Vor allem Mädchen betroffen: Pubertät startet bei vielen Kindern immer früher
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder immer früher in die Pubertät kommen. Vor allem bei Mädchen wird dieses Phänomen beobachtet. Bei ihnen beginnt sich der Körper oft schon im frühen Grundschulalter zu verändern. Ursache dafür könnten womöglich bestimmte Umweltgifte sein.
Weibliche Brustentwicklung beginnt schon ein Jahr früher
Mädchen kommen immer früher in die Pubertät. Das hat sich in einer älteren dänischen Studie gezeigt. Die wissenschaftliche Untersuchung, an der 1.000 Mädchen beteiligt waren, ergab, dass die Brustentwicklung heute durchschnittlich ein Jahr früher beginnt als vor 20 Jahren – etwa im Alter von neun Jahren und zehn Monaten. Laut den Studienautoren unterstreichen die Studienergebnisse den langfristigen Trend, dass das Durchschnittsalter, in dem Mädchen in die Pubertät kommen, stark zurückgegangen ist. Im 19. Jahrhundert lag es demnach noch bei rund 15 Jahren.
Schwerwiegende Folgen für die körperliche und emotionale Gesundheit
Zwar weisen manche Experten darauf hin, dass eine frühe Pubertät nicht krankhaft ist, doch es gibt sehr wohl Hinweise, dass damit gesundheitliche Risiken einhergehen.
So stellten etwa britische Wissenschaftler fest, dass früh in die Pubertät kommende Mädchen als Erwachsene häufiger adipös werden.
Und US-amerikanische Forscher berichteten über eine Studie, die Hinweise darauf lieferte, dass eine frühe Pubertät bei Mädchen ein Warnsignal für spätere Depressionen sein kann.
Auch die dänischen Experten thematisierten die schwerwiegenden Folgen für die körperliche und emotionale Gesundheit von Mädchen durch eine frühe Pubertät.
So gebe es die Befürchtung, dass Betroffene ein höheres Risiko für Brustkrebs und Herzerkrankungen haben, da sie viel stärker dem Sexualhormon Östrogen ausgesetzt sind.
Und: „Wenn Mädchen früh reifen, bekommen sie schon früh jugendliche Probleme und sind später anfälliger für Krankheiten“, sagte Studienleiter Dr. Anders Juul vom Kopenhagener Universitätskrankenhaus laut einem Bericht der britischen Zeitung „Daily Mail“.
„Wir sollten uns darüber Sorgen machen, unabhängig davon, was die Gründe dafür sein könnten“, so der Experte.
„Es ist ein deutliches Zeichen dafür, dass etwas unsere Kinder beeinflusst; sei es Fastfood, Umweltchemikalien oder mangelnde körperliche Aktivität.“
Phänomen könnte verschiedene Ursachen haben
Richard Stanhope, ein Experte für Hormonstörungen, weist in der „Daily Mail“ auf weitere Probleme hin:
„All die Dinge, die wir als Teenager erleben, sind schwer genug zu bewältigen, aber wenn sie mit zehn oder elf Jahren passieren, sind sie viel schlimmer.“
Diese Kinder hätten auch ein „viel höheres Risiko, sexuell missbraucht zu werden“, so der Fachmann.
Wie in der Zeitung weiter berichtet wird, nehmen Wissenschaftler an, dass das Phänomen der früheren Pubertät auch auf steigende Fettleibigkeit (Adipositas) und Veränderungen in der Ernährung zurückzuführen sein könnte.
Auch Bewegungsmangel und Junkfood könnten eine Rolle spielen.
Im Verdacht steht zudem der Weichmacher Bisphenol A (BPA), der oft in Plastikgegenständen sowie in der Auskleidung von Konserven- und Getränkedosen vorhanden ist.
Dr. Juul testete Blut- und Urinproben der Mädchen, um festzustellen, ob eine Verbindung nachgewiesen werden kann.
Gesundheitsgefährdende Chemikalie
Schon in früheren Untersuchungen hat sich gezeigt, dass Bisphenol A unsere Gesundheit bedroht.
Laut Fachleuten können durch den Stoff unter anderem Nerven geschädigt und sogar Krebs ausgelöst werden können.
Zudem soll BPA Auswirkungen auf den Hormonhaushalt haben. Womöglich ist die Chemikalie auch Auslöser für Lebensmittelallergien.
Außerdem deuten Studien auf einen Zusammenhang zwischen einem erhöhten BPA-Spiegel im Blut und Diabetes, Herz-Kreislaufproblemen, fehlender Libido oder auch Adipositas hin.
Stimmbruch mit 12 Jahren
Das Phänomen der immer früheren Pubertät wird aber nicht nur bei Mädchen beobachtet. Auch Jungen seien davon betroffen, wie Richard Sharpe vom „Medical Research Council“ in Edinburgh erklärte.
Laut dem Wissenschaftler sei festgestellt worden, dass in Schul-Chören immer mehr Jungen schon mit 12 oder 13 Jahren ausscheiden – weil sie bereits in diesem Alter in den Stimmbruch kommen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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