Fieberkrampf bei Kindern: Keine Panik!
10.03.2014
Für Eltern ist es meist ein Schock, wenn sie sehen, wenn ihr Kind im Fieber plötzlich am ganzen Körper zuckt, die Augen verdreht und nicht mehr reagiert. Besonders dramatisch ist dabei, dass es oft die ganz Jungen trifft, die eben erst dem Säuglingsalter entwachsen sind. Doch Experten meinen, dies ist kein Grund in Panik zu verfallen.
Erschreckender Anblick für Eltern
Nicht nur für Eltern ist es ein erschreckender Anblick, wenn ein Kind mit Fieber plötzlich die Augen verdreht, nicht mehr reagiert und sich in Krämpfen windet. Wenn es sich dabei um Kleinkinder handelt, steckt jedoch oft ein Fieberkrampf dahinter und der ist in der Regel harmlos. Die Erziehungsberechtigten sollten deshalb nicht in Panik verfallen. Dr. Claudia Nußbaum, Ärztin am Haunerschen Kinderspital in München kann die Ängste der Eltern verstehen und so sagte sie laut Presseberichten: „Für sie ist so ein Anfall schon sehr beängstigend.“ So ähnlich äußerte sich auch Dr. Ingo Borggräfe, Oberarzt für Neuropädiatrie und Leiter der Abteilung für Kinderepileptologie des Epilepsiezentrums der Ludwig-Maximillians-Universität München: „Die meisten denken, das sei lebensbedrohlich.“
Beim ersten Fieberkrampf Arzt rufen oder in die Klinik
Es steckt jedoch nur äußerst selten eine Epilepsie dahinter, wenn Kleinkinder Fieber haben und einen Krampfanfall mit Muskelzuckungen erleiden. Sehr oft handelt es dabei um einen Fieberkrampf. „Lebensbedrohlich ist ein solcher so gut wie nie“, so Borggräfe. Vor allem in den Wintermonaten, wenn besonders viele Kinder erkältet sind, steigt die Anzahl der Betroffenen. Meist handelt es sich dabei um Kinder, die wenigstens sechs Monate, aber nicht älter als fünf Jahre sind. Von den Kindern in diesem Alter sind etwa zwei bis fünf Prozent von Fieberkrämpfen betroffen. Laut Borggräfe liegt der Altersgipfel bei 18 Monaten. Auch wenn diese Krämpfe fast immer harmlos seien, rät der Experte Eltern trotzdem dazu, einen Arzt zu rufen oder mit dem Kind in die nächste Klinik zu fahren, wenn ein Fieberkrampf das erste Mal auftritt. Dies deshalb, da zwar eine erhöhte Temperatur sehr häufig der Auslöser des Anfalls ist, aber auch andere Ursachen dahinter stecken könnten, die mit Fieber einhergehen und schnell behandelt werden müssen. So könnte beispielsweise auch eine Hirnhautentzündung einen Krampfanfall auslösen.
Fiebersenkende Mittel verhindern keinen Fieberkrampf
Ein Arzt kann eine solche Entzündung meist schon anhand der Beschwerden und der Umstände des Anfalls ausschließen und daher werde eine Untersuchung des Nervenwassers in der Regel nicht nötig. Viel häufiger fürchten Eltern bei einem Fieberkrampf ihres Kindes ohnehin, dass es sich um Epilepsie handeln könnte. Wie Borggräfe jedoch meint, ist gerade das fast nie die Ursache dafür. Der Verdacht lässt sich zudem bei den seltenen Fällen, bei denen es einen Hinweis darauf gibt, mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) abklären. Ärzte werden Kinder meist schnell wieder entlassen, wenn sowohl Epilepsie als auch eine Hirnhautentzündung ausgeschlossen wurden. Vor allem wird sich dann darauf beschränkt, die Ursache des Fiebers zu finden. Wenn zum Beispiel eine bakterielle Infektion, etwa des Mittelohrs, der Atem- oder Harnwege, dahinter steckt, wird diese mit Antibiotika behandelt. Es lasse sich dadurch jedoch nicht verhindern, dass es erneut zu einem Fieberkrampf kommt, auch nicht mit fiebersenkenden Mitteln, erklärte Borggräfe. Es werden aber dennoch fiebersenkende Maßnahmen bei einem Infekt empfohlen, um das Wohlbefinden des Kindes zu fördern.
Bei Anfall Kinder in die stabile Seitenlage bringen
Für Eltern ist es vor allem wichtig, zu wissen, wie sie sich bei einem Fieberkrampf verhalten sollten. Sie sollten ihr Kind dann möglichst in die stabile Seitenlage bringen „oder zumindest auf die Seite drehen“, wie Dr. Nußbaum erklärte. Dies als Sicherheitsmaßnahme, falls es erbricht. Eltern sollten vor allem nicht versuchen, ihrem Kind was zwischen die Zähne zuschieben, wie das manchmal im Fernsehen zu sehen ist. Dies ist gefährlich da damit Schäden an den Zähnen angerichtet werden können oder auch weil Kinder kleinere Gegenstände inhalieren könnten, so die Ärztin. Außerdem sollte man nicht versuchen, seinem Kind Flüssigkeit einzuflößen. Auch wenn ein Anfall normalerweise nach ein paar Minuten von selbst wieder aufhört, sollten Eltern gleich zu dessen Beginn auf die Uhr schauen. Wenn ein Fieberkrampf sehr lange dauert, sollte ein Notarzt den Anfall mit einem Medikament stoppen. Als kompliziert gelten Krampfanfälle, die länger als eine Viertelstunde anhalten oder sich innerhalb von 24 Stunden wiederholen.
Kinder verlieren Anfallsneigung im Laufe der Jahre
Der Grund, warum es vor allem die ganz Kleinen so häufig trifft, liegt wohl am Entwicklungsstadium, in dem sich ihr Gehirn in diesem Lebensabschnitt befindet. Das gesunde Gleichgewicht der Botenstoffe gerät bei Kindern im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren besonders leicht durcheinander. Zudem mache Fieber das Gehirn anfälliger für einen Anfall, erklärte Borggräfe. Wenn beides zusammenkommt, kann dies einen Fieberkrampf auslösen. Die Veranlagung spiele wohl auch eine Rolle. „Fieberkrämpfe treten in manchen Familien gehäuft auf“, so Nußbaum. In etwa 20 Prozent der Fälle erleidet auch das Geschwisterchen einen Fieberkrampf, wenn bereits ein Kind betroffen ist. Bei eineiigen Zwillingen liege die Wahrscheinlichkeit sogar bei etwa 50 Prozent. Eltern müssten damit rechnen, dass ihr Kind einen erneuten Krampfanfall erleiden wird, wenn dies schon mal der Fall war. Zumindest ist das bei etwa jedem dritten Kind so. Doch das Kind wird diese Anfallsneigung verlieren, wenn es älter wird. Wie Borggräfe zudem beruhigt, ist auch die Sorge, dass bei einem neuen Anfall Gehirnzellen absterben und das Kind vielleicht sogar in seiner geistigen Entwicklung zurückbleiben wird, unbegründet.
Impfung löst keinen Fieberkrampf aus
Dr. Nußbaum erklärte außerdem, dass eine Impfung nicht die Ursache eines Anfalls sei. Dies vor dem Hintergrund, dass manche Eltern eine Impfung als Auslöser in Verdacht haben, da gerade im Kleinkindalter viel Impfungen anstehen. Allenfalls indirekt könnte eine Impfung zu einem Fieberkrampf führen, da manche Kinder darauf mit Fieber reagieren, was wiederum einen Anfall auslösen könnte. „Aber nicht die Impfung selbst“, wie Nußbaum erklärte. Auch wenn Eltern einen erneuten Fieberkrampf nicht verhindern können, haben sie trotzdem die Möglichkeit, zumindest ein Notfallmittel bereitzuhalten, wenn der Anfall länger als ein paar Minuten anhält. Dabei ist für den Einsatz bei Fieberkrämpfen nur ein Medikament in Form einer Rektiole zugelassen, das wie ein Klistier in den After eingeführt wird. Wie Borggräfe meinte, sei dies aber während eines Anfalls oft schwierig oder gar nicht möglich. Daher gebe es auch ein Mittel, welches per Plastikspritze in den Mund geträufelt und über die Schleimhaut aufgenommen wird. Dieses ist jedoch formal nur für Kinder mit Epilepsie zugelassen und nicht bei Fieberkrämpfen. (sb)
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