Zelten in der Natur reguliert unsere innere Uhr und ermöglicht erholsamen Schlaf
Schlafmangel und ein gestörter Schlaf sind in der heutigen Zeit leider weitverbreitet. Viele Menschen sitzen beispielsweise spät abends noch vor ihrem Computer oder Smartphone. Dadurch wird der Schlaf der Betroffenen beeinträchtigt. Forscher fanden jetzt heraus, dass es einen einfachen Weg gibt, um solche Schlafprobleme zu beheben. Lassen Sie Ihr Smartphone und andere technische Spielereien zu Hause und schlafen Sie mal wieder eine Nacht in einem Zelt.
Die Wissenschaftler der University of Colorado stellten bei einer Untersuchung fest, dass die Schlafprobleme von vielen Menschen schnell und einfach behoben werden könnten. Betroffene müssten einfach nur einige Nächte in einem Zelt übernachten und auf künstliches Licht verzichten. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Current Biology“.
Fernseher, Smartphones und Computer rauben uns den Schlaf
Viele Menschen kennen sicherlich das Problem: Wir wollen abends eigentlich nicht so spät in Bett gehen, gucken dann aber wieder zu lange Fernsehen, sitzen zu lange vor dem Computer oder bewegen uns bis spät in die Nacht in sozialen Netzwerken auf unserem Smartphone. Als Gegenmittel gegen Schlaflosigkeit, Schlafmangel und gestörten Schlaf raten Experten nun dazu, dass Betroffene ihre technischen Geräte zu Hause lassen und einfach mal einige Tage in einem Zelt in der Natur übernachten sollten.
Elektrische Beleuchtung und technische Geräte verschlechtern unseren Schlaf
Die Mediziner stellten fest, dass Menschen etwa zwei Stunden früher schlafen, wenn ihnen der Zugang zu technischen Geräten und elektrischer Beleuchtung vorenthalten bleibt, weil sie einige Nächte in einem Zelt in der Natur übernachten.
Wochenendausflug im Zelt kann die innere Uhr wieder richtig einstellen
Bereits ein Wochenende in der Wildnis der Rocky Mountains in Colorado reichte aus, um die inneren Uhren der Menschen zurückzusetzen. Hier konnte verhindert werden, dass künstliches Licht unser Schlafengehen bis spät in die Nacht verzögert, sagen die Experten. Unsere moderne Gesellschaft hat das Timing der internen Uhren verändert und dadurch wird auch unsere Schlafenszeit beeinflusst, sagt Autor Kenneth Wright von der University of Colorado. Ein Wochenendausflug im Zelt könne diese innere Uhr schnell wieder zurücksetzten.
Mediziner schicken Probanden zum Campen in die Rocky Mountains
Um die Schlaf-verändernden Effekte der natürlichen Umgebung zu erforschen, schickte Autor Wright im Dezember fünf robuste Kollegen im Alter von 21 bis 39 Jahren zu einem sechstägigen Camping-Ausflug in die Rocky Mountains. Sie ließen dabei alle ihre technischen Gadgets zurück. So blieb ihnen nur Sonnenlicht, Mondschein und ein Lagerfeuer zur Beleuchtung.
Teilnehmer waren aktiver und erhielten viel mehr natürliches Licht
Die Camper gingen durchschnittlich zweieinhalb Stunden früher als zu Hause in Bett. Außerdem schliefen sie fast zehn Stunden pro Nacht, sagen die Wissenschaftler. Im Vergleich dazu schliefen sie zu Hause üblicherweise etwa siebeneinhalb Stunden. Die Untersuchung ergab, dass die Teilnehmer tagsüber viel aktiver waren und einem bis zu 13-mal höheren Wert von natürlichem Licht ausgesetzt wurden, als sie typischerweise zu Hause empfingen.
Forscher untersuchen die Melatonin-Werte der Camper
Unmittelbar nach der Reise kehrten die Camper dann ins Labor zurück, wo Wissenschaftler den Anstieg und Fall von Melatonin (dem Schlafhormon) in ihren Körpern untersuchten. Das Melatonin begann mehr als zweieinhalb Stunden früher als vor der Reise aktiv zu werden. So wurde der Körper früher auf den Schlaf vorbereitet. Selbst bei der kleinen Anzahl von Menschen in der Untersuchung, konnten klare Effekte festgestellt werden. Diese waren bei allen Probanden gleich. Wie unsere sogenannte zirkadiane Uhr auf den natürlichen Licht-Dunkel-Zyklus reagiert, ist Teil unserer fundamentalen Physiologie, erläutern die Forscher.
Ähnlicher Versuch wurde bereits im Sommer durchgeführt
Um zu sehen, wie schnell die natürliche Umgebung das Schlafverhalten von Menschen verändern kann, schickte Wright bereits im Juli an einem Wochenende neun Personen im Alter von 19 bis 37 Jahren zu einem Camping-Ausflug in die Berge. Bei diesem Ausflug waren allerdings Fackeln und Taschenlampen erlaubt. Zum Vergleich blieben fünf weitere Testpersonen zu Hause.
Camper gingen auch im Sommer viel früher ins Bett
Schon bei dem Sommer-Ausflug gingen die Wochenend-Camper früher zu Bett als diejenigen, die zu Hause geblieben waren. Der Effekt war am Wochenende stärker ausgeprägt. In modernen Wohnungen mit künstlichem Licht gingen die Probanden fast zwei Stunden später ins Bett, sagen die Wissenschaftler. Durch das Wochenende im Freien wurden die Camper viermal mehr natürlichen Licht ausgesetzt, verglichen mit den anderen Teilnehmern.
Beachten Sie diese Hinweise, wenn Sie keine Lust zum Zelten haben
Für alle Menschen, die überhaupt keine Lust auf Zelten haben, gibt es eine gute Nachricht: Sie müssen nicht zum Zelten gehen, um die Vorteile beim Schlafen zu erlangen. Versuchen Sie am Tag möglichst viel Sonnenlicht zu tanken. Machen Sie beispielsweise einen Spaziergang oder versuchen Sie mehr natürliches Licht in Ihre Wohnung zu lassen, raten die Autoren. Wenn Sie können, halten Sie sich öfter an einem Fenster auf. Sehr wichtig ist auch, dass Sie nachts unbedingt die Lichter dimmen.
Exposition gegenüber künstlichem Licht beeinflusst die innere Uhr
Die Ergebnisse sollte die Menschen dazu inspirieren, dass sie alle Umweltfaktoren betrachten, welche den Schlaf beeinflussen können, anstatt das Schlafverhalten auf die inneren biologischen Faktoren zu schieben, erläutern die Experten. Es gebe viele Menschen, die der Meinung sind, dass sie nicht früh schlafen können, weil es in ihren Genen liegt. In Wirklichkeit ist es aber möglicherweise die Exposition gegenüber künstlichem Licht, welche ihre innere Uhr beeinflusst. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.