Eltern sollten sich bei Norovirus-Infektion der Kinder schützen
30.09.2012
Derzeit leiden mehrere tausend Schulkinder in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Thüringen an Durchfall und Erbrechen. Wie es zu der Virusinfektion kam, ist bislang noch unklar. Eltern sollten bei einem Norovirus-Verdacht ihrer Kinder unbedingt darauf achten, nicht mit dem hochinfektiösen Erbrochenen in Berührung zu kommen. Ärzte raten zum Tragen von Einweghandschuhen und eines Mundschutzes.
Bei Norovirus ist hochgradig ansteckend
„Eine Noroviren-Infektion läuft primär als Erbrechenserkrankung ab, die erbrochene Flüssigkeit ist hoch ansteckend“, erklärte der Infektiologe der Uniklinik Bonn, Dr. Peter Walger. „Der Kontakt zu Erbrochenem muss daher auf null reduziert werden.“ Eltern sollten deshalb einen Mundschutz und Einweghandschuhe tragen, wenn sie ihrem Kind, das sich übergeben muss, helfen. In jedem Fall sollten Eltern darauf achten, nicht mit Spritzern in Berührung zu kommen, rät Walger. Zudem sei es zum Schutz vor einer Infektion wichtig, sich nicht mit den Händen im Gesicht zu berühren, da die Viren sonst über den Mund in den Magen gelangen könnten und dort die Erkrankung auslösten.
Walger empfiehlt zudem die Verwendung von alkoholhaltigem Desinfektionsmittel. Damit könnten Türklinken, Telefonhörer oder andere Flächen desinfiziert werden. Auch Krankheitskeime auf den Händen ließen sich mit einem Mittel auf Alkoholbasis abtöten.
Infektion mit Norovirus verläuft „kurz und heftig“
Noroviren sind hochgradig ansteckend und verursachen beim Menschen die viral bedingte Gastroenteritiis, eine Brechdurchfall-Erkrankung, die umgangssprachlich auch als Magen-Darm-Grippe bezeichnet wird. Sie verursachen die Mehrzahl der Durchfallerkrankungen beim Menschen, die nicht durch Bakterien ausgelöst werden. Noroviren sind in Deutschland meldepflichtig.
Laut Walger verläuft eine Infektion mit Noroviren „kurz und heftig“ ab. Im Regelfall habe der Betroffene etwa ein bis eineinhalb Tage mit heftigem Durchfall und Erbrechen zu kämpfen, dann ließe das Erbrechen und manchmal auch der Durchfall nach. Kinder seien häufig bereits nach zwei Tagen wieder gesund. „Die Krankheit ist ohne Arzt ganz gut zu managen“, sagte Walger. Hat der Betroffene zusätzlich Fieber und klagt über sehr heftige Krankheitssymptome, sei ein Arztbesuch jedoch erforderlich. Bei Begleiterkrankungen wie Diabetes, sei es ohnehin notwendig, einen Arzt zu konsultieren. Für ältere und immungeschwächte Patienten kann eine Infektion mit dem Norovirus lebensbedrohlich sein.
Bei Brech-und Durchfallerkrankungen ist besonders der Flüssigkeitsverlust gefährlich. Deshalb sollten Eltern in jeden Fall darauf achten, dass die Kinder ausreichend Wasser oder Tee zusich nehmen. Walger rät außerdem dazu, den Salzverlust auszugleichen. Eine andere Therapie gebe es derzeit nicht. Nach Schätzungen von Experten erkranken jährlich rund 300 Millionen Menschen an dem Magen-Darm-Virus.
Norovirus bei einigen Kindern ermittelt
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums Thüringen in Erfurt erklärte unterdessen am Freitagnachmittag, dass 27 der untersuchten Proben den Norovirus nachwiesen. Noch kann „das Ministerium nicht eindeutig feststellen, dass diese oder eine Ursache war“, so der Sprecher. Allein in Thüringen wurden bis Freitagabend 887 Erkrankungsfälle gemeldet.
„Für eine Festlegung als Ursache für den massenhaften Ausbruch der Durchfallerkrankungen ist es derzeit noch zu früh“, betonte auch ein Sprecher des sächsischen Sozialministeriums. „Weiterhin wissen wir nicht, was die Ursache ist. Um die Ergebnisse zu sichern, werden derzeit labortechnisch weitere Lebensmittel- und Stuhlproben untersucht. In Sachsen wurden bis zum Wochenende 2800 akute Durchfallerkrankungen bei Kindern gemeldet. (ag)
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Bild: Karl-Heinz Laube / pixelio.de
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