribbeln, fühlen sich taub an oder schmerzen, sollte ebenfalls überprüft werden, ob die Patienten nicht möglicherweise einem Bandscheibenvorfall haben. „Treten gar Störungen in der Blasen- und Mastdarmfunktion auf“, sei „innerhalb von sechs Stunden ein Arzt“ aufzusuchen.
Stellt sich im Rahmen der ärztlichen Untersuchung heraus, dass die Patienten tatsächlich an einem Bandscheibenvorfall leiden, „erfordert dies zwar therapeutische Maßnahmen, doch bedeutet keinen Weltuntergang“, so Kirchner. In den meisten Fällen seien die Beschwerden mit Behandlungsmaßnahmen wie Krankengymnastik, Schmerztherapie oder Wärmebehandlung zu beheben. Sollten diese nicht ausreichen, „stehen mittlerweile viele minimal-invasive High-Tech-Methoden zur Verfügung, um den Patienten Bewegungs- und Schmerzfreiheit zu bringen“, betonte der Kirchner. Das Risiko eines Bandscheibenvorfalls lässt sich durch einige Präventionsmaßnahmen jedoch von Vornherein reduzieren.“Regelmäßige Bewegung und Sport, richtiges Heben und gesunde Ernährung sind einfache Maßnahmen, die jeder durchführen kann, um seinen Rücken zu schonen und zu stärken und Schmerzen schnell wieder loszuwerden“, betonte der Leiter der Sektion für Orthopädie am Universitätsklinikum Lübeck. (fp)
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