Bauchspeicheldrüsenentzündung: Was Betroffenen hilft
Heftige Oberbauchschmerzen können auf eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) hindeuten. Die Erkrankung kann leicht verlaufen, aber auch eine sehr schwere Entwicklung nehmen und lebensbedrohlich werden. Fachleute erklären, was Betroffenen helfen kann.
Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung setzen ganz plötzlich sehr starke Bauchschmerzen ein. Meist ist die Krankheit nach ein bis zwei Wochen überstanden. Sie kann jedoch auch zu Komplikationen und Folgeerkrankungen führen. Dann kann die Behandlung mehrere Monate dauern. Eine Pankreatitis wird laut Fachleuten im Krankenhaus behandelt, da sie bei einem schweren Verlauf auch lebensbedrohlich werden kann.
Noch am gleichen Tag ins Krankenhaus überwiesen
Wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IGWiG) auf seinem Portal „gesundheitsinformation.de“ erklärt, führt eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse fast immer zu heftigen Schmerzen im Oberbauch.
Diese können auch in den Rücken ausstrahlen und werden meistens von Übelkeit und Erbrechen begleitet. Häufig kommt es auch zu Fieber, Kreislaufproblemen und einem aufgeblähten Bauch.
Die Schmerzen treten plötzlich auf und sind so stark, dass die meisten Betroffenen sofort zur Ärztin oder zum Arzt gehen. In der Regel werden Patientinnen und Patienten noch am gleichen Tag in ein Krankenhaus überwiesen.
Risikofaktor Gallensteine
Die häufigsten Ursachen einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung sind Gallensteine und starker Alkoholkonsum. Andere Faktoren, die eine Pankreatitis begünstigen, sind Verengungen im Gallengang und erhöhte Werte bestimmter Fette (Triglyzeride) oder von Kalzium im Blut.
Manchmal wird die Erkrankung auch durch Arzneimittel oder eine Virusinfektion ausgelöst. Operationen der Gallenblase oder der Gallengänge können ebenfalls zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen – dies ist jedoch sehr selten.
Bei bis zu zehn Prozent der Patientinnen und Patienten findet sich keine eindeutige Ursache.
Viele überstehen Entzündung in wenigen Wochen
Je nachdem, wie stark die Entzündung ist und wie sehr sie das Drüsengewebe schädigt, kann die Krankheit unterschiedlich verlaufen. Etwa 80 Prozent der Menschen, die wegen einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung behandelt werden, haben sie nach etwa ein bis zwei Wochen überstanden.
Bei ungefähr 20 Prozent treten ernsthafte Folgen auf – es kann beispielsweise ein Teil der Bauchspeicheldrüse absterben und sich mit Bakterien infizieren. Wenn es dazu kommt, kann es Wochen oder Monate dauern, bis Betroffene wieder gesund sind.
Manche Menschen haben auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus noch Schmerzen oder Verdauungsprobleme, oder fühlen sich sehr erschöpft. Die Genesung dauert manchmal lange, und es kann auch Rückschritte geben. Bis der gewohnte Alltag wieder möglich ist, braucht es oft etwas Zeit.
Bei einer durch Gallensteine verursachten Pankreatitis kommt es häufig zu einem Rückfall. Zur Vorbeugung wird dann meist empfohlen, die Gallenblase zu entfernen.
Entzündung kann tödlich enden
Eine häufige Folge einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung sind sogenannte Pseudozysten. Dies sind mit Verdauungssaft gefüllte Blasen, die sich einige Wochen nach der Entzündung in der Bauchspeicheldrüse bilden können.
Sie bleiben häufig klein und unbemerkt, manchmal werden sie aber so groß, dass sie Beschwerden wie Magenverstimmung oder Völlegefühl verursachen. Bei größeren Pseudozysten besteht zudem das Risiko, dass sie reißen und bluten oder eine Infektion auslösen.
Eine seltene, jedoch schwere Komplikation ist die sogenannte nekrotisierende infektiöse Pankreatitis. Dabei stirbt ein Teil der Bauchspeicheldrüse ab („nekrotisiert“) und infiziert sich mit Bakterien, erklärt das IQWiG. Diese Komplikation tritt meist in der zweiten oder dritten Woche nach Erkrankungsbeginn auf und ist sehr bedrohlich, da sie zu einem sogenannten systemischen inflammatorischen Response-Syndrom (SIRS) führen kann.
Hierbei breitet sich die Entzündung auf den ganzen Körper aus. Erste Warnzeichen können hohes Fieber, jedoch auch eine zu niedrige Körpertemperatur, Blutdruckabfall sowie ein erhöhter Puls und schnelle Atmung sein. Das Syndrom kann sogar dazu führen, dass eines oder mehrere Organe versagen.
Insgesamt sterben etwa drei bis fünf Prozent der Menschen, die an akuter Pankreatitis erkranken, an Komplikationen.
Verschiedene Untersuchungen
Beim Verdacht auf eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung tastet die Ärztin oder der Arzt zunächst den Bauch ab. Zudem fragt sie oder er nach Risikofaktoren wie Alkoholkonsum, der Einnahme von Medikamenten und Hinweisen auf Gallensteine, wie krampfartige Oberbauchschmerzen (Koliken).
In der Regel wird auch Blut entnommen und eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Manchmal sind noch weitere Untersuchungen nötig.
Wenn sich der Verdacht auf eine akute Pankreatitis bestätigt, werden Betroffene ins Krankenhaus überwiesen.
Verzicht auf feste Nahrung
Den Angaben zufolge gibt es keine ursächliche Behandlung gegen Pankreatitis – aber verschiedene Möglichkeiten, die Bauchspeicheldrüse zu entlasten und die Beschwerden zu lindern. Weil eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung zu einem Flüssigkeitsmangel führen kann, wird zunächst über einen Tropf Flüssigkeit zugeführt.
Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen lassen sich durch Arzneimittel lindern. Häufig sind starke Schmerzmittel (Opioide) nötig, die schläfrig oder benommen machen können.
Damit sich die Bauchspeicheldrüse erholen kann, wird auf feste Nahrung verzichtet, bis es einer oder einem besser geht und man wieder Appetit hat. Bei einer leichten Pankreatitis ist es häufig schon nach zwei Tagen wieder möglich, etwas zu essen.
Bei länger andauernden Beschwerden kann aber auch eine künstliche Ernährung nötig werden, damit der Körper ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird.
Wenn die Entzündung durch Gallensteine verursacht wird, kann es sein, dass die Steine schnell durch eine Cholangiografie entfernt werden müssen. Nach der Akutbehandlung wird die Gallenblase dann später durch eine OP entfernt, um Rückfälle zu verhindern.
Bei einer alkoholbedingten Pankreatitis ist es laut den Fachleuten sinnvoll, den Alkoholkonsum deutlich zu verringern. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), (Abruf: 27.04.2021), gesundheitsinformation.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.