Unspezifische Beschwerden bei einem Herzinfarkt erkennen
Herzinfarkt ist in Deutschland nach wie vor die häufigste Todesursache. Viele Herzinfarkt-Todesfälle sind jedoch vermeidbar, wenn der Betroffene rechtzeitig in Behandlung kommt. Dafür ist es sehr wichtig, dass die Symptome richtig gedeutet werden, denn nicht immer weist ein heftiger Brustschmerz auf einen Anfall hin. Eine Chefärztin der Kardiologie klärt über weniger bekannte Symptome auf, die auf einen akuten Herzinfarkt hinweisen können.
„Für Frauen wie für Männer gilt: Zögern sie bei einem Herzinfarkt oder akuten Brustschmerzen zu lange mit dem Notruf 112, riskieren sie ihr Leben“, warnt die Deutsche Herzstiftung. Jede Verzögerung erhöhe die Gefahr, dass ein plötzliches Herzflimmern auftritt. Die Folge: Die Betroffenen werden ohnmächtig und wenige Minuten später tritt der plötzliche Herztod ein. Auch könne durch langes Zögern ein größerer Teil des Herzmuskels irreparabel zerstört werden. Die Patienten entwickeln in dem Fall eine nicht heilbare Herzschwäche. „Beim Herzinfarkt zählt deshalb jede Minute“, betont die Herzstiftung.
Ältere Frauen zögern am längsten mit dem Notruf
Laut der „MEDEA-Studie“ des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) zögern insbesondere Frauen über 65 Jahren besonders lange mit dem Notruf. Bei dieser Altersgruppe vergehen durchschnittlich viereinhalb Stunden zwischen dem Infarkt und der Behandlung in der Notaufnahme. Bei Männern über 65 Jahren sind es dreieinhalb Stunden, bei jüngeren Männern drei Stunden und bei Frauen unter 65 Jahren sind es zweieinhalb Stunden.
Warum zögern ältere Personen länger mit dem Notruf?
Herzinfarkt-Symptome sind bei älteren Personen, insbesondere bei Frauen, oft unspezifisch. „Viele Herzinfarkt-Todesfälle bei Frauen ließen sich vermeiden, würden die Herzinfarkt-Symptome richtig gedeutet – und so wertvolle Zeit gewonnen“, betont Professorin Dr. med. Christiane Tiefenbacher, Chefärztin der Kardiologie am Marien-Hospital Wesel, in einer Pressemitteilung. Insbesondere die mitunter fehlenden starken Schmerzen im Brustkorb lenken häufig von der Tatsache ab, dass es sich um einen Herzinfarkt handelt. Erschwerend komme hinzu, dass ältere Frauen öfter alleine leben und im Notfall niemand den Rettungswagen für sie anruft.
Unspezifische Symptome eines Herzinfarktes erkennen
„Das Fehlen von Brustschmerzen ist ein Alterseffekt, der auch bei Männern zu finden ist“, berichtet die Herzspezialistin. Je älter die Herzinfarkt-Betroffenen sind, desto eher sei die Wahrscheinlichkeit, dass kein Brustschmerz auftrete. Stattdessen berichten die älteren Betroffenen häufig von:
- Oberbauchschmerzen,
- Übelkeit und Erbrechen,
- Übermäßiges (starkes) Schwitzen,
- Rückenschmerzen,
- Kurzatmigkeit,
- Müdigkeit.
Herzinfarkt-Symptome werden oft als Magenverstimmung gedeutet
Wie die Professorin berichtet, werden die Beschwerden mit zunehmendem Alter weniger intensiv wahrgenommen. Starke Schmerzen rücken in den Hintergrund, stattdessen treten zunehmend unspezifische Beschwerden wie Bauchschmerzen und Übelkeit in den Vordergrund. „Diese werden von den betroffenen Frauen nicht selten fälschlicherweise als harmlose Magenverstimmung gedeutet“, warnt Dr. med. Tiefenbacher. Die Fachärztin rät älteren Personen dazu, auch bei diesen Symptomen und bei Verdacht auf Herzinfarkt den Rettungsdienst anzurufen. Darüber hinaus gebe es auch die Möglichkeit, sich an ein Hausnotrufsystem anschließen zu lassen, das beispielsweise vom Malteser Hilfsdienst, den Johannitern, dem Arbeiter-Samariter-Bund oder dem Deutschen Roten Kreuz angeboten werde.
Risikofaktoren für Herzinfarkt
„Neben Rauchen gehören Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und Stress zu den Risikofaktoren für einen Herzinfarkt“, schreibt die Deutsche Herzstiftung. Bei Frauen erhöhe sich das Risiko für einen Infarkt rund zehn Jahre nach der Menopause, da bis zu den Wechseljahren die Herzkranzgefäße durch das Geschlechtshormon Östrogen relativ gut geschützt seien.
Besondere Vorsicht bei Koronarer Herzkrankheit
Laut der Herzexpertin geht die sogenannte Koronare Herzkrankheit (KHK) fast immer einem Herzinfarkt voraus. Bei der KHK verengen sich die Herzkranzgefäße, die das Herz mit Blut versorgen. Fett- und Kalkablagerungen verstopfen dabei zunehmend die Gefäße, bis es zum Verschluss kommt. „Der beste Schutz vor dem Herzinfarkt ist und bleibt ein gesunder Lebensstil“, empfiehlt die Chefärztin. Darüber hinaus sollten ältere Personen regelmäßig ihr Herz checken lassen und die vorgesehenen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Wenn eine KHK frühzeitig erkannt und behandelt wird, könne ein Herzinfarkt in vielen Fällen verhindert werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.