Krebszellen identifizieren und vernichten durch das Hinzufügen von mutierter Krebszellen-DNS
Wenn das Immunsystem unseres Körpers vorhandene Gefahren nicht erkennt, kann es auch nicht dagegen vorgehen. Ist es also möglich mit der Hilfe eines fremden Immunsystems Krankheiten in unserem Körper zu bekämpfen? Forscher fanden jetzt heraus, dass bei einem Nicht-Erkennen von Krebszellen durch das eigene Immunsystem fremde Immunzellen durchaus diese Aufgabe übernehmen können.
Wenn unserer eigener Körper gesundheitliche Gefahren nicht erkennen und dagegen vorgehen kann, könnten vielleicht fremde Immunzellen diese wichtige Aufgabe übernehmen. Wissenschaftler des Niederländischen Krebsinstituts und der Universitätsmedizin in Oslo stellten jetzt bei einer Untersuchung fest, dass durch das Hinzufügen von mutierter DNS aus Krebszellen zu Immunzellen von gesunden Spendern, die Zellen des Betroffenen eine Immunantwort erzeugen. Die Experten veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Sciene“.
Neue Behandlungsmethode ermöglicht es dem Immunsystem, Krebs wieder zu erkennen
Eine Pilotstudie ergab jetzt, dass beim Nicht-Erkennen von Krebszellen durch das Immunsystem fremde Immunzellen durchaus in der Lage sind, uns vor der Erkrankung zu schützen, erläutern die Autoren. Die Forscher fügten mutierte DNA aus Krebszellen zu Immunzellen von Krebspatienten. Diese erzeugten dann wiederum eine Immunantwort. Den Wissenschaftler gelang eine sogenannte Rückführung der Zielstrukturen aus den Spenderzellen in die Immunzellen der an Krebs erkrankten Patienten. Durch diesen Vorgang war es dem körpereigenen Immunsystem wieder möglich die Krebszellen zu erkennen, sagen die Mediziner.
Onkologische Immuntherapie macht große Fortschritte
Die onkologische Immuntherapie entwickelt sich zur Zeit äußerst schnell weiter. Diese Art der Therapie zielt darauf ab, mit der Hilfe von neu entwickelten Technologien, das körpereigene Immunsystem im Kampf gegen Krebs zu unterstützen, erklären die Wissenschaftler. Es gibt etliche Gründe, warum unser Immunsystem nicht in der Lage ist, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen. Ersteinmal wird die Aktivität unserer Immunzellen durch ganz verschiedene sogenannte Stopmechanismen kontrolliert, sagen die Experten. Diese können durchaus auch die Funktionen unserer Immunzellen stören. Es gib bereits andere Studien, bei denen Therapien getestet werden, deren Ziel es ist, diese Stopmechanismen abzuschalten. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Krebszellen bei einigen Patienten bereits initial nicht vom Immunsystem als fremd oder schädlich erkannt werden, erläutern die Autoren. Aus diesen Gründen ist das Hauptziel der sogenannten onkologischen Immuntherapie die Entwicklung neuer Strategien zur besseren Identifizierung von Krebszellen. Wenn unser Immunsystem Krebszellen besser erkennt, kann es diese auch wesentlich effektiver bekämpfen, fügen die Forscher hinzu.
Erkennung von Gefahren durch eine geliehenes Immunsystem
Die neue Untersuchung vom Niederländischen Krebsinstitut versuchte festzustellen, ob es möglich ist, eine Art geliehenes Immunsystem in einem an Krebs erkrankten Körper einzusetzen, erklären die Wissenschaftler. Es bestand natürlich die Möglichkeit, dass unser eigener Körper das neue Immunsystem als fremd erkennt. In unserem Körper sind sogenannte T-Zellen für die Erkennung von fremden Zellen zuständig. Diese T-Zellen scannen die Oberfläche von anderen Zellen ab. So versuchen sie festzustellen, ob sich auf diesen Oberflächen fremde Proteinfragmente darstellen, sagen die Mediziner. Wenn Fragmente von Zellen als fremd erkannt wurden, konnten diese danach auch durch die T-Zellen vernichtet werden. Krebszellen stellen fehlerhafte Proteine dar, sie können auch fremde Proteine exprimieren. Diese als Neoantigene bezeichneten Proteine werden dann als körperfremd erkannt. Sehr ähnlich verhält es sich auch bei durch einen Virus infizierten Zellen, welche virale Proteine über die Rezeptoren ihrer Oberfläche exprimieren, fügen die Autoren hinzu.
Fremde T-Zellen erkennen eine signifikante Anzahl von Neoantigenen
Die Forscher identifizierten erst einmal alle in Frage kommenden Neoantigene an der Oberfläche von Melanomzellen von drei verschiedenen Probanden. Dadurch versuchten die Mediziner herauszufinden, ob die T-Zellen auf alle fremden Proteinfragmente der Krebszellen reagierten. Dabei konnten die Wissenschaftler feststellen, dass die Krebszellen aller drei Patienten viele verschiedene Neoantigene freisetzten. Den T-Zellen der drei Patienten gelang es nicht, diese als fremd zu erkennen, sagen die Forscher. Also begannen die Experten zu testen, ob dieselben Neoantigene von T-Zellen gesunder Spender erkannt werden können. Und wirklich konnte eine signifikante Anzahl von Neoantigenen durch die fremden Spender T-Zellen erkannt werden, welche normalerweise vom Immunsystem des Patienten nicht gefunden werden, fügen die Experten hinzu.
Neue Methode verstärkt eindeutig die Immunantwort von Krebspatienten
Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen klar, dass es möglich ist, die Immunantwort von Krebspatienten zu verstärken. Natürlich gibt es auch noch andere Eigenschaften, die uns Krebszellen als fremd erkennen lassen, sagen die Autoren. Neue Forschung wird sich sicherlich in Zukunft mit diesen Eigenschaften befassen. Die Forscher denken über einen Weg nach, um einen speziellen Spender pro Krebspatient zu identifizieren, der perfekt zu den Neoantigenen passt. Dafür könnten Mediziner den Rezeptor als Vorlage nutzen, der von den Spender T-Zellen genutzt wird. Mit diesem sei es dann möglich, die T-Zellen des Patienten genetisch zu modifizieren. Dadurch könnten diese dann wieder schädliche Krebszellen erkennen, sagt Autor Ton Schumacher vom Niederländischen Krebsinstitut.
Krebsspezifische Immunität aus dem Blut von gesunden Spendern ist übertragbar
Die Studie ergab, dass es wirklich möglich ist, unser Immunsystem in einen Spender auszulagern, sagen die Wissenschaftler. Natürlich sei noch viel mehr Forschung und Arbeit nötig, damit auch Patienten von dieser Entdeckung profitieren können. Die Mediziner suchen nach neuen Möglichkeiten zur Erhöhung der sogenannten Durchflussleistung. Aus diesem Grund erarbeiten die Forscher gerade neuen Methoden mit hohen Durchflussraten zur Identifizierung von Neoantigenen an Krebszellen. Nach einer Erkennung durch die T-Zellen wurden die antwortenden Zellen dann isoliert, erläutern die Experten. Durch die neue Studie wird klar, dass wir eine krebsspezifische Immunität aus dem Blut von gesunden Spendern erhalten können, sagen die Mediziner. Das ist ein sehr vielversprechender Ansatz für weitere Forschungen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.