Wenig Wurmerkrankungen in Deutschland könnten Problem werden
Weltweit sind rund zwei Millionen Menschen von Würmern befallen. Manche Wurmerkrankungen führen zu relativ harmlosen Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Durchfall. Andere wiederum können Menschen sogar das Augenlicht rauben. Hierzulande sind Wurmerkrankungen selten geworden. Mediziner sehen darin ein Problem, denn Würmer können auch schützen.
Zwei Milliarden Menschen von Würmern befallen
Rund zwei Milliarden Menschen weltweit sind von Würmern befallen, die meisten von ihnen in tropischen Gegenden. Durch die verschiedenen Arten können zahlreiche Beschwerden und Krankheiten ausgelöst beziehungsweise übertragen werden. Je nachdem, um was für einen Bandwurm es sich handelt, können beispielsweise Kopfschmerzen, Schwindel, chronische Müdigkeit, in selteneren Fällen aber auch schwerwiegendere Probleme wie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung verursacht werden. In Deutschland beziehungsweise Europa sind Wurmerkrankungen eher selten. Mediziner sehen dies als Problem an.
Infizierte können erblinden
Ein Wurmbefall kann auch dazu führen, dass Menschen erblinden. Von der Flussblindheit (Onchozerkose) sind weltweit je nach Schätzungen 20 bis 40 Millionen Menschen betroffen. Vor allem in den tropischen Gegenden Afrikas und Amerikas ist die Wurmkrankheit verbreitet. Übertragen wird sie durch blutsaugende Kriebelmücken, die Fadenwürmer des Typs Onchocerca volvulus in ihrem Körper tragen. Die bei der Krankheit auftretenden Beschwerden werden zum einen durch die Mikrofilarien hervorgerufen, aber auch durch die Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems auf die Invasion dieser Parasiten. Bei Infizierten können Symptome wie ein Juckender Hautausschlag, Lymphknotenschwellungen, Knoten unter der Haut, Hautverdickung, Gefäßentzündungen und Augenprobleme, wie etwa eine Augenentzündung oder Bindehautentzündung auftreten. Das Auge kann dabei so sehr geschädigt werden, dass es zu einer Erblindung kommt.
Große Gefahr in armen tropischen Ländern
Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählen Wurmkrankheiten zu den gefährlichen „vernachlässigten Krankheiten“. Allerdings soll sich das ändern. Bereits auf dem G-7-Treffen im bayerischen Schloss Elmau wurde über Wurmkrankheiten gesprochen. In armen, tropisch warmen Ländern mit mangelnder Krankenversorgung und Lebensbedingungen, die die nötige Hygiene erschweren, sind Würmer eine große Gefahr. Vor allem wenn Medikamente gegen Wurminfektionen nicht mehr wirken, könnte sich diese Gefahr wieder weiter ausbreiten. Über Reisende beispielsweise auch in Industrienationen wie Deutschland. Doch es wäre falsch anzunehmen, die Lösung wäre, Würmer auszurotten.
Bis zu 20 Meter lange Würmer
Hierzulande sind die meisten Wurmkrankheiten seit einer Weile unter Kontrolle. Daraus ergibt sich ein anderes Problem, denn Wurminfektionen schützen vor Allergien, wie Studien zeigten und durch den Wegfall solcher Infektionen entfällt auch der Schutz. Seit Jahrtausenden besteht zwischen Mensch und Wurm eine Symbiose. Zu den Forschern, die sich mit dieser ambivalenten Verbindung beschäftigen, gehört auch der Biologe Heinz Mehlhorn. In Düsseldorf erforscht er die Welt der Würmer, die den Menschen befallen können. Manche Würmer sind weniger als einen Millimeter klein, andere rund einen Zentimeter, wie der Bandwurm, der im vergangenen Jahr aus dem Gehirn eines Mannes operiert wurde. Und der Fischbandwurm gilt als größter Parasit, der Menschen befallen kann, wobei er allerdings erst im Körper zu seiner beachtlichen Länge von bis zu 20 Metern heranwächst. „Wurm ist nicht gleich Wurm“, so Mehlhorn.
Lebensgefährliche Infektionen in Deutschland
Meist entwickeln sich die Würmer erst im Körper des Menschen, der Eier oder Larven über den Mund aufnimmt. In manchen Fällen durchdringen Larven auch die Haut. Die Würmer können den gesamten Körper befallen. Auch hierzulande kann es – sehr selten – zu lebensgefährlichen Infektionen mit dem Hundespulwurm und dem Fuchsbandwurm kommen. Etwa 40 bis 130 Infektionen der meldepflichtigen Erkrankungen werden jährlich beim Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin angezeigt. Experten gehen von einer etwas höheren Dunkelziffer aus. Die Würmer können zum Beispiel über verseuchte Lebensmittel oder Trinkwasser in den Körper gelangen. Auch Toiletten, die nicht sauber sind, stellen ein Problem dar. Bereits kleinste Spuren von Fäkalien genügen, um die Eier oder Larven zu übertragen.
Zu viel Hygiene schadet
Zu viel Hygiene kann jedoch auch falsch sein. Auch in Ländern wie Deutschland gehörten früher Wurmerkrankungen zur Kindheit. Doch die umfassende Vorbeugung durch perfekte Hygiene wird inzwischen auch kritisch gesehen. So steigt nach der „Hygienehypothese“ die Zahl der Menschen, die an Allergien leiden, wenn die Reinlichkeit steigt. Demzufolge kann es Kindern nutzen, wenn sie im Schmutz spielen und so Kontakt mit Bakterien und Würmern haben. Studien haben gezeigt, dass die Ausrottung der Würmer das Risiko für Allergien erhöht. Forscher gehen davon aus, dass der Kontakt zu Würmern eine immunologische Schutzwirkung haben kann. (ad)
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