Prävention des diabetischen Fußsyndroms
Viel Menschen mit Diabetes entwickeln als Folgekrankheit ein diabetisches Fußsyndrom, das oftmals eine Amputation betroffener Gliedmaßen erforderlich macht. Zeigen sich Veränderungen am Fuß, sollten Diabetiker daher zeitnah einen Arzt aufsuchen, warnen Experten des Universitätsklinikums Freiburg in einer aktuellen Pressemitteilung. Spezielle Maßnahmen können ihrer Aussage zufolge helfen, das Risiko des diabetischen Fußsyndroms deutlich zu reduzieren.
Bei dem diabetischen Fußsyndrom können laut Angaben der Mediziner sowohl die Nerven als auch die Blutgefäße des Fußes geschädigt sein. Die Folgen seien in beiden Fällen vergleichbar. Es treten schlecht heilende Wunden auf, Gewebe stirbt ab und es bedarf schlimmstenfalls einer Amputation. Durch verschiedene Gegenmaßnahmen lässt sich das Risiko jedoch maßgeblich verringern und eine interdisziplinäre Behandlung der Betroffenen kann vielfach Amputationen vermeiden, so die Mitteilung der Universitätsklinik Freiburg.
Durchblutungsstörungen und Polyneuropathie
Werden die Nerven aufgrund eines jahrelangen erhöhten Blutzuckerspiegels geschädigt oder zerstört, entwickeln betroffene eine sogenannte Polyneuropathie. Taubheitsgefühle, Kribbeln, Schmerzen oder gar Lähmungen können auftreten. Durch das verringerte Schmerzempfinden bleiben Verletzungen der Füße häufig lange Zeit unbemerkt, berichten die Experten. So können schlecht heilende Wunden entstehen, die sich entzünden und in die Tiefe ausbreiten. Bei einer Schädigungen der Blutgefäße zeigen die Patienten Durchblutungsstörungen, welche zur sogenannten „Schaufensterkrankheit“ (Claudicatio intermittens) und im Extremfall zum Absterben der Zehen oder sogar des gesamten Beines führen können, so die Freiburger Mediziner.
Interdisziplinäre Versorgung der Patienten
Die Behandlung bei einem diabetischen Fußsyndrom erfolgt laut Aussage der Experten in Freiburg interdisziplinär. „Für einen optimalen Behandlungserfolg sind mehrere Disziplinen beteiligt: Diabetologie, Chirurgie, Angiologie, Kardiologie, Infektiologie, Neurologie, Radiologie, Gefäßchirurgie und die Schmerzmedizin“, so die Mitteilung der Universitätsklinik. Laut Professor Dr. Jochen Seufert, Leiter der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg, muss „zunächst der Blutzuckerspiegel der Patienten optimal eingestellt werden, damit Komplikationen bei einem diabetischen Fußsyndrom vermieden werden können.“ Auch erfolge eine Untersuchung der peripheren Gefäße der Füße und Beine per Per Ultraschall und Angiographie. Zudem werden die Nerven an den Füßen und Beinen untersucht, um zu ermitteln, ob durch den Diabetes eine Nervenschädigung vorliegt, erläutert der Experte.
Selbst kleine Wunden ernst nehmen
Zeigt sich eine Durchblutungsstörung, können Verengungen mittels Katheter wieder aufgedehnt werden und Stentimplantationen eingesetzt werden, so der Mediziner weiter. Eine umfassende Diagnostik und infektiologische Behandlung bei Infektionen der Füße sei sehr wichtig. Um Amputationen zu vermeiden, müssen laut Mitteilung des Universitätsklinikums „auch kleine Wunden ernst genommen werden.“ So bilde das diabetische Fußsyndrom nicht ohne Grund den größten Behandlungsschwerpunkt der Wundsprechstunde der Allgemein- und Viszeralchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg. In der Wundsprechstunde erfolge nach der Therapieplanung die lokale Wundversorgung mit speziellen Wundauflagen, welche die Heilung unterstützen sollen.
Fußpflege und spezielle Schuhe zur Prävention
„Zur Verlaufskontrolle werden die Patienten alle zwei bis drei Wochen einbestellt, um die Heilung zu beurteilen und um gegebenenfalls die Therapie anzupassen“, berichtet Christian Moosmann, Krankenpflegefachkraft in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg. Hierzu würden modernste Dokumentationstechniken wie digitale Fotodokumentation, Thermografie mittels Infrarotkamera und digitale Flächenvermessung verwendet. Um nach Abheilung der Wunden ein Rezidiv zu vermeiden, werde den Patienten anschließend ein spezielles Schuhwerk verordnet. Dieses bestehe aus einer individuell angepassten Weichbettungseinlage, Führungselementen im Schuh wie speziell eingearbeitete Abrollsohlen und einem nahtlosen Innenschuh. „Ein Diabetikerschuh muss heute nicht mehr hässlich sein: Die Schuhe unterscheiden sich im Vergleich zum normalen Schuhwerk auf den ersten Blick nicht “, betont Moosmann. Auch die professionelle Fußpflege, bei der die Kosten zum überwiegenden Teil von den Krankenkassen übernommen werden, bilde einen wesentlichen Bestandteil der Prophylaxe des diabetischen Fußsyndroms. (fp)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.