Durchbruch in der Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs
Mikroorganismen des Darmmikrobioms (Darmflora), welche in Stuhlproben feststellbar sind, können verwendet werden, um Menschen mit einen hohen Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs zu identifizieren und eine frühe Diagnose der Erkrankung zu ermöglichen.
In einer aktuellen Untersuchung unter Beteiligung von Fachleuten des Spanish National Cancer Research Centre (CNIO) wurde festgestellt, dass die genetische Signatur von 27 Mikroorganismen in Stuhlproben eine Identifizierung von Menschen mit einem hohen Risiko für duktale Adenokarzinome des Pankreas (Bauchspeicheldrüsenkrebs) ermöglicht. Die Ergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Gut“ veröffentlicht.
Viele Erkrankte versterben an Bauchspeicheldrüsenkrebs
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine Erkrankung, welche für die betroffenen Personen meist mit einer ungünstigen Prognose verbunden ist. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) sind in Deutschland alleine im Jahr 2018 etwa 19.020 Menschen an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt und fast ebenso viele Personen an der Erkrankung verstorben.
5-Jahres-Überlebensrate liegt bei zehn Prozent
Die relative 5-Jahres-Überlebensrate bei Bauchspeicheldrüsenkrebs liegt in Deutschland für beide Geschlechter bei lediglich zehn Prozent. So ist Bauchspeicheldrüsenkrebs mit einer der niedrigsten Überlebensraten unter allen Krebserkrankungen verbunden, berichten die Fachleute des RKI.
Zusammensetzung des Mikrobioms wurde ausgewertet
In der neuen Studie wurden nun insgesamt 136 Personen untersucht. Davon waren 57 Menschen mit neu diagnostiziertem Bauchspeicheldrüsenkrebs, 27 Personen mit chronischer Pankreatitis und 50 gesunde Teilnehmende dienten als Kontrollgruppe.
Zur Analyse des Mikrobioms wurden den Teilnehmenden Speichel-, Stuhl- und Pankreasgewebeproben entnommen. Dies ermöglichte eine eingehende Charakterisierung auf epidemiologischer und klinischer Ebene, berichten die Fachleute.
Bauchspeicheldrüsen schwer erkennbar
Bauchspeicheldrüsenkrebs wird oftmals erst spät identifiziert, weil zunächst keine auffälligen Symptome auftreten. So ist es wichtig, neue effektive Möglichkeiten für eine frühzeitige Diagnose der Erkrankung zu entwickeln.
Genau dies könnte anhand der Signaturen von 27 Mikroorganismen in Stuhlproben jetzt möglich sein. Diese Signaturen können tatsächlich ein hohes Risiko für das duktale Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse vorhersagen und Menschen mit frühen Stadien der Krankheit diagnostizieren.
Patent für Diagnosekit
Es wurde bereits ein Patent für die Entwicklung eines Diagnosekits für Bauchspeicheldrüsenkrebs angemeldet. Dieses ermöglicht einen nicht-invasiven und kostengünstigen Nachweis von mikrobiellen Genomen in Stuhlproben, berichten die Forschenden.
Das Team erklärt, dass durch ausgefeilte biostatistische und bioinformatische Analysen eine Signatur von 27 aus dem Stuhl stammenden Mikroben, hauptsächlich Bakterien, erstellen werden kann.
Bauchspeicheldrüsenkrebs im frühen Stadium erkennen
Eine solche Analyse konnte sehr gut zwischen Fällen von Bauchspeicheldrüsenkrebs und Personen aus der Kontrollgruppe unterscheiden. Dies galt sowohl im fortgeschrittensten als auch im frühesten Stadium der Erkrankung, fügen die Fachleute hinzu.
Diese Gensignatur könnte als Biomarker zur Bestimmung von Risikopopulation verwendet werden. Sollten die Ergebnisse auch in klinischen Studien bestätigt werden, könnte die Gensignatur zudem zur Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs genutzt werden.
Rolle des Mikrobioms bei Krebs
„Dieser neue Durchbruch stützt sich auf die zunehmende Erkenntnis, dass das Mikrobiom – die Ansammlung von Mikroorganismen, die Seite an Seite mit den Zellen in unserem Körper leben – mit der Entstehung von Krebs in Verbindung steht“, erläutert Dr. Helen Rippon von Worldwide Cancer Research in einer Pressemitteilung.
Es sei durchaus erstaunlich, dass das Mikrobiom von Stuhlproben dazu verwendet werden kann, Bauchspeicheldrüsenkrebs frühzeitig zu diagnostizieren. So könnte eine deutliche Verbesserung der Früherkennung und -diagnose erreicht werden, die einen ebenso wichtigen Ansatz im Kampf gegen Krebs bilden wie die Entwicklung von Therapien, erläutert Dr. Rippon.
Da die Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene äußerst begrenzt sind, wenn sich der Krebs bereits auf andere Teile des Körpers ausgebreitet hat, sei es besonders wichtig, eine wirksame, nicht-invasive Methode zur Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs zu entwickeln. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- A faecal microbiota signature with high specificity for pancreatic cancer; in: Gut (veröffentlicht 08.03.2022), Gut
- Robert Koch-Institut: Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) (Stand: 29.11.2021), RKI
- Worldwide Cancer Research: Pancreatic cancer breakthrough: Microorganisms in stool samples could offer new way to detect pancreatic cancer early (veröffentlicht 08.03.2022), Worldwide Cancer Research
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.