Immer mehr junge Menschen erleiden einen Schlaganfall
04.10.2012
Laut Schätzungen der Experten vom Centrum für Schlaganfallforschung an der Berliner Charité erleiden jährlich rund 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Knapp 70.000 Patienten überleben den Vorfall nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nicht. Dabei kann ein Schlaganfall in vielen Fällen verhinderten werden. Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht, zu hohe Cholesterinwerte, mangelnde körperliche Aktivität sowie Vorerkrankungen wie Diabetes gelten als Hauptrisikofaktoren für Schlaganfall.
Schlaganfall kann häufig durch gesunden Lebensstil verhindert werden
Fast jeder Schlaganfall hat eine Vorgeschichte und hätte durch entsprechende Prävention verhindert werden können, heißt es in einer Aufklärungsinitiative der Österreichischen Ärztekammer (ÖAK). „Es gibt Möglichkeiten sich dagegen zu wehren, indem man die Risikofaktoren minimiert. Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen, hohes Cholesterin und mangelnde Bewegung sind alle Lebensstil-Faktoren, die sich ändern lassen", betont ÖAK-Präsident Artur Wechselberger. Bei vielen Schlaganfall-Patienten tritt sogar mehr als einer dieser Risikofaktoren auf. Andere Patienten haben Herzrhythmusstörungen oder Vorhofflimmern, die Blutgerinnsel verursachen und einen Schlaganfall auslösen. „Wir können noch so gute Medikamente entwickeln – wenn die Patienten sie nicht nehmen, dann wirken sie nicht. Die Krux ist, dass die Patienten bei Bluthochdruck oder hohen Cholesterinwerten nichts spüren – daher sehen sie oft nicht ein, warum sie ein Medikament nehmen sollen", berichtet Professor Herbert Watzke, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin. Patienten, die bereits einmal einen Schlaganfall erlitten hätten, seien die kooperativsten, da sie um jeden Preis einen weiteren verhindern wollten.
Schnellstmögliche medizinische Hilfe bei Schlaganfall zwingend notwendig
Karl Max Einhäupl, Neurologe und Stiftungsratsvorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Hilfe, berichtet, dass der Schlaganfall die dritt häufigste Ursache für spät erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter ist. Die Wahrscheinlichkeit für eine vollständige Genesung – ohne dass der Betroffene bleibende geistige oder körperliche Folgen davontrage – steige wesentlich mit der Geschwindigkeit, bis er medizinisch versorgt werde. Es sei deshalb besonders wichtig, dass die typischen Symptome eines Schlaganfalls sowie die entscheidenden Maßnahmen zur Ersten Hilfe bekannt seien.
Zum Erkennen eines Schlaganfalls können drei Fragen hilfreich sein, die auch Laien anwenden können. Erstens kann überprüft werden, ob der Betroffene seinen Mund zu einem gleichmäßigen Lächeln formen kann. Als Zweites wird getestet, ob der Patient beide Arme gleichmäßig mit den Handflächen hoch halten kann. Zuletzt soll der Betroffene einen einfachen Satz nachsprechen. Fallen die drei Tests negativ aus, handele es sich zu 95 Prozent um einen Schlaganfall und der Patient müsse sofort ins Krankenhaus, berichtet Einhäupl. Aber auch bei einem nicht eindeutigen Ergebnis sei es ratsam, den Notarzt zu rufen.
Unter 30 Jahren mehr Frauen und über 30 mehr Männer von Schlaganfall betroffen
Laut Aussagen von Experten sind etwa 80 Prozent der Schlaganfall-Patienten über 60 Jahren alt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prognostiziert bis 2025 für die EU-Länder eine gravierende Zunahme bei den Erst-Schlaganfälle von 36 Prozent (von 1,1 Millionen im Jahr 2000 auf 1,5 Millionen bis 2025).
Besonders dramatisch sehen Experten die Entwicklung bei den sogenannten „juvenilen Schlaganfälle“, die bei Menschen im Alter von 18 bis 50 Jahre auftreten. In dieser Altersgruppe steigen die Zahlen ebenfalls deutlich an und machen derzeit etwa acht Prozent aller Schlaganfälle aus. Während bei den 18- bis 30-Jährigen mehr Frauen betroffen sind, erleiden ab 30 mehr Männer einen Schlaganfall. Häufigste Ursache ist ein ungesunder Lebensstil.
Bei der Behandlung von Schlaganfällen gibt es verschiedene Therapien. Bei Blutgerinnseln, die zur Gefäßverstopfung führen, werden vor allem Infusion mit gerinnungshemmenden Medikamenten eingesetzt, die das Gerinnsel auflösen. Hirnblutungen bedürfen dagegen in der Regel gerinnungsfördernder Arzneien. Als besonders gut und umfassend gilt die Behandlung in sogenannten Stroke-Units, die auf die Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert sind. Die Patienten werden dort intensiv von einem Team aus Neurologen, Kardiologen, Neuro- und Gefäßchirurgen sowie Radiologen betreut. Derzeit gibt jedoch erst 229 Kliniken deutschlandweit, die über eine Stroke-Unit verfügen. (ag)
Lesen Sie auch:
Einfache Fragen zur Schlaganfall-Diagnose
Passivrauchen erhöht das Schlaganfall-Risiko
Immer mehr Kinder erleiden einen Schlaganfall
Olivenöl mindert Schlaganfall-Risiko
Mittelmeer-Küche senkt Herzinfarkt-Risiko
Schlafmangel begünstigt Schlaganfall & Herzinfarkt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.