Gutachten: Behandlungsmethoden in Klinken nach Profit ausgerichtet
06.07.2014
Laut einem unveröffentlichten Gutachten entscheiden sich deutsche Klinken häufiger für eine bestimmte Behandlungsmethode, sobald sie damit mehr Geld verdienen. Experten empfehlen eine Reform des Fallpauschalensystems.
Behandlungsmethode wird häufig nach Profit entschieden
Einem unveröffentlichten Gutachten zufolge entscheiden sich deutsche Kliniken häufiger für eine bestimmte Behandlungsmethode, sobald sich damit mehr Geld verdienen lässt. Zu diesem Ergebnis kommen der Hamburger Gesundheitsökonom Jonas Schreyögg und sein Berliner Kollege Reinhard Busse, wie der „Spiegel“ berichtet. Die Forscher ergründeten demnach im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der Krankenkassen, warum die Zahl der stationären Behandlungsfälle rapide gestiegen war – von 2007 bis 2012 um 1,4 Millionen auf 18,6 Millionen.
Vergütung stärker an Diagnosen ausrichten
Die Vergütung medizinischer Leistungen wird jedes Jahr neu bewertet. Dabei stellten die Experten fest, dass die danach lukrativeren Behandlungen fortan auch häufiger durch geführt wurden. Dies insbesondere, wenn sie zugleich medizinisch gut planbar waren und der Patient nur kurz in der Klinik bleiben musste. Die Zahl von Notfallbehandlungen in den Uni-Kliniken stieg hingegen überproportional. Von den Autoren wird eine Reform des Fallpauschalensystems empfohlen. So müsse die Vergütung wieder stärker an Diagnosen als an Prozeduren ausgerichtet werden, um nicht gewollte Anreize zu vermeiden, beispielsweise bei der Entscheidung für Operationen statt anderer Therapien.
Erforderliche Anpassung des Fallpauschalensystems
Über eine dringend erforderliche Anpassung des Fallpauschalensystems diskutieren Fachleute schon seit langem. So meinen viele Klinikexperten, dass dieses System Anreize schafft, Patienten nach dem Überschreiten der normalen Behandlungsdauer loszuwerden oder komplizierte Fälle von vornherein abzulehnen. Klinken müssten ansonsten Heilungsversuche, die über das Normalmaß hinausgehen, aus der eigenen Tasche bezahlen. Wenn je Patient mit einer bestimmten Erkrankung nur ein Festbetrag an die Krankenhäuser gezahlt wird, rechne sich dies nur bei besonders schnellen oder normalen Krankheitsverläufen. Treten jedoch Komplikationen auf, entstehen dadurch leicht tatsächliche Behandlungskosten, die weit oberhalb des Festbetrags liegen können. (ad)
Bild: Michael Bührke / pixelio.de
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